Gespräch des Tages

LBB - Angriff auf den Pfandbrief

Nur Qualität wird kopiert. Diese Erfahrung mussten Automobilbauer ebenso wie die Hersteller von Sportbekleidung und Luxusartikeln machen - und jetzt trifft es auch noch den Pfandbrief. Dass das exzellente deutsche Refinanzierungsinstrument nachgebildet wird, dürfte eigentlich nicht verwundern, bietet doch kein anderes Instrument so günstige Konditionen für die Refinanzierung bei so viel Sicherheit für den Investor. Erst im vergangenen Jahr hatte die US-Bank Washington Mutual einen Covered Bond nach Pfandbriefvorbild zurechtgestrickt. Für den Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) war dies besonders ernüchternd, hatte er doch mit seinen Mitgliedern über viele Jahre versucht, den Pfandbrief in den USA populär zu machen - leider nicht mit dem gewünschten Erfolg. Umso wachsamer sind die originären Pfandbriefemittenten, wenn sich Nachahmer das äußerst gute, weil durch den Verband intensiv gepflegte Image des Pfandbriefs zunutze machen wollen.

Zumindest in Europa konnten bisher relativ hohe Standards für Covered Bonds durchgesetzt werden. Einzig in Großbritannien ging man mit strukturierten Covered Bonds, deren Sicherheiten nicht gesetzlich vorgeschrieben, sondern auf zivilrechtlichen Verträgen basierten, eigene Wege. Dem Pfandbrief als bedeutendsten Refinanzierungsvehikel in Europa konnte all dies bisher wenig anhaben. Dramatischer ist dagegen, dass jetzt die Landesbank Berlin AG (LBB) mit einem strukturierten Covered Bond den Pfandbrief in seinem Heimatmarkt angreifen will. Im Ausland könne dies durchaus als Fanal wahrgenommen werden.

Es zeigt sich, dass mit dem 2005 in Kraft getretenen Pfandbriefgesetz zwar das seit über 100 Jahren bestehende "Reinheitsgebot" für Pfandbriefe bewahrt, das Instrument im Portfolio der emissionsberechtigten Banken aber unweigerlich abgewertet wurde. Aufgrund des hohen Aufwands ist der Pfandbrief heute nicht immer erste Wahl. Längst dominieren gedeckte Schuldverschreibungen in den Passiva der Immobilienfinanzierer. Zudem bieten MBS und andere innovative Strukturen neue Möglichkeiten für Risikotransfers und Refinanzierung. Diesen wollen und können sich auch die Pfandbriefemittenten nicht verschließen.

So überrascht es nicht, dass Henning Rasche als Präsident des vdp in dem LBB-Vorstoß eine Gefahr für die Homogenität des Pfandbriefmarktes sieht. Mangelt es dem Deckungspool des LBB-Cover-ed-Bonds doch an der Insolvenzfestigkeit des Pfandbriefs und dem Vertragswerk an Transparenz und Aufsicht. Als Vorstand der Eurohypo kann Rasche dagegen gewisse Sympathien für das Produkt nicht verhehlen. Vor allem für kleine Institute, die mangels Masse keine regelmäßige Pfandbriefemission stemmen können, wäre das Vehikel eine Möglichkeit günstiger Refinanzierung. Angesichts der hohen Liquidität am Kapitalmarkt dürften es sich allerdings Banken, die bereits eine Pfandbrieflizenz besitzen, zweimal überlegen, ob sie die nicht unerheblichen (Berater-)Kosten in Kauf nehmen, um einen strukturierten Covered Bond nach LBB-Muster zu entwerfen, wenn sie sich mit dem vorhandenen Pfand-brief-Know-how besser mit Geldmitteln versorgen können. Für den Pfandbrief ist der LBB-Covered-Bond demnach keine Gefahr - eine Herausforderung aber sehr wohl.

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