Gespräch des Tages

Kapitalmarkt - DAI - altbekannte Probleme

Dem Deutschen Aktieninstitut e. V. (DAI), Frankfurt, macht eine zugegebenermaßen nicht neue - Entwicklung Sorgen: Die Zahl der Aktionäre in Deutschland nimmt ab. Seit dem Jahr 2001 ist sie um insgesamt 2,5 Millionen auf 10,3 Millionen Personen Ende 2006 gesunken. Diese Entwicklung, so formuliert es der Präsident des Institutes, Max Dietrich Kley, "müsste" nun unbedingt beendet und zum Besseren gewendet werden. Doch die Wortwahl zeigt es schon: Der Mann hat in dieser Sache nicht viel Hoffnung. Auch der Erfolg der neuen Anlageklasse Zertifikate verbessere die Aktienkultur in Deutschland nur unzureichend. Denn diese seien eben keine direkte oder indirekte Anlage in Aktien, sondern Schuldverschreibungen.

Wenig überraschend monierte Kley in Frankfurt, dass die am 14. März mit der Unternehmenssteuerreform von der Bundesregierung verabschiedete und für 2009 geplante Abgeltungssteuer eine Benachteiligung derjenigen Anleger verursache, die in Aktien sparen. Mit der Einführung der Steuer werde die Bemessungsgrundlage der Direktanlage in Aktien etwa versechsfacht, nämlich durch die Abschaffung des Halbeinkünfteverfahrens und die Einbeziehung der Kursgewinne in die Besteuerung. Und diese Nachteile müssten beseitigt werden. Die Erfolgsaussichten dieses Anliegens bezeichnete Kley jedoch als recht gering, da der Beschluss ein "politischer Kompromiss" sei, an dem sich nicht leicht rütteln ließe - Änderungsvorschläge machte er trotzdem. Der einfachste davon ist die Senkung der Abgeltungssteuer von 25 auf 20 Prozent, ein anderer ein "kumulierbarer Freibetrag" für Kursgewinne und andere Kapitalerträge von etwa 2 500 Euro jährlich, der bei Nichtausschöpfung in die Zukunft fortgeschrieben werden könne.

Auch aus Sicht der Emittenten hatten Kley und das geschäftsführende DAI-Vorstandsmitglied Rüdiger von Rosen einige Anmerkungen. Letzterer stellte eine Umfrage vor, die das Institut unter börsennotierten Unternehmen durchgeführt hatte. Die Befragten sollten hierin äußern, wie hoch sie Kosten und Nutzen bestimmter Regulierungen einschätzen. Zwischen den Vorteilen für das Unternehmen selbst und den Auswirkungen auf den gesamten Kapitalmarkt wurde unterschieden. Das Ergebnis: Der überwiegende Teil der Maßnahmen im Kapitalmarkt-, Aktien- und Gesellschaftsrecht weist einen negativen Kosten-Nutzen-Saldo aus. Die Grenze zur Überregulierung, so von Rosen, sei vielfach überschritten.

Man müsse also eine Balance zwischen den jeweiligen Ansprüchen der Emittenten und der Anleger finden. Die privaten Investoren, auf deren Schutz die meisten Neu-Regelungen abzielen, würden gar nicht wahrnehmen, dass ihnen damit geholfen werde. Das jährliche Dokument beispielsweise, das eine Zusammenfassung von Pflichtveröffentlichungen des vergangenen Geschäftsjahres darstellt und von den Gesellschaften herausgegeben werden muss, sei vollkommen überflüssig und müsse abgeschafft werden. Es enthalte nur veraltete Informationen. Die Bagatellgrenzen für Directors' Dealings sollten nach Meinung von Rosens angehoben werden. Momentan beträgt der Schwellenwert, ab dem ein privater Handel von eigenen Aktien durch das Management des Unternehmens gemeldet werden muss, für Deutschland 5 000 Euro pro Jahr. Das sei im internationale Vergleich ein ausgesprochen niedriger Wert.

Während zu diesen Themen im DAI-Duo von Rosen und Kley noch Einigkeit herrschte, wurden wenig später unterschiedliche Einschätzungen deutlich: Rüdiger von Rosen bezeichnete den Rückkauf eigener Aktien, der momentan unter börsennotierten Firmen absolut üblich sei, als Fantasielosigkeit und beklagte - wenn auch mit einem unterschwelligen Lächeln - den Mangel an Visionen, der damit einhergehe. Kley hingegen bewertete den Ankauf eigener Aktien als probates Mittel zur Regulierung der Eigenkapitalbasis. Schließlich gebe es in den Unternehmen mittel- und langfristige Investitionspläne und man wisse, welche Mittel man für seine Ziele einsetzen müsse. Alles Geld, was darüber hinaus im Unternehmen vorhanden sei, könne doch für den Rückkauf eingesetzt werden. Der Zahl der Aktionäre hilft das freilich nicht.

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