Gespräch des Tages

Sparen - Das Dilemma von Risiko und Rendite

Das dürfte den vorsichtigen deutschen Sparer freuen: Er sei in der Krise zu einem weltweiten Rollenvorbild geworden, hat die Allianz jüngst in der Neuauflage ihres Global Wealth Reports herausgefunden. Das durchschnittliche Wachstum des deutschen Pro-Kopf-Geldvermögens von 3,4 Prozent pro Jahr liegt demnach über dem westeuropäischen Durchschnitt von 3,1 Prozent. Und seit der Finanzkrise gehört Deutschland - zusammen mit Österreich und den skandinavischen Ländern sogar zur Gruppe der Länder mit den höchsten Vermögenszuwächsen. Im Ergebnis waren die Deutschen im Jahr 2010 so reich wie noch nie, auch weil sie sich in den vergangenen Jahren weiter von privaten Schulden befreit haben. Kurzum: Das Sparen hat sich ausgezahlt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Dass sich auch weltweit ein Trend hin zu sicheren Anlagen feststellen lässt, ist sicherlich den immer wiederkehrenden Unsicherheiten an den Märkten geschuldet. Seit Anfang des Jahrhunderts hat der Anteil von Bankeinlagen am Vermögensportfolio laut Studie um gut vier Prozentpunkte zugelegt, der von Wertpapieren demgegenüber rund fünf Prozentpunkte verloren. Und genau hier offenbart sich ein ernstes Dilemma. Denn im Sinne eines langfristigen Vermögensaufbaus können sich die Anleger eine Flucht in risikoarme, aber eben auch renditeschwache Produkte kaum leisten, insbesondere in Anbetracht des demografischen Wandels und der nicht zu vernachlässigenden Inflation.

Betrachtet man aber die hektische Volatilität an den Aktienmärkten, die niedrigen Zinsen, die Einlagen, Tagesgeld und Staatsanleihen uninteressanter werden lassen und die Höchstkurse bei Gold und anderen Edelmetallen, so stellt sich die Frage: Hat der Kunde überhaupt noch eine Wahl, oder anders ausgedrückt eine Chance? Zumindest nicht bei vergleichbarem Risiko. Will er weiterhin einen Vermögenszuwachs sichern, muss er sein Portfolio umstrukturieren, was natürlich mit größerer Gefahr von möglichen Verlusten einhergeht. Das stellt auch die Berater in den Banken vor Herausforderungen (siehe auch Blickpunkte in bank und markt 10-2011). Sie müssen dem Kunden genau dieses erklären. Da helfen weder zu optimistische Renditeversprechen, die wahrscheinlich enttäuscht werden, noch vielfältige Absicherungsprodukte, die allenfalls kurzfristig für Linderung sorgen können. Allerdings kommt das Vertrauen der Kunden nur mit dem Anlageerfolg zurück. Schöne Aussichten!

Auch weltweit, so ein weiteres Ergebnis der Studie, gilt: Die Reichen werden immer reicher, die Schere zwischen Arm und Reich immer größer. In den Bric-Staaten wächst zudem eine ausgesprochen finanzstarke Mittelschicht heran. Das globale Brut-to-Geldvermögen der privaten Haushalte stieg um 6,2 Prozent auf insgesamt 95,3 Billionen Euro. Die reichsten Menschen sind dabei in der Schweiz zu finden, mit einem Pro-Kopf-Vermögen von 207 303, gefolgt von den Japanern und den US-Amerikanern. Währungsschwankungen, Immobilienbesitz und gewichtige Unterschiede in der Altersvorsorge außen vor gelassen, findet sich der deutsche Bundesbürger hier mit 60 123 auf Platz 17 nur im Mittelfeld.

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