Gespräch des Tages

Bankenaufsicht - Farbenlehre

Rot, Gelb, Grün - die Bedeutung dieser Farben kennen Kinder schon seit ihren ersten Gehversuchen im allgemeinen Straßenverkehr. Doch auch Banker gewöhnen sich im Alltag und im Umgang mit der Bankenaufsicht mehr und mehr daran. Denn im Jahre 2007 haben BaFin und Bundesbank ihr im Jahre 2006 implementiertes Risikoklassifizierungssystem fortgeführt. Mit Erfolg, wie Karlheinz Walch von der Deutschen Bundesbank auf der Konferenz "Bankenaufsicht im Dialog" ausführte. Denn obwohl im vergangenen Jahr gleich zwei Banken - Sachsen-LB und IKB - nur dank familieninternen Übernahmen beziehungsweise Unterstützung aus allen Bankengruppen vor der Insolvenz bewahrt werden konnten, hätte sich das Frühwarnsystem bewährt, auch wenn es beide Fälle nicht in der ihnen gebotenen Dramatik erkannt hätte.

Insgesamt ist die Risikosituation des deutschen Bankensektors trotz Subprime keineswegs besorgniserregend, auch wenn die schlagzeilenträchtige Berichterstattung mitunter anderes vermuten ließe. Gemessen an den einmal im Jahr erstellten Risikoprofilen, die die Bundesbank entwirft und die von der BaFin finalisiert und beschlossen werden, befinden sich lediglich 4,4 Prozent der Institute im äußerst gefährdeten "roten" Bereich (genannt D), das sind 1,1 Prozentpunkte weniger als noch vor einem Jahr. Dass es sich dabei ausschließlich um Institute mit mittlerer und geringer Systemrelevanz handelt, kann weiter als beruhigend empfunden werden. Auch der Anteil der "orangefarbenen" Institute des Segmentes C liegt mit 12,5 Prozent unter dem Vorjahreswert von 14,2 Prozent. Dagegen nahm die Anzahl der Institute mit höchster Risikoqualität (grün beziehungsweise Klasse A) um fünf Prozentpunkte auf 43,7 Prozent zu. Bei Betrachtung der Risikosituation in den drei Bankengruppen schneiden die Genossenschaftsbanken am besten ab. 43 Prozent der 1 240 Institute befinden sich in A, 42 Prozent in B, 11 Prozent in C und nur 4 Prozent in D. Dahinter folgen die 447 Sparkassen - 44 Prozent in A, 37 Prozent in B, 13 Prozent in C und 6 Prozent in D - vor den 182 Kreditbanken, die mit insgesamt 21 Prozent den größten Anteil in den Klassen C (14 Prozent) und D (7 Prozent) haben, in A und B liegen jeweils rund 40 Prozent.

Die wieder gewachsene Stabilität des deutschen Bankensektors zeigt sich auch am Rückgang der Kreditsonderprüfungen von 103 im Jahr 2006 auf nur noch 35 im Berichtsjahr. Dass die Gesamtzahl der Prüfungen mit 280 (im Vorjahr 287) nahezu unverändert blieb, lag vor allem an den "organisatorisch" bedingten Prüfungen. Allein die auf den § 25 KWG bezogenen Untersuchungen stiegen von 98 auf 112, die Fälle des genaueren Betrachtens der internen Ratingansätze der Banken deutlich von 29 auf 70. Auch in dieser Statistik ragen wiederum die Kreditgenossen heraus. Lediglich knapp sieben Prozent der Prüfungen entfielen auf diesen Sektor, 36,3 Prozent auf die Kreditbanken, 21,8 Prozent auf sonstige Institute und 17,5 Prozent auf die Sparkassen-Finanzgruppe. Im BaFin-Geschäftsbericht 2007 heißt es dazu: "Die deutlich höhere Quote bei den Kreditbanken, den sonstigen Instituten und den Instituten des Sparkassensektors spiegelt zum einen die größere Systemrelevanz dieser Institute im Sinne der Risikomatrix wider. Zum anderen schlagen sich bei diesen Institutsgruppen aber auch die Sonderbelastungen durch die antragsgetriebenen IRBA- und AMA-Prüfungen sowie die gesetzlich vorgeschriebenen Deckungsprüfungen nieder. Beide Prüfungsarten kamen im Genossenschaftssektor kaum vor."

Diesen Ergebnissen zufolge zeigt sich auch bei den "aufsichtlichen Beanstandungen und Maßnahmen" eine Beruhigung gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt gingen sie von 113 auf 94 zurück. Hier sind allerdings nun wiederum die Kreditgenossen besonders betroffen. So wurden 37 Institute wegen gravierender Beanstandungen angeschrieben, bei fünf Genossenschaftsbanken sind sieben Geschäftsleiter von der BaFin verwarnt worden oder es wurde ihre Abberufung verlangt, und bei einer Kreditgenossenschaft hat die Behörde eine sogenannte Maßnahme bei Gefahr verfügt. Neun gravierende Beanstandungen betrafen die Kreditbanken, weitere 19 Institute des Sparkassensektors, wo auch eine Maßnahme gegen einen Geschäftsleiter erfolgte. Angesichts der Fülle der von den Banken zu bewältigenden Themen, von Abgeltungssteuer über Geldwäsche bis MiFiD, sind all diese Zahlen aber keineswegs zu hoch. Im Gegenteil. Und das trotz eines schweren Bankenjahrs 2007 und weiterhin widrigen Rahmenbedingungen im laufenden Jahr.

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