Gespräch des Tages

Landesbanken - Einen Versuch war es wert

Ob es ein letztes Kapitel eines großen Romans gewesen ist, oder immer noch nicht das Ende einer längeren Geschichte - wer mag sich da wirklich noch festlegen? Die Landesbank aus Bayern hat ihre durchaus maßgebliche Beteiligung an der Landesbank im Saarland soeben wieder vollständig zurückgegeben. Das Geschäftsmodell des renaturalisierten Hauses soll fast ganz und gar ein nächstliegendes sein: eine deutsche Staatsbank als Geschäftsbank für allerlei Grenziges im bilingualen Westen. Das konnten die an der Saar schon letztes Jahr ganz gut, ohne in München anfragen zu müssen. Bei dieser Gelegenheit gleich etwas auch immer schon einmal Angedachtes zu bauen, nämlich eine Landessparkasse aus allen saarländischen Sparkassen plus Landesbank, nein, das mochten die Saarländer auch diesmal nicht. Bürgermeister sind eigen. Und es gibt ja sogar Landschaften, zum Beispiel in Hessen nebst einem bisschen Rheinland-Pfalz, wo sie lieber zwei bis drei Sparkassen in der Kommune pflegen, statt einer, vielleicht etwas stärkeren.

Alle Vergleiche hinken, aber die Landesbanken-Beteiligungen an Landesbanken erinnern doch ein wenig an die Schwierigkeiten des Deutschen Reiches, sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts doch noch ein Kolonialreich zu bauen: Die besten Plätze im Kreditwesen waren längst besetzt. Also begnügte man sich mit Schwesternliebe. Wie war das doch zum Höhepunkt dieses besonderen Verhältnisses? Da besaß die glanzvolle WestLB ein dickes Stück an Mainz und Kiel. Da quälte sich die Nord-LB an Berlin heran. Aber die Hannoveraner, die wenigstens Bremen schon "bei sich" hatten, die kamen partout nicht an den richtigen Norden heran und die Bayern nicht an die Württemberger.

Die Hessen, die gut zu Mainz und dazu noch zur Deutschen Girozentrale gepasst hätten, nein, die wollten sonst nirgendwo hin, nach Düsseldorf nicht, nach Hannover nicht, nach München nicht. Und ausgerechnet die Frankfurter sind dann am erfolgreichsten durch die großen Risiken gekommen, weil sie fast keine hatten, in der Mongolei nicht, in Detroit nicht, auf den Meeren nicht. Und ihr Geschäftsmodell der verbundenen S-Welt auf hessisch-thüringischem Niveau, jüngst glücklich angereichert durch Passendes aus NRW, das gilt nun samt Sündenfall mit der eigenen Sparkasse als das Zukunftsträchtigste überhaupt. Will da noch jemand behaupten, da sei alles logisch gelaufen?

Und wie schnell das alles ganz anders geworden ist als einst so gedacht. Hätte diese mächtige WestLB mit ihrer grenzenlosen Refinanzierung aus der Gewährträgerhaftung und ihrer Einkesselung der deutschen Landesbank-Mitte nicht auch Erfolg haben können? Hätte die LBBW mit eigener Großsparkasse, mit Sachsen und dann auch Mainz nicht auch mehr als den Südwesten beherrschen können? Hätte Bayern nicht endlich die ganze alte K&K-Monarchie von München aus regieren können? Hätte eine (fast) öffentliche Landesbank Berlin nicht doch Großbank-Niveau erreichen können?

Immerhin, immerhin haben sie einmal Ehrgeiz gezeigt. K.O.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X