Gespräch des Tages

Nord-LB - Fast allein aber doch gelassen

Man kann sicher darüber streiten, ob ein Konzernergebnis von 236 Millionen Euro, wie es die Nord-LB im Berichtsjahr 2010 erwirtschaftet hat, für ein Institut dieser Größenordnung nicht viel zu wenig ist. Und ihre Risikovorsorge von 657 Millionen Euro (nach 1,045 Milliarden Euro im Vorjahr) stuft die Bank selbst als mindestens das Doppelte dessen ein, was ihr als langjähriger Mittelwert vorschwebt. In der scheinbar alles beherrschenden Frage der Auswirkungen der Stresstests der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) hat die Bank aber bei der Präsentation ihres Jahresergebnisses 2010 eine demonstrative Gelassenheit gezeigt.

Als Grund für diesen unaufgeregten Umgang mit den wilden Vermutungen über die möglichen Folgen eines Scheiterns an den Stresstest-Kriterien hat sie die Bewertung an den Kapitalmärkten aufgeführt. Als nicht börsennotiertes Institut ist sie dabei nicht tagtäglich den Stimmungen und Schwankungen der Aktienmärkte ausgesetzt. Den üblichen Kreis ihrer Investoren konnte die Bank zumindest in der Phase der Datenerhebung davon überzeugen, ohne unangenehme Risikoaufschläge an ihren Engagements festzuhalten. Das Urteil der Märkte zur Tragfähigkeit des Geschäftsmodells, so lautete jedenfalls der Zwischenbefund der Bank, ist vielleicht doch ein besserer Indikator für die Finanzmarktstabilität der europäischen Banken als politisch motivierte Verfahren wie sie die EBA gerade inszeniert.

Die Gelassenheit der Bank wie der Märkte gründet sich in Hannover und anderswo sicherlich auch auf die immer noch berechtigte Vermutung, dass die deutschen Bundesländer im Zweifel die schützende Hand über ihre Landesbanken halten. Schutzlos ausliefern wollten sich die Nord-LB und ihreEigner einem möglichen Scheitern am Stresstest freilich nicht. Denn inzwischen haben die Träger in Abstimmung mit der Bundesbank Einvernehmen über die Umwandlung der stillen Einlagen und weiterer Kapitalinstrumente in Höhe von 1,2 Milliarden Euro erzielt, die so zeitnah erfolgen soll wie das für die Berücksichtigung im Stresstest und damit dessen Bestehen notwendig ist.

Ähnliche Signale kamen übrigens kurz vor Ostern mit Blick auf die Helaba von der hessischen Landesregierung, die ebenfalls die dortigen spezifischen Hindernisse einer Berücksichtigung der stillen Einlagen aus dem Weg räumen will.

Eine gute Lösung sind solche Nachbearbeitungen freilich nicht, denn allein schon das Procedere rund um die Abläufe des Stresstests nagt am Vertrauen der Märkte, das doch eigentlich gestärkt werden sollte. Egal wie das Experiment Stresstest deshalb diesmal ausgeht, sollte sich die Politik überlegen, ob sie sich aus diesen Dingen nicht besser wieder zurückzieht. Es sollte künftig vielleicht doch wieder der Aufsicht überlassen bleiben, in aller Stille die relevanten Institute zu Stresstests zu bitten. Und wenn sich in diesen durchaus regelmäßigen Überprüfungen zeigen sollte, dass Kurskorrekturen notwendig sind, dann sollten diese möglichst diskret durchgesetzt werden.

Eine Rückkehr zur Normalität ist gleichwohl auch für die Geschäftsausrichtung beziehungsweise die strategische Weiterentwicklung der Nord-LB angesagt. Auch wenn sich die Landesbank zu Recht zugute hält, ohne direkte Staatshilfe durch die Jahre 2008 und 2009 gekommen zu sein und im Krisenjahr 2010 in allen Geschäftsbereichen positive Ergebnisse erzielt zu haben, sollte sie vor Augen haben, dass die Marktverhältnisse im Berichtsjahr insbesondere in ihrem wichtigen Geschäftsfeld Schiffs- und Flugzeugkunden schon viel besser waren als das anzunehmen war. Insofern ist der Ergebnisbeitrag nach Steuern von 230 Millionen Euro im Segment Schiffs- und Flugzeugkunden wie er auf Risikoaktiva von 34,84 Milliarden Euro entfällt, mit Blick auf künftige Ambitionen sicher keine zufriedenstellende Ausbeute.

Und auch das Immobiliengeschäft (Ergebnis nach Steuern von 95 Millionen Euro bei Risikoaktiva von knapp 21,4 Milliarden Euro) leidet nach wie vor unter der bescheidenen Entwicklung der Deutschen Hypothekenbank. Einen gewissen Hoffnungsschimmer bietet lediglich das lange Zeit als ein wenig bemüht belächelte Geschäftsfeld erneuerbare Energien. Mit ihrer in den vergangenen Jahren erarbeiteten Kompetenz im Advisory sowie in Finanzierungsfragen, beispielsweise in Projekten der Offshore Windparks und der Solarparks, eröffnet die veränderte politische Einschätzung in Deutschland, Europa und der Welt an dieser Stelle sicherlich Geschäftschancen.

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