Restschuldversicherung

Banken besser als ihr Ruf

Foto: © Kai Hartmann Photography / BaFin

Immer wieder haben Verbraucherschützer sich kritisch zum Thema Restschuldversicherungen geäußert. Das hat die BaFin veranlasst, im Sommer 2016 eine Marktstudie zu diesem Thema durchzuführen. Befragt wurden 33 Versicherungsunternehmen und 34 Kreditinstitute, die die gesamte Marktbreite repräsentieren.

Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse sind dabei teilweise durchaus überraschend. Zum einen ist der Markt für Restschuldversicherungen mit bis zu 8,2 versicherten Personen offenbar größer als bisher angenommen. Das aber ist nicht etwa einer verbreiteten Praxis der Banken geschuldet, Kreditnehmern die Versicherungsverträge aufzudrängen, wie es Verbraucherschützer immer wieder kritisiert haben. Sondern die Mehrzahl der befragten Banken vergibt tendenziell mehr Verbraucherdarlehen ohne als mit Restkreditversicherung. Drei Banken - das sind fast neun Prozent der Stichprobe - haben sogar gar keine Restschuldversicherung im Angebot, sodass sich im Ergebnis eine Quote von rund 70 Prozent ergibt, die - wenn überhaupt - maximal 50 Prozent ihrer Kredite mit einer solchen Police absichern.

Auf die Branche insgesamt bezogen, konnte die Studie somit den immer wieder kritisierten Abschlussdruck auf die Kunden nicht belegen. Das deckt sich mit den Ergebnissen der letzten GfK-Studie im Auftrag des Bankenfachverbands aus dem Jahr 2016, wonach 74 Prozent der Kreditkunden keine Restschuldversicherung abgeschlossen haben - eine Quote, die sich im Zeitverlauf nicht nennenswert verändert hat und seit 2009 zwischen 71 und 76 Prozent schwankt. Auch die Zahl der eingegangen Beschwerden (83 waren es 2016) ist laut BaFin angesichts der Größe des Marktes überraschend gering. Ein "Beschwerdeschwerpunkt" ist das nicht.

Im Einzelfall kann das natürlich anders aussehen. Und so kommt auch die Ba-Fin-Studie zu dem Ergebnis, dass möglicherweise in einzelnen Kreditinstituten gezielte Strategien zum Einsatz kommen, mit denen wirksam überdurchschnittlich viele Kunden zum Abschluss von Restschuldversicherungen veranlasst werden können.

- Hinweise gab es zum Beispiel dahingehend, dass es - wiederum in Einzelfällen - Vorgaben zu einer bonitätsabhängigen Verknüpfung zwischen der Bereitschaft zur Darlehensvergabe und dem Abschluss einer Restschuldversicherung geben könnte, sprich dass bonitätsschwache Kunden nur dann einen Kredit erhalten, wenn sie eine entsprechende Versicherung abschließen. Dabei bleibt der Untersuchung zufolge offen, ob diese Verknüpfung transparent aufgezeigt wird.

- Beim Online-Abschluss einer der befragten Banken erweckt die Konstruktion den Eindruck, als müsse der Kunde die Versicherung in der Menüführung ausdrücklich abwählen. Diesem Punkt will die BaFin nachgehen.

- Bestätigt hat sich auch die von Verbraucherschützern geäußerte Vermutung, dass die von Versicherungsunternehmen an die Kreditinstitute geleisteten Provisionen teilweise außerordentlich hoch sind und insofern einen Anreiz darstellen, möglichst viele Restschuldversicherungen mit einer möglichst hohen Prämie zu verkaufen.

- Und bei zwei der befragten Versicherungsunternehmen liegt die Anzahl der Widerrufe doppelt so hoch wie die der gemeldeten Kündigungen. Auch das ist ein Thema, dem die Aufsicht nachgehen will.

Insgesamt kommt die Branche in der Studie aber recht gut weg - sehr viel besser jedenfalls, als es die in den Medien immer wieder aufgebauschte Kritik am Thema Restschuldversicherung hätte vermuten lassen. Soweit kann die Branche zufrieden sein. Der Bankenfachverband hat sich auch nicht die Gelegenheit entgehen lassen, die Botschaft der Studie weiterzuverbreiten. Die Sache hat nur einen Haken: Negativschlagzeilen machen aus Sicht der Medien weit mehr her. Und es ist eine Binsenweisheit, dass sich Negatives dem Gedächtnis weit mehr einprägt als Positives. Es wird also doch etwas hängen bleiben. Red.

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