Gespräch des Tages

Vermögensbildung - Gegen die Krise angespart

Die Vermögensbildung der Privatpersonen in Deutschland war im vergangenen Jahr ausgesprochen solide. So lautet die gute Nachricht, die sich aus dem Global Wealth Report 2012 von Allianz Global Investors ableiten lässt. In der Studie werden Bankeinlagen, Wertpapiere sowie kapitalgedeckte Versicherungen und Pensionen von Privatleuten, aber beispielsweise keine Immobilien berücksichtigt. Das Brutto-Geldvermögen der Deutschen legte demnach um 4,9 Prozent auf 4 940 Milliarden Euro zu. Auf längere Sicht stellt sich die deutsche Entwicklung sogar in einem noch besseren Licht dar: Das Netto-Geldvermögen (Brutto-Geldvermögen abzüglich der Schulden) pro Kopf lag Ende des vergangenen Jahres mit 41 954 Euro knapp 18 Prozent über dem Höchstwert aus der Zeit vor der Krise - dieser Zuwachs wird in keinem anderen Land in der Währungsunion erreicht; nur in den Niederlanden und in Österreich wuchs es in diesem Zeitraum ebenfalls zweistellig.

Im globalen Vergleich verharrte Deutschland - auch weil die gesetzliche Rentenversicherung unberücksichtigt blieb - mit diesem Wert aber nur auf Platz 17 der Rangliste und bewegte sich somit bestenfalls im Mittelfeld der wirtschaftlich stärkeren Länder. Absolute Spitzenreiter waren 2012 die Schweizer mit 141 895 Euro Netto-Geldvermögen pro Kopf, die US-Amerikaner mit 100 710 Euro und die Japaner mit 83 610 Euro. Die Abstände der Deutschen zu den besser platzierten Nationen wie beispielsweise Frankreich (44 310 Euro) und Italien (45 770 Euro) schrumpften dabei zwar deutlich. Dass die deutschen Sparer bisher relativ gut durch die Krise gekommen sind, führt Chefvolkswirt Michael Heise aber im Wesentlichen auf deren hohe Sparbereitschaft zurück. Rund zehn Prozent des verfügbaren Einkommens legen Haushalte hierzulande im Schnitt zur Seite, 2012 waren das insgesamt 176 Milliarden Euro. Die hohe Sparquote gepaart mit einer im europäischen Vergleich guten Einkommensentwicklung führte dazu, dass sogar der scharfe Rückgang der Zinsen kompensiert werden konnte.

Langfristig werden die niedrigen Zinsen aber auf jeden Fall einen Einfluss auf die Vermögensentwicklung auch der Deutschen und damit auf die Tragfähigkeit ihrer Altersvorsorge haben. Ihr Anlageverhalten, das von hohem Sicherheitsbewusstsein und einer großen Liquiditätspräferenz geprägt ist, bedingt für die Bundesbürger einen Verzicht auf Rendite: Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre flossen in der Eurozone mehr als die Hälfte der "frischen" Spargelder den Kreditinstituten zu. Unter den drei großen Anlageklassen Bankeinlagen, Wertpapiere beziehungsweise Versicherungen und Pensionen schnitten aber gerade die Bankeinlagen am schwächsten ab. Verglichen mit anderen europäischen Ländern verzichten die Deutschen besonders stark auf Zinseinnahmen, unter anderem deshalb, weil die starken Banken hierzulande mit ihrem uneingeschränkten Zugang zu den Kapitalmärkten auf die Einlagen der Privatleute weniger dringend angewiesen sind als beispielsweise italienische oder spanische Banken - und daher auch niedrigere Zinsen zahlen.

Auch die Verteilung der Vermögen wird durch die Krise und Niedrigzinsen in Mitleidenschaft gezogen. In den USA und im Euroraum ist der Studie nach die Zahl der Mitglieder der globalen Vermögensoberklasse sowohl absolut als auch relativ (Anteil an der jeweiligen Gesamtbevölkerung) zurückgegangen. Das hängt auch maßgeblich damit zusammen, dass hier die Grenze mit einem Vermögen von rund 30 000 Euro - aufgrund des globalen Vergleichsumfeldes - eher niedrig angesetzt ist. Und auf der anderen Seite der Skala leben in diesen Regionen heute mehr Menschen, die mit einem Vermögen von weniger als 5 000 Euro zur globalen Unterklasse, den Nicht-Vermögenden, gerechnet werden: im Euroraum und den USA sind es jeweils etwa 30 Prozent der Bevölkerung, in Deutschland heute bereits 40 Prozent.

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