Gespräch des Tages

Auslandsbanken - Längst angekommen

Dass der Verband der Auslandsbanken in Deutschland anlässlich seines 30-jährigen Bestehens an erster Stelle seine gesellschaftspolitsche Verantwortung betont hat, ist kein Zufall und erst recht nicht rein anlassbezogen. Vielmehr passt das fast schon staatstragend klingende Anliegen zum Denken und Handeln der vergangenen Jahre. In vielen regulatorischen Fragestellungen, etwa dem klaren Ja zu einer einheitlichen Umsetzung von Basel III, dem Plädoyer für eine Festlegung von klaren Krisenmechanismen und dieser Tage einem Bekenntnis zu Offenen Immobilienfonds haben die Auslandsbanken sich gleichermaßen deutlich wie eigenständig positioniert. Vielfach Tochtergesellschaften großer international agierender Kreditinstitute treten sie dabei naturgemäß immer wieder als Anwalt für europa- und weltweit gleichartige Wettbewerbsbedingungen auf. So argumentieren sie beispielsweise hinsichtlich der politischen Fortentwicklung Europas klar gegen den Weg der zwei Geschwindigkeiten und für ein einheitliches Europa mit einem harmonisierten Binnenmarkt - so schwer und steinig der Weg dorthin sich auch erweisen möge.

Auch bei der immer noch nicht abgeschlossenen Aufarbeitung der Finanzkrise fehlt es nicht an klaren Worten. Einmal mehr hat Stefan Winter als Vorsitzender des Verbandsvorstandes bei der Jubiläumsveranstaltung die Verletzung von ethischen und moralischen Grundsätzen durch die Banken angeprangert und die Branche in die Pflicht genommen, Missstände offensiv zu benennen und zu beseitigen. Einsichtig hat er eingeräumt, durch Geschäfte in der Vergangenheit den Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit mit verursacht zu haben und nun mit Beharrlichkeit, Nachhaltigkeit und Geduld über lange Zeit die Gunst der Kunden beziehungsweise der Gesellschaft allgemein wieder zurückgewinnen zu wollen. Und nicht zuletzt hat er mit Blick auf das ganz persönliche Umfeld jedes einzelnen Bankers eingefordert, intensiv an einer proaktiven Lösung der Probleme zu arbeiten.

Die Jubiläumsveranstaltung in Frankfurt hat just diese breite Verankerung der Auslandsbanken am Finanzplatz Deutschland demonstriert. Von der Bundes- und Landespolitik über hochrangige Repräsentanten der Stadt bis hin zu Spitzenvertretern der Bundesbank, vielen bankwirtschaftlichen Verbänden und der Frankfurter Banken reichte die Teilnehmerliste. Und am Rande der offiziellen Reden wurde ein um das andere Mal deutlich, wie eng die Auslandsbanken in das Marktgeschehen eingebunden sind. Man kennt sich nicht nur von Anhörungen auf der politischen Bühne, sondern zwischen den hiesigen Instituten aller Bankengruppen und den tendenziell eher kapitalmarktaffinen ausländischen Banken haben sich über nahezu eine Generation hin vielerlei fruchtbare Geschäftsbeziehungen aufgebaut. Das fängt an im Investment Banking von Aktienemissionen bis zum M&A-Geschäft und führt über den hohen Marktanteil bei den Umsätzen an der Eurex bis hin zu den Marktanteilen ausländischer Fonds und börsengehandelter ETFs (siehe Kreditwesen 9-2012). Dank solcher Aktivitäten hat sich die Ende März 1982 von sieben Mitgliedern gegründete Vereinigung der Auslandsbanken in Deutschland mit ihren derzeit rund 30 000 Mitarbeitern in Deutschland und 200 Mitgliedsbanken aus 30 Ländern zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt, von dem maßgeblich der Standort Frankfurt profitiert.

Auch für die hessische Landesregierung war das Jubiläum insofern eine willkommene Gelegenheit die Standortfrage unter einem durchaus heiklen Aspekt offensiv anzusprechen. Denn neben dem generellen Gewicht der deutschen Wirtschaft zählt eindeutig die passende Infrastruktur des Großraums Frankfurt zu den stichhaltigen Argumenten für die Ansiedlung ausländischer Unternehmenseinheiten. Gibt es also eine bessere Gelegenheit, den in der Bevölkerung umstrittenen Ausbau des Flughafens mit seiner offensichtlich zunehmenden und von vielen als lästig empfundenen Lärmbelastung offensiv anzusprechen und zu verteidigen?

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