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Laumersheimer Kirschgarten

Seit einigen Jahrzehnten hat sich dies grundlegend geändert. Spätestens, seitdem das Weingut Knipser in Laumersheim entschied, sich an der Spitze deutscher Weingüter etablieren zu wollen. Seit 1876 ist die Familie hier ansässig. Zu Beginn der 1970er Jahre konzentrierte sich der einstige Mischbetrieb auf die Weinerzeugung und vergrößerte sich auf heute stolze 40 Hektar Rebfläche. Mitte der 1980er Jahre erhöhten die Brüder Volker und Werner Knipser den Rotweinanteil und begannen, ihre Weine im Barrique auszubauen. Sie achteten bei Neuanpflanzungen auf klassische regionale und internationale Sorten aus bestem Pflanzmaterial. 1983 pflanzte Werner Knipser die ersten Spätburgunder-Reben und gewann schon vier Jahre später mit einer trockenen Auslese des Jahrgangs 1985 seinen ersten landesweiten Wettbewerb. Diese Auszeichnung war nur der Anfang einer stolzen Reihe von nationalen und internationalen Preisen.

Hinter diesem Erfolg stehen viele Einzelmaßnahmen: Schon Heinz Knipser, der Vater der beiden heutigen Inhaber, setzte auf einen umweltschonenden Anbau mit der Folge, dass die Rebflächen heute keine Hochleistungsplantagen sind, sondern dass auf ihnen ein naturgegebenes Gleichgewicht herrscht. Ihre Spätburgunder-Reben haben die Brüder Knipser bei einem Veredler in der Bourgogne gekauft und die besten dieser Klone selbst vermehrt. So erhielten sie Reben mit wenigen und kleinen, lockerbeerigen Trauben, die kaum zu Fäulnis neigen. Auch der Ausbau im Barrique - ebenfalls ein "Mitbringsel" aus der Bourgogne, wo Volker Knipser ein Praktikum durchlief spielt eine wichtige Rolle. Die besten Rotweine werden zwei Jahre in kleinen Eichenfässern ausgebaut. Durch das lange Fasslager haben sie die Möglichkeit, optimal auszureifen und sich zu klären. Das Weingut verzichtet darauf, sie zu filtern - ganz nach dem Motto "Zeit ist der beste Filter." Die visionäre Betriebsphilosophie der 1980er Jahre und die akribische Arbeit haben sich ausgezahlt: Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre gehört das Weingut zur deutschen Rotweinspitze.

Die Brüder Knipser haben mit diesen Erfolgen auch bewiesen, dass das Potenzial ihrer Lagen, wie das des Laumersheimer Kirschgartens, unterschätzt worden war. In der Große-Gewächs-Lage bedeckt eine lösshaltige, sandige Lehmschicht den Kalksteinuntergrund. Ihre Stärke variiert zwischen 20 Zentimetern und mehreren Metern. Damit ist die Lage bestens für den Rotweinanbau geeignet. Besonders bei den Spätburgundern spiegelt sich der Charakter des Bodens in der Frucht. Außerdem begünstigen der westlich vorgelagerte Ohlenberg, eine Zypressenböschung und nahe Häusersiedlungen die kleinklimatischen Bedingungen.

Besonders schön zeigt sich die Qualität dieser Lage am Laumersheimer Kirschgarten Spätburgunder Großes Gewächs aus dem Jahr 2004. Mit seinem leuchtenden, tiefen Pinot-Noir-Rot begeistert er schon beim Anblick im Glas. In der Nase breitet sich ein Bukett aus fein gewirkten Aromen von saftigen Schattenmorellen, roten Früchten und Zimt aus. Verführerisch legt sich seine seidige Tanninstruktur mit feiner Säure durchzogen auf die Zunge. Ein extraktreicher, mineralischer und tiefgründiger Rotwein mit viel Finesse und großer Lagerfähigkeit.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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