Rechenschaftsberichte

Allianz Global Investors

Das Geschäftsjahr 2008 hat die Versicherungstochter Allianz Global Investors Deutschland (AGI), Frankfurt am Main, bei den Publikumsfonds mit Mittelabflüssen und marktbedingten Kursabschlägen abgeschlossen. Insgesamt 9,9 Milliarden Euro flossen aus den Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Gemischten beziehungsweise sonstigen Fonds ab - mehr als bei allen anderen großen Anlagegesellschaften. Zum Vergleich: Der Deutsche-Bank-Investmentarm mit DWS, DB Advisors und dem Geldhaus selbst hatte ein Minus von 7,6 Mrd. Euro zu verkraften, bei der Deka zogen die Anleger 4,8 Mrd. Euro ab (siehe auch Seite 445 ff.) und bei der genossenschaftlichen Union Investment stand ein Minus von 4,3 Mrd. Euro zu Buche. Lediglich der im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank AG, Frankfurt am Main, mittlerweile zur Allianz-Tochter gehörende Asset Manager Cominvest konnte mit plus 2,6 Mrd. Euro hier ein positives Ergebnis vermelden (siehe Abbildung 1).

Insbesondere aus Geldmarkt- (minus 5,0 Mrd. Euro) und Rentenfonds (minus 6,0 Mrd. Euro) zogen die Allianz-Kunden im Jahr 2008 ihre Gelder ab, ein Muster, das auch im Branchentrend zu beobachten war. Demgegenüber fiel das Minus von 0,5 Mrd. Euro bei den Aktienfonds fast spärlich aus. Als erfreulich bewertet man in diesem Umfeld allein das mit 3,1 Mrd. Euro positive Abschneiden vermögensverwaltender Dachfonds: Insbesondere in dieser Produktgattung hatte der Asset Manager im Rahmen einer aktiven Aufteilung der Vermögenswerte auf unterschiedliche Anlageklassen und Einzelwerte versucht, sich mit entsprechenden Angeboten am Markt zu profilieren.

Stabilisierend wirkte sich derweil das Geschäft mit institutionellen Anlegern aus. Mit einem positiven Mittelaufkommen von 8 Mrd. Euro - davon 5,1 Mrd. Euro in Spezialfonds und 2,9 Mrd. Euro in freien Assets - ging gemessen an den BVI-Zahlen mehr als jeder zweite Euro in diesem Marktsegment 2008 an Allianz Global Investors. Wie auch bei den Dachfonds im Publikumsbereich positioniert sich Allianz-GI hier immer stärker mit Angeboten am Markt, die über die reine Kapitalanlage oder die Administration der Kundengelder hinausgehen. Rund 60% der neuen institutionellen Gelder stammten dabei aus dem Al-lianz-Konzern selbst, der Rest wurde bei Drittkunden akquiriert. Auch die Hälfte des institutionellen Gesamtvermögens von AGI Deutschland entfällt auf die Konzernmutter.

Das verwaltete Volumen reduzierte sich im Rahmen der genannten Abflüsse wie auch erheblicher Kursverluste per Ende 2008 von 290 auf 259,0 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Die Branche insgesamt verweist auf eine Vermögenserosion von 12,7%. Dementsprechend hat sich diese Negativentwicklung auch aus eigener Sicht nicht auf die Wettbewerbsposition ausgewirkt; der Marktanteil lag mit 18,5% laut BVI-Statistik sogar um 0,3 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Unter den großen Gesellschaften standen dabei - gemessen am Vermögen in Publikums- und Spezialfonds sowie freien Assets - insbesondere bei den Gesellschaften der dezentralen Verbünde leichte Verluste zu Buche.

Der Blick auf die Vermögensstruktur der Allianz-KAG zeigt dabei weiterhin eine starke Bedeutung der Rentenfonds: Fast drei Viertel entsprechender Papiere dominieren die Assets under Management. Zudem zeigte diese Gattung trotz Abflüsse zwischen dem Jahresende 2007 und dem 31. Dezember 2008 einen Volumenszuwachs von 182,9 auf 189,7 Mrd. Euro. Demgegenüber ist die Bedeutung der Aktienfonds deutlich geschwunden: Von 63,8 auf 35,0 Mrd. Euro reduzierte sich hier das verwaltete Vermögen.

Zukünftig sollen insbesondere Angebote im Bereich dynamischer Risikosteuerung das Vertrauen der Anleger gewinnen. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2008 habe man bereits erste Erfolge erzielen können, wird in Frankfurt kommentiert. Für die Zukunft erwartet man in einem Umfeld stark steigender Risiken für die Pensionsvermögen von Unternehmen einen großen Bedarf an Konzepten für das integrierte Management von Kapitalanlagen und Pensionsverpflichtungen.

Nicht nur beim Produktportfolio, auch bei internen Abläufen, versucht AGI die eigenen Geschäftsstrukturen auf eine stabilere Basis zu setzen - etwa hinsichtlich der Kosten. So übertrug Allianz Global Investors zum Jahreswechsel ihre deutsche Fondsbuchhaltung und -administration an das gemeinsam mit der Deka-Bank gegründete Joint-Venture Dealis Fund Operations GmbH. Die Gesellschaft sieht sich mit über 2 100 administrierten Fonds und einem Vermögen von über 275 Mrd. Euro als größte Anbieter im Bereich Fondsbuchhaltung in Deutschland. Offen für weitere Partner beziehungsweise Kunden hofft man für die Zukunft auf die Möglichkeit zur Hebung weiterer Skaleneffekte.

Die Aufwand-Ertrag-Relation von AGI Deutschland hat sich im vergangenen Geschäftsjahr im Zuge eines geschrumpften Fondsvermögens deutlich von ehemals 60 auf nunmehr gut 70% verschlechtert. In etwa zwei bis drei Jahren soll hier wieder der frühere Wert ausgewiesen werden. Der genaue Zeitpunkt, zu dem dieses Ziel erreicht werden kann, hänge allerdings nicht zuletzt von der allgemeinen Marktentwicklung ab - bei Prognosen gibt man sich am Main derzeit zurückhaltend. In ähnlichen Größenordnungen hat sich die Kennzahl auch bei der Deka-Bank entwickelt (siehe Rechenschaftsbericht in diesem Heft).

Die größte Herausforderung dabei steht der Versicherungs-Tochter mit der Übernahme der ehemals zur Commerzbank gehörenden und im Rahmen der Dresdner-Bank-Übernahme an den Allianz-Konzern übergegangenen Cominvest per 12. Januar 2009 bevor (siehe auch Gespräch des Tages in Kreditwesen 8-2009). Denn für die ehemals aus der Dreba-Tochter Dit hervorgegangenen AGI bedeutet die Integration des gelben Investment-Managers einen großen Schritt: Mit einem Anlagevolumen von zusammen 303 Mrd. Euro und einem Marktanteil von nach BVI-Rechnung 21,7 Prozent (pro forma per 31. Dezember 2008) hat sich die Gesellschaft zwar gemessen an den Assets under Management einen Vorsprung vor den Wettbewerbern DWS, Deka und Union verschafft. Nun aber gilt es, die beiden Fondsproduzenten betriebswirtschaftlich zusammenzubringen und die Fondspalette um Dopplungen und im Rahmen der starken Mittelabflüsse zu klein gewordenen Vehikel zu bereinigen.

Um die Gesellschaft schlanker und effizienter aufzustellen sollen zudem noch in diesem Jahr Mitarbeiter an den Standorten Frankfurt und Luxemburg in gemeinsamen Geschäftsgebäuden räumlich zusammenführt sowie die IT-Systeme angeglichen werden. Bis 2011, so das Ziel, sollen die Aktivitäten unter dem Dach einer gemeinsamen Kapitalanlagegesellschaft mit der Marke Allianz Global Investors in Deutschland zusammengeführt sein. Einsparungen werde es demnach auch bei den Personalkosten geben, ein dezidiertes Stellenabbauziel wurde jedoch nicht beziffert.

Seit Januar dieses Jahres berichtet Allianz Global Investors auch über die Zahlen der Cominvest. Nach vorläufigen Berechnungen per Ende Februar hat die zusammengefasste Gesellschaft seit Jahresbeginn über alle Vehikel rund 2,1 Mrd. Euro an neuen Geldern eingesammelt.

Als nachhaltigen Wachstumstreiber hat man wie auch schon in den Vorjahren und auch breit in der Branche die kapitalgedeckte Altersvorsorge ausgemacht. Dies gelte sowohl für institutionelle Anleger als auch für Privatanleger. Mit der Allianz Fonds-Basis-Rente bietet der Vermögensverwalter in diesem Jahr erstmals eine staatlich geförderte private Altersvorsorge nach Rürup an, die sich auf den Vermögensaufbau über Fonds konzentriert.

Ende April dieses Jahres hat Allianz Global Investors ein Joint Venture mit dem indischen Finanzdienstleister Bajaj Finserv (BFS) vereinbart. Die Muttergesellschaft Allianz unterhält mit dem Unternehmen bereits zwei weitere Kooperationen im Lebens- und Sachversicherungsgeschäft. An dem neuen Unternehmen, das spätestens in einem Jahr seinen operativen Betrieb aufnehmen soll, werde AGI nach dem Placet der zuständigen Regulierungsbehörden mit 51% und BFS mit 49% beteiligt sein.

Personalien: Aufsichtsrat: Dr. Joachim Faber (Vorsitzender); Geschäftsführung: Horst Eich (Chief Executive Officer, Sprecher), Dr. Thomas Wiesemann (Chief Executive Officer, Sprecher), Oliver Clasen, Matthias Glas, Dr. Michael Korn, Thomas Linker, Dr. Markus Lohmann, Matthieu Louanges, Michael Peters, Tobias C. Pross, Wolfgang Pütz, Ernst Jürgen Riegel, Dr. Herold Rohweder, Dr. Martin Scholz, Neil Sedgwick Dwane, Frank Witt

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