Gespräch des Tages

Investmentgesellschaften - Ein guter Jahrgang

Wenn Außenstehende und Betroffene selbst von einem guten Jahrgang
sprechen, ruft das zuweilen Verblüffung hervor. Denn tatsächlich gibt
es immer wieder eine Häufung bekannter Jubilare. Bei Lichte betrachtet
klingt dieses Ritual freilich reichlich bemüht, denn besagtes Attribut
wird nun mal in ziemlich schöner Regelmäßigkeit im wenig
überraschenden Zyklus von zwölf Monaten vergeben. Eindeutig anders ist
das allerdings in der deutschen Investmentbranche. Dort war das Jahr
1956 wirklich ein besonderes. Gleich vier der großen Gesellschaften
haben hier ihre Wurzeln und dürfen dementsprechend im laufenden Jahr
2006 ihr 50-jähriges Jubiläum feiern. Eröffnet wurde der Reigen der
offiziellen Feierlichkeiten von der Union Investment, gefolgt vom Dit
und der DWS, aus steht noch die Deka. Zu den Pionieren der hiesigen
Branche zählt darüber hinaus bekanntlich die schon fünf Jahre früher
gestartete Adig, die dieser Tage gerade eine Neupositionierung im
Rahmen der Cominvest erfährt (siehe rechts). All diese Gesellschaften
haben sich seit einem halben Jahrhundert in der Spitze der hiesigen
Branche festgesetzt und behaupten diesen Platz ziemlich unangefochten,
und zwar mehr oder weniger fest eingebettet in einen
Finanzdienstleistungskonzern beziehungsweise den Genossenschafts- oder
Sparkassenverbund.
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Gerade mit der Betonung der Familienbande haben die Gesellschaften bei
den bisherigen Feierlichkeiten unterschiedliche Akzente gesetzt. Neben
der Produktpolitik, so wurde jedenfalls deutlich, ist auch der
Vertrieb ein wesentliches Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb. Am
stärksten ausgeprägt war in diesem Sinne die Beschwörung des
Zusammengehörigkeitsgefühls bei der Union Investment. Das
Vertriebskonzept der genossenschaftlichen Investmentgesellschaft, so
unterstreicht es auch der Beitrag in diesem Heft, ist besonders stark
auf die Geschlossenheit der eigene Bankengruppe und die Ausschöpfung
des vorhandenen (Nach-hol-)Potenzials ausgerichtet. Eine Einspeisung
von Drittfonds in die Vertriebsaktivitäten soll möglichst kontrolliert
über die Tochtergesellschaft Attrax erfolgen. An der anderen Seite des
Spektrums bewegt sich die Cominvest, die sich in den vergangenen
Jahren recht mühsam auf das von der Muttergesellschaft Commerzbank
propagierte Konzept der Open Architecture einstellen musste, jetzt
aber offensichtlich zunehmend offensiver damit umgehen will. Bei der
Deka lässt sich der Bedarf vieler Kundensegmente nach einem breiten
Universum an erfolgreichen Drittfonds schon seit Jahren ziemlich
elegant über das Konzept der Fondsgebundenen Vermögensverwaltung
steuern, das abseits der offiziellen BVI-Statistik längst mehr als ein
Schattendasein führt (siehe Interview in diesem Heft).
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Noch ein wenig offener in Richtung der so genannten Guided
Architekture tendiert der Dit. Auch dessen Jubelfeier stand unter dem
Eindruck der besonderen Einbindung in die Allianz-Gruppe und deren
Konzept des integrierten Finanzdienstleisters, doch machen die
Absatzzahlen durchaus das Gewicht anderer Vertriebskanäle deutlich.
Und ähnlich offen für breite, auch internationale Vertriebsansätze
zeigt sich die DWS. Durch die maßgebliche Rolle im Asset Management
der Deutschen Bank richtet sich der Fokus ganz anders als bei den
beiden Verbundgruppen weit über das Kundenpotenzial der
Muttergesellschaft im Inland hinaus. Europa steht ebenso im Fokus der
Vertriebsaktivitäten wie Asien. Und besonders auffällig ins Bild
gerückt wurde bei den Geburtstagsfeierlichkeiten der Po(h)l der freien
Vertriebe.

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