Bankenchronik

10. Dezember 2008 bis 18. Dezember 2008

In Frankreich wurde ein mit zunächst insgesamt 20 Milliarden Euro ausgestatteter Staatsfonds gestartet. Die Mittel kommen vom Staat selbst (sechs Milliarden Euro) und der ebenfalls staatlichen Caisse des Dépôts et Consignations (CDC; 14 Milliarden Euro). Sie können durch die Aufnahme von Krediten aufgestockt werden.

Nachdem die Übernahme der Citibank in Deutschland (Citibank Privatkunden AG & Co. KGaA) durch die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel im Juli angekündigt worden war, ist die Transaktion Anfang Dezember 2008 abgeschlossen worden. Der Verkaufswert für die einstige Kundenkreditbank (KKB) lag wie vorgesehen bei 4,9 Milliarden Euro. Der Übereinkunft zufolge dürfen bis Mitte 2010 keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen und keine operativen Einheiten ins Ausland verlagert werden.

Die insolvente und unter Chapter 11 operierende US-Investmentbank Lehman Brothers veräußert ihre Vermögensverwaltungssparte einschließlich der Fondstochter Neuberger Berman. In einem Management-Buy-out erwirbt das Spar-ten-Management ein Paket von 51 Prozent an der dann ausgelagerten Asset-Manage-ment-Einheit. Die restlichen Anteile verbleiben bei der Bank. Der Kaufpreis wird auf 2,15 Milliarden US-Dollar beziffert.

Ab Anfang 2010 können die USA Steuersünder auch im Fürstentum Liechtenstein verfolgen. Ein entsprechendes Abkommen haben beide Länder Anfang Dezember 2008 unterzeichnet. Bei einem nach US-Recht begründeten Verdacht auf Steuerdelikte von US-Bürgern mit Vermögenswerten in dem Fürstentum soll demnach das Bankgeheimnis aufgehoben werden. Gleichgerichtete Verhandlungen laufen zwischen Liechtenstein und der EU.

Die Volkswagen Financial Services AG, Braunschweig, und ihre Direktbanktochter VW Bank, haben jeweils Anträge auf Staatsgarantien für neu zu begebende Schuldtitel beantragt. Der Sonderfonds für Finanzmarktstabilisierung (SoFFin)

will zügig über die Anfrage entscheiden. Auch andere Autobanken prüfen eine Inanspruchnahme der staatlichen Mittel.

Die Bewältigung der Finanzmarktkrise hat die Initiative Finanzstandort Deutschland (IFD) offiziell in ihr Aufgabenprofil aufgenommen. Dementsprechend will die Vereinigung von Instituten der deutschen Kredit- und Versicherungswirtschaft, Deutscher Börse, Bundesbank, Bundesfinanzministerium und Spitzenverbänden der Finanzwirtschaft künftig Maßnahmen, Konzepte und Vorschläge dazu erarbeiten. In Zusammenarbeit mit dem Bundesfinanzministerium soll die IFD unter anderem neue Regulierungen im Finanzsektor begleiten.

Die Finanzplätze Moskau und Frankfurt wollen künftig eng zusammenarbeiten. Vertreter beider Seiten haben ein entsprechendes Kooperationsabkommen vereinbart. Unterzeichner sind der Hessische Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, der Kämmerer der Stadt Frankfurt und der Sprecher des Präsidiums von Frankfurt Main Finance sowie von russischer Seite der stellvertretende Bürgermeister, der Vorsitzende des State Debt Committee der Stadt Moskau und der Generaldirektor der Financial Agency.

Ihren Streit über den deutschen Banken-Rettungsplan haben die EU-Kommission und die Bundesregierung offiziell beigelegt. Die Brüsseler Wettbewerbsaufsicht billigte Mitte Dezember vergangenen Jahres das Berliner Unterstützungspaket. Danach müssen gesunde Banken, die staatliche Finanzspritzen in Anspruch nehmen, zwischen sieben und 9,3 Prozent für die Vergütung zahlen. Banken in Schwierigkeiten müssen mindestens zehn Prozent aufwenden. Zuvor getätigte Änderungen am Rekapitalisierungsplan der Commerzbank AG, Frankfurt am Main, sollen mit den neuen Vorgaben des Berliner Pakets in Einklang stehen.

Von Vermögenswerten und nicht strategischen Aktivitäten in Höhe von 80 Milliarden Euro will sich die HSH Nordbank AG, Hamburg und Kiel, trennen. Die Kerngeschäftsfelder Firmenkunden, Private Banking, Sparkassen und Immobilien sollen stärker als bisher auf Norddeutschland und auf Inlandskunden fokussiert werden. Der Bereich erneuerbare Energien soll seinen Schwerpunkt in Europa haben. Die Bereiche Shipping und Transport bleiben ebenfalls erklärtes Kerngeschäft unter Beibehaltung der globalen Ausrichtung. Transport konzentriert sich künftig vor allem auf die Bereiche Luftfahrt und Infrastrukturfinanzierung. Bereits im September hatte die HSH Nordbank entschieden, das Leasinggeschäft, das Leveraged-Buy- out-Geschäft, das Immobiliengeschäft am Standort New York sowie das Credit Investment Portfolio abzubauen.

Die Hamburger Privatbank M. M. Warburg & CO erwirbt 25,05 Prozent der Schwäbische Bank AG, Stuttgart. Das Anteilspaket wird von der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG, München, übernommen; ein Kaufpreis wurde nicht beziffert. Die weiteren Anteile an dem Bankhaus befinden sich überwiegend in Familienbesitz. Schwerpunkt der Stuttgarter Universalbank ist die Anlageberatung und die Vermögensverwaltung.

Ihre bestehende Vertriebspartnerschaft bauen die Deutsche Postbank AG, Bonn, und die Hamburger Tchibo GmbH durch die Vermarktung weiterer Produkte aus. Ab sofort bietet Tchibo zusätzlich zwei neue Kredit-Produkte der Postbank über seinen Internetauftritt und während Aktionsvermarktungen auch in mehr als 900 Filialen deutschlandweit an. Mit den neuen Privat- und Autokrediten löst Tchibo die bisherigen Kreditangebote ab.

Auf Antrag der US-amerikanischen Securities Investors Protection Corp (SIPC) hat ein New Yorker Bundesgericht die Liquidierung der Wall-Street-Firma von Bernhard Madoff angeordnet, einem ehemaligen Chairman der Technologiebörse Nasdaq. Dem seit Mitte Dezember 2008 verhafteten Unternehmer wird Anlagebetrug in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar vorgeworfen.

Verträge zur Bündelung von zentralen Back-Office-Tätigkeiten haben Allianz Global Investors, Frankfurt am Main, und die Deka-Bank, Frankfurt am Main, unterzeichnet. Das Gemeinschaftsunternehmen Dealis Fund Operations GmbH soll ein Volumen von insgesamt rund 275 Milliarden Euro verwalten. Das operative Geschäft wird Dealis am 1. Januar 2009 aufnehmen. Ein Zusammenschluss der Fondsbuchhaltung der Commerzbank-Tochter Cominvest mit dem neuen Unternehmen werde nach deren Integration in Allianz Global Investors Anfang 2009 geprüft.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X