Gespräch des Tages

Landesbanken - Rücktritt

Hilmar Kopper gebührt abermals Respekt. Denn schon als er, der Deutschbankier (fast) von Kindesbeinen an, als Aufseher zu dieser so scheußlich durchgeschüttelten Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein ging, hieß es aus einer Mischung von Achtung und Mitleid: "Warum tut er sich denn noch so was an?!" Koppers Antwort war schlicht, fast zu einfach für unsere Zeiten. Er wolle, sagte er, der Gemeinschaft dienend etwas von dem zurückgeben, was sie ihm in seinem Berufsleben eröffnet, wenn auch nicht geschenkt habe. Und wahrscheinlich hat es jemanden wie ihn durchaus auch gereizt, noch einmal zu zeigen, was er könne.

Nun, mit seinem verständlichen und vernünftigen Rücktritt vom Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden, mögen manche hämen, Hilmar Kopper habe sich doch überschätzt. Aber das Wort ist nicht richtig: Er hat sich verschätzt. Wo eine Bank in öffentlichem Eigentum steht, ist es nach aller Erfahrung bis heute ausgeschlossen, den Betrieb wie eine Privatfirma zu führen. Denn wenn auch inzwischen die Aggressivität von privaten Aktionären die Verantwortung von Vorständen und Aufsichtsräten gelegentlich bis zur Lähmung des ganzen Unternehmens strapaziert, ist der politische Einfluss auf Staatsbeteiligungen "bei Bedarf" noch größer und härter.

Denn längst haben Politiker sehr schmerzhaft lernen dürfen, dass ihnen "bei Bedarf" die Probleme bei Staatsunternehmen direkt zugerechnet werden. Die jeweilige parlamentarische Opposition schürt, das Wahlvolk bläst, beginnt zu schnauben. Und für Hamburg und Schleswig-Holstein ist nun absehbar, dass sich die Lage der unglücklichen Landesbank "unter Kopper" nicht verbessert hat. Sie rückt einer Abwicklung näher, je mehr sie in der öffentlichen Kritik steht.

Daran ist der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende keineswegs direkt schuld. Was er aber nicht scharf genug gesehen hat, ist jene Stärke und Schwäche insbesondere des öffentlichrechtlichen Bankenverbundes, die ihn für alle, die von außen kommen, so gefährlich macht. Der S-Verbund kennt einander mindestens seit dem gemeinsamen Sparkassenlehrgang. Und zwischen ihm und der kommunalen Politik, zu der ohne Weiteres auch die Länder gehören, ist der Informations- und Handlungsfluss schon immer ein spezieller gewesen. Verbünde sind Einrichtungen von und für Insider. Eigentlich schützt sie das grundsätzlich vor Privatisierung.

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