Gespräch des Tages

NRW-Sparkassen - Noch nicht so weit wie gestern

Eine ganze Menge ist hier einfach wie im modernen Leben: Sie feiern zusammen große Feste wie soeben ganz prächtig die Erinnerung an die Sparkasseneinheit der preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen. Sie arbeiten zusammen wie jüngst für das neue Sparkassengesetz ihres gemeinsamen Bundeslandes. Sie erziehen(? ) zusammen gemeinsam Kinder wie die Landesbank, die Landesbausparkasse und zeugen in der Dienstzeit auch sonst noch familiäre Bereicherungen. Sie finden sich zu gemeinsamen Projekten vom "One-Day-Stand" bis hin zu andauernden (Ar-beits-)Beziehungen zusammen. Sie beschwören zusammen die höchsten Werte des kommunalen, gemeinwohligen, gegliederten Sparkassenwesens. Aber - so richtig heiraten, wie es sich für wirklich anständige Leute "wes' Geschlechts auch immer" selbst heute noch gehört, das wollen sie nicht, dazu lassen sie sich fast nichts entlocken. Und sie legen in diesem Zusammenhang auch großen Wert darauf, nachts nicht das zu tun, was gewöhnliche Paare so machen, sondern verweisen auf stundenweit auseinanderliegende feste Wohnorte mit jeweils kompletter Haushaltsausstattung und sehr wohl unterschiedlichen Haushaltskonten.

Wie für jedermann in der Szene aus dieser Lebensskizze erkenntlich, ist hier die Rede von den beiden Sparkassenverbänden des Bundeslands Nordrhein-Westfalen, dem Rheinischen Sparkassen- und Giroverband in Düsseldorf und dem Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverband in Münster. Am 28. September 1881 hatten die Sparkassen im preußischen Rheinland und im preußischen Westfalen den ersten deutschen Verband "seiner Spezies nach" überhaupt gegründet, die Stadt Essen zum Verbandssitz und den Essener Oberbürgermeister Gustav Hache zum Verbandsvorsitzenden gewählt.

Dieses historische Ereignis nun 125 Jahre später mit einem wunderschönen Sparkassenfest in der Essener Philharmonie zu würdigen, ist gerade trefflich gelungen! Nicht einmal die programmatische Rede des amtierenden deutschen Sparkassenpräsidenten Heinrich Haasis zu den aktuellen inneren wie äußeren Angriffen auf das "Prinzip Sparkasse", noch der kommentierende Abriss der Zeitläufe durch Finanzminister Helmut Linssen vermochten die Unbefangenheit der Feierlichkeit zu stören. Nur ein paar knappe Linssen-Sätze haben das Unausgesprochene zartfühlend auszudrücken gewagt: Nach dem Aufgehen ihres ersten Verbandes in der deutschen Organisation "entwickelten die Rheinländer und Westfalen (1891) ein erneutes Bedürfnis nach Gründung eines neuen rheinisch-westfälischen Regionalverbandes ... Halten wir also fest: Die Rheinländer und Westfalen haben ein zweites Mal einen gemeinsamen Verband gegründet. Sehr zweckmäßig und vor allem modern! Ich wiederhole mich zwar nur ungern aber einmal Trendsetter immer Trendsetter. So sollte es bleiben."

1933 ist die zweite Gemeinsamkeit durch preußischen Ministererlass beendet worden. Und warum die beiden Regionalien dann auch in gut sieben Jahrzehnten nicht mehr zu verheiraten gewesen sind, ist jederzeit detailreich zu belegen gewesen - Strukturen und Stimmen, Geld und Größen, Menschen und Standorte schienen bislang alleweil zu unpassend, um passend gestaltet werden zu können. "2009, 2009 vielleicht" wird leise gedeutet. Möglicherweise, so fügen Widerlinge hinzu, könne man bis dahin auch gleich den NRW-Privatbankenverband einbeziehen sowie einige mit dem Frankfurter Zentralismus unzufriedene NRW-Genossen.

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