Gespräch des Tages

HSBC Trinkaus - Konsequente Fokussierung

Wer in den vergangenen Jahren verfolgt hat, wie Andreas Schmitz die schon heute sichtbaren Verschiebungen der weltwirtschaftlichen Kräfteverhältnisse einschätzt, der wird sich nicht wundern, dass diese Sicht der Dinge ihren Niederschlag in der strategischen Ausrichtung seines Hauses findet. In seiner Hauptfunktion als Vorstandssprecher von HSBC Trinkaus & Burkhardt ebenso wie in seinem Amt als BdB-Präsident hat er Wirtschaft und Politik in Deutschland und Europa wiederholt davor gewarnt, die massiven Veränderungen der globalen Gewichte zu ignorieren. Bei allen Eintrübungen der Konjunkturdynamik, auch in den Schwellenländern, rechnet er in den Emerging Markets im Vergleich zu den Volkswirtschaften der Eurozone weiterhin mit einem hohen Wachstum. Nach einer Studie des HSBC-Mutterkonzerns werden im Jahre 2050 fast zwei Drittel der 30 stärksten Volkswirtschaften heutige Schwellenländer sein. Entsprechend stellt sich die Düsseldorfer Tochter - unabhängig von vorübergehenden Zwischeneinflüssen - in allen Segmenten auf eine wirtschaftliche Machtverschiebung von West nach Ost und von Nord nach Süd ein.

Insofern kann es nicht überraschen, dass auch im Prognoseteil des aktuellen Halbjahresberichtes von HSBC Trinkaus an vorderster Stelle eine deutliche Expansion im Geschäft mit international agierenden Unternehmen genannt wird. Denn diese Ausrichtung passt in das Profil einer möglichst guten Einbindung in das globale Netzwerk der HSBC Gruppe und unterstreicht die schon im vergangenen Jahr artikulierten Ambitionen im Firmenkundengeschäft, die seinerzeit vorübergehend in einem Interesse an Teilen des Firmenkundengeschäftes der WestLB mündete. Als wichtige Dienstleistungen in diesem aus Deutschland heraus gesteuerten Geschäft nennt die Bank beispielsweise die Führung von Fremdwährungskonten in chinesischen Yuan oder argentinischen Peso oder die lokale Finanzierung von Geschäftseinheiten im Ausland. Zum um 2,3 Prozent auf 116,7 (119,5) Millionen Euro rückläufigen Betriebsergebnis trägt das Firmenkundengeschäft im ersten Halbjahr des laufenden Jahres übrigens 33,4 (29,6) Millionen Euro bei. Das entspricht zum Stichtag einem Anteil von 28,2 (24,8) Prozent. Das Segment hat damit im ersten Halbjahr ebenso seinen Ergebnisbeitrag gesteigert wie der Handel (58,9 nach 30,0 Millionen Euro). Ein nahezu unverändertes Betriebsergebnis wird dem Geschäft mit institutionellen Kunden zugeschrieben (34,0 nach 33,9) Millionen Kunden, und einzig das Segment der vermögenden Privatkunden (11,4 nach 17,2 Millionen Euro) litt aus Sicht der Bank unter einer verhaltenen Geschäftstätigkeit vieler verunsicherter Kunden.

Der Blick auf die wesentlichen Komponenten der Ergebnisentwicklung zeigt gegenüber den Vorjahreswerten einen um 19,9 Prozent auf 89,2 (74,4) Millionen Euro angestiegenen Zinsüberschuss, einen Rückgang des Provisionsüberschusses um 3,1 Prozent auf 190,9 (197,1) Millionen Euro sowie ein kräftig, nämlich um 57,1 Prozent auf 112,3 (71,5) Millionen Euro gestiegenes Handelsergebnis. Im Einzelnen wird der Zuwachs beim Zinsüberschuss zum einen auf den Volumenanstieg von Forderungen an Kunden und Kreditinstitute und zum anderen auf die Erhöhung des Bestandes an Finanzanlagen als Liquiditätspuffer zurückgeführt. Wie schon im Vorjahr standen bei der Risikovorsorge im Kreditgeschäft (minus 1,3 nach minus 12,3 Millionen Euro) einer Zuführung zur Wertberichtigung auf Portfoliobasis höhere Auflösungen von Einzelwertberichtigungen gegenüber. Die starke Erhöhung des Handelsergebnisses schließlich führt die Bank auf einen positiven Sondereffekt im Aktienhandel zurück. Sowohl der Handel mit Aktien und Aktien-/Indexzertifikaten (60,8 nach 38,9 Millionen Euro) als auch die Geschäfte mit Renten und Zinsderivaten (46,6 nach 30,4 Millionen Euro) und im Devisenhandel (6,3 nach 3,7 Millionen Euro), so zeigen es die Notes des Halbjahresberichtes, konnten deutlich gesteigert werden.

Dass sich gleichzeitig der Verwaltungsaufwand um 9,5 Prozent auf 270,6 (247,2) Millionen Euro erhöht hat, führt die Bank maßgeblich auf eine Effizienzinitiative zurück, die eine Rückstellung für Anpassungsmaßnahmen nach sich zog. Auffangen will die Bank diesen Effekt in den kommenden Monaten durch einen moderaten Rückgang der Mitarbeiteranzahl. Während im Halbjahresfinanzbericht die Entwicklung von Löhnen und Gehältern (mit 158,0 nach 134,8 Millionen Euro) im Halbjahresfinanzbericht noch deutlich nach oben weist, will die Bank die bereits im ersten Halbjahr beobachtbare Entwicklung der Sachkosten (Rückgang von 81,4 auf 79,9 Millionen Euro) schon als Indiz für den Erfolg ihrer eingeleiteten Maßnahmen zur Kostenbegrenzung gewertet wissen.

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