Gespräch des Tages

Investmentgesellschaften - (Er-)Klärungsbedarf ähnlich

Der Rückblick auf das Investmentjahr 2011 löst bei vielen Gesellschaften ähnlichen Erklärungsbedarf aus. Denn die Zahlen der Gesamtbranche wie sie sich in der Branchenstatistik des Bundesverbandes Investment und Asset Management BVI niederschlagen (Kreditwesen 4-2012) spiegeln sich auch bei den einzelnen Gesellschaften wider. So unterschiedlich diese Häuser ansonsten auch positioniert sein mögen, zeigte sich das etwa bei der Rechenschaftslegung für das Jahr 2011 bei der Union Investment und Fidelity. Der Tendenz nach haben sich beide Fondsgesellschaften mit Publikumsfonds eher schwer getan und müssen mehr oder weniger heftige Abflüsse erklären, während das Geschäft mit institutionellen Kunden zumindest bei der Union recht gut verlaufen ist. Bei der Union stehen Abflüsse von 2,718 Milliarden Euro bei Publikumsfonds (ohne die Offenen Immobilien-Publikumsfonds) Zuflüsse von jeweils 0,3 Milliarden Euro bei Spezialfonds und sonstigen Formaten einschließlich Advisory entgegen. Fidelity hat Abflüsse in Höhe von 323,0 Millionen Euro aus Publikumsfonds sowie 12,2 Millionen Euro aus Spezialfonds zu beklagen.

Beide Häuser leiden dabei in gewissem Grade unter dem Erfolg früherer Jahre. Die Union Investment muss nach Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen wie schon im Vorjahr kräftige Abflüsse aus dem steueroptimierten Uni-Opti-4 verkraften (minus 2,2 Milliarden Euro), die, bei allen Lichtblicken etwa bei Mischfonds (plus 1,2 Milliarden Euro) sowie bei Offenen Immobilienfonds (plus 537 Millionen Euro), nicht auszugleichen waren. Bei Fidelity macht sich die Abkehr der Anleger aus den Langezeit so erfolgreichen europäischen Aktienfonds (minus 405,4 Millionen Euro) bemerkbar, die trotz aller flankierenden Marketingbegleitung so schnell durch Zuflüsse bei Aktienfonds aus Asien und/oder Schwellenländern (plus 58,427 Millionen Euro) nicht kompensiert werden konnte.

Auch in der Analyse des Umfeldes gibt es eine Parallele: Hatten beide Häuser schon im Vorjahr im Zuge der Finanzkrise auf entscheidende Veränderungen für die Fondsbranche hingewiesen, so sehen sie sich nun in ihrer Einschätzung bestätigt. Fidelity hat auf Basis der Kriterien jährliche Neuverschuldung, Gesamtverschuldung und Demografie mit Blick auf Industrie- und Wachstumsländer eine Welt der zwei Geschwindigkeiten ausgemacht. Auf Jahre hinaus, so die These, werden die westlichen Länder in ihrem Wachstum nicht mehr mithalten können. Das gilt umso mehr, so die zweite Botschaft, als Staatsanleihen allgemein und selbst Bundesanleihen auf absehbare Zeit möglicherweise nicht einmal den Kapitalerhalt bieten. Bei der Union lautet die Kernaussage zum "Neuen Realismus" im Fondsgeschäft ganz ähnlich: Angesichts steigender Volatilität und/oder schneller wechselnder Anlagefavoriten sowie der Regulierung als regelmäßiger wenn auch unkalkulierbarer Einflussgröße der Fondsbranche werden die Kapitalmärkte auf absehbare Zeit nicht mehr zu alten Strukturen zurückfinden und verlangen nach langfristig orientierten Anlagelösungen.

Beide Gesellschaften verknüpfen mit ihrer Zustandsbeschreibung ein Plädoyer für aktives Management und eine langfristige Orientierung. Fidelity knüpft daran die Empfehlung für die Anleger, den Anteil von Engagements der Schwellenländer und/oder Asiens am Gesamtportfolio deutlich zu erhöhen und forciert gleichzeitig die Rolle der bAV am eigenen Geschäft. Und Union Investment hat angesichts seines Hauptvertriebsweges der genossenschaftlichen Primärbanken nicht zuletzt die Ausschöpfung der Möglichkeiten von Fondssparplänen im Auge. 96 Prozent der Genossenschaftskunden und 84 Prozent der eigenen Kunden, so hat man als Potenzial ermittelt, haben noch keinen Fondssparplan abgeschlossen. Von ersten Erfolgen in diesem Segment kann die Union aber auch schon berichten. So konnten im Berichtsjahr 2011 über die Erfolge mit Riester-Produkten hinaus rund 160000 Sparer im Rahmen des Vermögensaufbaus hinzugewonnen werden, die einen Nettoabsatz von 561 Millionen Euro erbrachten. Umgerechnet bedeutet dies einen Anlagebetrag von gut 3500 Euro im Jahr und stattlichen 292 Euro im Monat. Solche Summen sind in der Tat schon eine ansehnliche Basis für einen antizyklischen Vermögensaufbau mit Investmentfonds.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X