Gespräch des Tages

Fondsgesellschaften - Reichlich Potenzial

Union Investment, die Fondsgesellschaft im genossenschaftlichen Finanzverbund, hat ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2014 hinter sich. In diesem Zeitraum verzeichnete sie ein Nettoneugeschäft von 6,9 Milliarden Euro, im ersten Halbjahr 2013 waren es 6,7 Milliarden Euro. Gleichzeitig sind die Assets under Management im Vergleich zur Jahresmitte 2013 um 21,1 Milliarden Euro auf 218,8 (197,7) Milliarden Euro gestiegen. Für das Plus beim Nettoabsatz war das institutionelle Geschäft verantwortlich: Hier verzeichnete die Gesellschaft einen Nettoabsatz von 4,5 Milliarden Euro gegenüber 4,0 Milliarden Euro im Vorjahr. Insgesamt erreichten die Assets under Management, die Union Investment für institutionelle Investoren verwaltet, 120,6 (108,4) Milliarden Euro. Vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfeldes waren im ersten Halbjahr 2014 bei den Profi-Anlegern vor allem Produkte mit größeren Renditechancen wie Unternehmensanleihen, Hochzinsanleihen und Nachranganleihen gefragt. Darüber hinaus gewannen in diesem Bereich europäische und globale Aktienstrategien sowie Immobilieninvestments an Relevanz.

Währenddessen ist aber das Neugeschäft im Privatkundenbereich und damit das über die Volksund Raiffeisenbanken vertriebene Volumen zurückgegangen. Hier belief sich der Nettoabsatz auf 2,4 Milliarden Euro gegenüber 2,7 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2013. Bemerkenswert ist dabei der Absatz bei einem Produkt, mit dem die Fondsgesellschaft offenbar einen Nerv getroffen hat: Der Löwenanteil der neuen Gelder floss in die seit rund fünf Jahren von Union Investment angebotenen Privat-Fonds, eine Vermögensmanagement-Lösung für Kleinanleger. Sie wird in sechs verschiedenen Varianten angeboten, in denen die Risiken variieren. Der Absatz und das Volumen dieser Fonds haben sich gegenüber dem Vorjahr in etwa verdoppelt: Den Privat-Fonds flossen im ersten Halbjahr 2014 netto 2,0 Milliarden Euro zu, nach 1,1 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2013. Mittlerweile verwaltet die Gesellschaft hierin ein Vermögen von 6,3 (3,0) Milliarden Euro. Der Erfolg der Privat-Fonds spricht dafür, dass Produkte, die dem Privatanleger eine Reduktion in der Komplexität seiner eigenen Anlageentscheidungen versprechen, das Potenzial haben, private Sparer an den Kapitalmarkt heranzuführen.

Dass dies bitter nötig ist, führte Hans Joachim Reinke mit Unterstützung seiner Vorstandskollegen bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen einmal mehr aus. Angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes und des damit verbundenen Versagens des Zinseszinseffektes fordert er eine "Evolution des Sparens". Der Blick auf die Struktur des privaten Geldvermögens zeigt ihm, dass nach wie vor vier von fünf Euro "zinslastig" angelegt sind, das heißt 81 Prozent der privaten Gelder liegen in Einlagen, festverzinslichen Wertpapieren oder Kapital bildenden Versicherungen. Doch die daraus entstehenden langfristigen Folgen seien den Menschen nicht bewusst.

Reinke zufolge nehmen nach einer aktuellen Umfrage von Forsa 31 Prozent der Anleger die niedrigen Zinsen zum Anlass, ihre bisherigen Anlageformen zu überprüfen und zumindest einen Teil ihrer Ersparnisse in chancenreicheren Anlagen zu investieren. Gleichzeitig sehen aber 69 Prozent der Deutschen keinen Grund, ihre Geldanlage aufgrund des Niedrigzinsumfelds und veränderter Biografien zu überdenken. Reichlich Potenzial also für eine Fondsgesellschaft, um Überzeugungsarbeit zu leisten, so mag man denken.

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