Gespräch des Tages

Allianz Global Investors - Frühjahrsputz

Wenn man nach dem BVI und als dritte der vier großen Fondsgesellschaften berichtet, bleibt in puncto Marktentwicklung für ein allgemeines (Finanz-)Krisenjahr wie das zurückliegende nicht viel Neues zu erzählen: gravierende Abflüsse insbesondere bei Publikumsfonds, wobei Geldmarktanlagen am stärksten betroffen sind, zu geringes und damit unrentables Restvolumen bei einigen Fonds - die Liste ist hinreichend bekannt. Und doch konnte Allianz Global Investors als Investmentarm des Münchner Versicherers neben einem - wie ebenfalls generell in der Branche - noch einigermaßen passablen institutionellen Geschäft etwas weiteres Positives vermelden: Mit 11,0 Prozent sei die Volumenserosion im Jahr 2008 nicht ganz so stark ausgefallen, wie bei anderen Wettbewerbern. Zum Vergleich: Der Schnitt aller Gesellschaften im Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) lag bei 12,7 Prozent. Der Grund für das AGI-Glück: Rund drei Viertel des verwalteten Vermögens sind in festverzinslichen Anlagen investiert. Zusammen mit der neuen Tochter Cominvest ist Allianz Global Investors, gemessen an der Gesamtheit der betreuten Gelder von 303,0 Milliarden Euro (Publikums- und Spezialfonds sowie freie Assets), die jetzt mit Abstand größte Anlagegesellschaft, gefolgt von DWS/Deutsche Bank mit 187,5 Milliarden Euro, der Deka mit 145,0 Milliarden Euro und der genossenschaftlichen Union mit 116,4 Milliarden Euro. Betrachtet man lediglich das Vermögen in Privatfonds, sind DWS und Deka allerdings weiterhin deutlich größer.

Der Blick auf die genauen Zahlen der Allianz-Anlagegesellschaft zeigt jedoch höhere Abflüsse aus Publikumsfonds als bei allen anderen großen Gesellschaften - stärker als bei Letzteren haben sich auch die Kunden der Versicherungstochter in sichere Bankeinlagen geflüchtet. Damit wird klar, dass der im Vergleich geringere (Gesamt-)Nettomittelrückfluss der KAG allein dem Geschäft mit institutionellen Kunden geschuldet ist. Deswegen will die Allianz-KAG in diesem Segment zukünftig mit ausgefeilteren Produktkonzepten punkten, insbesondere hinsichtlich der Vermögensverwaltung. Aufbauend auf den Erfahrungen aus den vergangenen Monaten erwartet man - wie auch die Branche insgesamt -, dass neben den Anlage- verstärkt die angebotenen Risikokonzepte zukünftig als Differenzierungsmerkmal bei den Institutionellen an Bedeutung gewinnen werden. Die Gunst der Privatanleger wieder für sich erlangen will der Asset Manager aber nicht mit neuen Rentenkonzepten oder modifizierten Geldmarktideen, sondern mit Aktienfonds. Weil man bei dieser Kategorie den Boden nun erreicht, oder zumindest zum Greifen nahe sieht, versucht man dem Anleger Appetit auf diese Fondsgattung zu machen. Nicht ohne Eigeninteresse: Wer in einer Aufschwungphase bei Aktien nicht dabei ist, läuft Gefahr, schnell den Renditeversprechen der Wettbewerber hinterherzulaufen.

Fast ebenso wichtig wie die Performance ist für den Asset Manager aber, nun zügig die Produktpalette zu bereinigen. Denn nicht nur hat die Finanzkrise das Volumen einiger Fonds an den Rand der Existenzberechtigung und teilweise deutlich darüber getrieben. Vielmehr wird es bei der Zusammenlegung des Portfolios mit dem der Cominvest nicht wenige Dopplungen geben, insbesondere beim "Pflichtprogramm". Stolze 500 Fonds verwaltet diese größte KAG. Man könnte streiten, ob der Gesamtmarkt eine solche Breite "braucht", die Allianz-Kunden benötigen sie sicherlich nicht!

Noch keine Bewertungen vorhanden


X