Gespräch des Tages

Großsparkassen - Verborgene Schwergewichte in Berlin, Braunschweig und Stuttgart ...

Wenn hierzulande von den Großsparkassen die Rede ist, bleiben mit Berlin, Braunschweig und Stuttgart drei Regionen ausgeblendet, die im Geschäft vor Ort sehr wohl gewichtige Einheiten aufweisen und jeweils die Sparkassenfunktion erfüllen. Sie agieren allerdings nicht als unabhängige Institute mit eigenem Geschäftsbericht, sondern sind den jeweiligen Landesbanken zuzurechnen. Gleich zwei von ihnen sind im laufenden Jahr in die Schlagzeilen geraten: Die Berliner Sparkasse galt als wichtiger Teil im Verkaufsprozess der Landesbank Berlin und attraktiver Zugang zum dortigen Privatkundenmarkt. Und an der Braunschweigischen Landessparkasse hatten sich schon im vergangenen Jahr Meinungsverschiedenheiten zwischen der Stadt Braunschweig und dem für den Sparkassensektor zuständigen niedersächsischen Finanzminister um die zukünftige Ausrichtung entzündet (Kreditwesen 7-2006). Die Stadt empfand die Möglichkeiten zur Einflussnahme auf das zur Nord-LB gehörende Institut mit Sparkassenfunktion als so gering, dass sie in Gestalt des Oberbürgermeisters mit der Neugründung einer eigenen Sparkasse drohte. Ende März dieses Jahres haben die Träger der Nord-LB und die Vertreter der Stadt dann eine Einigung erzielt.

Demnach soll die Umwandlung der Braunschweigischen Landessparkasse zu einer teilrechtsfähigen Anstalt der Bank vorangetrieben werden, verbunden mit einer verstärkten Einbeziehung der Stadt Braunschweig und der anderen Gebietskörperschaften des alten Braunschweiger Landes in die Gremien der Braunschweigischen Landessparkasse. Die Träger haben sich auf weitere Gespräche zur Klärung der noch offenen Detailfragen mit der Stadt verständigt, etwa über Möglichkeiten, sich über eine stille Einlage am Kapital der Nord-LB zu beteiligen. Durch die Rechtskonstruktion der teilrechtsfähigen Anstalt ("Anstalt in der Anstalt" "AidA") erlangt die Braunschweigische Landessparkasse im Außenauftritt wie im Kundenverhältnis Eigenständigkeit und rechtliche Selbstständigkeit. Gleichzeitig bleibt das Institut im Innenverhältnis ein integraler Bestandteil der Landesbank, was nach deren Ansicht den Erhalt vieler betriebswirtschaftlicher Vorteile, aber auch die Nutzung der Chancen und Potenziale aus einem ganzheitlichen, das gesamte Bankgeschäft der Region abdeckenden Auftritt von Sparkasse und Landesbank sicherstellt. Formelle Voraussetzung für die neue Rechtsform der Braunschweigischen Landessparkasse ist eine Änderung des Staatsvertrages über die Landesbank, bei der die Landtage in Niedersachsen, Sachsen- Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mitwirken müssen.

Die BW-Bank in Stuttgart als Dritte im Bunde hat ihre Neuorientierung schon hinter sich. Das Institut arbeitet als rechtlich unselbstständige Anstalt des öffentlichen Rechts innerhalb der Landesbank Baden-Württemberg. Es versteht sich als operativ selbstständige Einheit innerhalb der Landesbank für die Geschäftsfelder des Privat- und Unternehmenskundengeschäfts und legt einen besonderen Fokus auf das Mittelstandsgeschäft in Baden-Württemberg. Die Bank erfüllt dabei auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Stuttgart für die Landesbank auch die Aufgabe einer Sparkasse. Ihr Vorgängerinstitut, die Baden-Württembergische Bank AG, war 1977 aus der Fusion mit der Badischen Bank, der Württembergischen Bank und der Handelsbank Heilbronn hervorgegangen. In 2005 wurde die BW-Bank AG von der Landesbank Baden-Württemberg übernommen und in diese integriert. Sie hat ihren Sitz in Stuttgart und ist im gesamten Südwesten sowie in Dresden, Leipzig und Halle vertreten.

Alle drei dieser Schwergewichte mit Sparkassenfunktion würden es als eigenständige Institute unter die größten 20 ihrer Bankengruppe schaffen, wie sich aus den Eckzahlen der Braunschweigischen Landessparkasse und der BW-Bank unmittelbar schließen lässt. Die Braunschweigische Landessparkasse zählt sich selbst zu den größten Sparkassen in Deutschland. Im Privatkundengeschäft beziffert sie ihren Marktanteil im flächendeckenden Niederlassungsnetz zwischen Helmstedt, Harz und Holzminden auf rund 55 Prozent und im Firmengeschäft auf rund 50 Prozent. Sie betreibt 92 Niederlassungen und 16 SB-Stellen, beschäftigt 917 Betriebsangehörige und 110 Auszubildende und beziffert die Kundenzahl auf mehr als 400 000 (376 000 Privat- sowie 25 000 Geschäfts- und Firmenkunden). Mit dem Gesamtvolumen von über zehn Milliarden Euro und einem Kreditbestand von 7,5 Milliarden Euro bewegt sie sich in einer Größenordnung wie sie etwa die Sparkasse Pforzheim Calw oder die Ostsächsische Sparkasse in Dresden repräsentieren.

... mit sicherem Platz in der Rangliste

Die BW-Bank gibt in einem eigenen Jahresbericht konkrete Eckdaten der Geschäftsentwicklung. So beziffert sie für das Berichtsjahr das von ihren rund 4 000 Mitarbeitern in 213 Filialen erwirtschaftete Aktivvolumen auf etwa 44,1 Milliarden Euro und das Passivvolumen auf 22,8 Milliarden Euro. Mit ihrem Zinsüberschuss von gut 768 Millionen Euro und dem Provisionsüberschuss von knapp 347 Millionen Euro bewegt sie sich in Größenordnungen auf dem Niveau der Haspa, beim Provisionsüberschuss sogar darüber. Bei der Kennzahl Return on Equity weist die BW-Bank mit 22,1 (16,5) Prozent im Berichtsjahr 2006 ebenso eine deutliche Verbesserung auf wie bei der Cost Income Ratio (57,5 nach 59,7 Prozent).

In Berlin schließlich gibt es nur sehr spärliche Daten zu der Geschäftsentwicklung der Sparkasse. Doch geben schon die Zahlen von rund einer Million privater Girokonten, rund 180 Standorten für das Privatkundengeschäft und insgesamt 1,9 Millionen Kunden nach dem Verkauf der Berliner Bank einen ersten Eindruck von der Größe der Bank. Die Summe der Kundeneinlagen von 10,437 Milliarden Euro wie sie im Geschäftsbericht der Landesbank allein für das Segment Private Kunden aufgeführt werden, wird im Bilanzvergleich der Großsparkassen (siehe Seite 1 169) nur von der Haspa und den beiden Kölner Sparkassen übertroffen. Im Firmenkundengeschäft kommen noch einmal 3,159 Milliarden Euro an Kundeneinlagen hinzu. Und auch die in diesem Segment genannten Kundenforderungen von 5,827 Milliarden Euro übertreffen im Übrigen die Vergleichswerte der meisten Häuser im Bilanzvergleich der Großsparkassen.

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