Börsen

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Nyse/Euronext: Vertrag über Fusion geschlossen
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Nach einem freundlichen Übernahmeangebot der US-amerikanischen New
York Stock Exchange (Nyse) über 10 Milliarden US-Dollar
beziehungsweise 7,8 Milliarden Euro (siehe Kreditwesen 11-2006) haben
die europäische Mehrländerbörse Euronext und die US-Börse einen
Vertrag über ihren Zusammenschluss unterzeichnet. Durch die Fusion
soll das weltgrößte Börsenunternehmen mit einer Marktkapitalisierung
von etwa 15 Milliarden Euro entstehen, an dem täglich durchschnittlich
Papiere im Wert von rund 80 Milliarden Euro gehandelt werden. Der
addierte Börsenwert aller notierten Unternehmen wird auf etwa 21
Billionen Euro beziffert.
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Der neue Konzern, der unter dem Namen Nyse Euronext firmieren soll,
setzt sich zusammen zum einen aus den Aktienbörsen Paris, Amsterdam,
Brüssel und Lissabon sowie der Londoner Terminbörse Liffe in Europa
sowie der Börse New York und dem elektronischen Handelsplatz
Archipelago in den USA. Die Anteile verteilen sich dabei zu 41 Prozent
an die Euronext-Aktionäre und zu 59 Prozent auf Nyse-Eigner. Die neue
Gruppe soll aus einer Holdinggesellschaft mit Sitz in New York
bestehen, mit internationalen Hauptquartieren in Paris und Amsterdam.
Zentrum für das Derivategeschäft soll London sein. Gespräche über
einen Beitritt zu Euronext will darüber hinaus die Mailänder Börse
aufnehmen.
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Sich und ihren Aktionären versprechen Nyse und Euronext
Synergieeffekte von jährlich 295 Millionen Euro. Knapp 200 Millionen
Euro an Einsparungen sollen durch die Zusammenlegung von IT-Systemen
und Handelsplattformen entstehen: Die bestehenden drei Aktien- und
drei Derivateplattformen sollen zu jeweils einer zusammengelegt
werden. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung
der Aktionäre wie auch der zuständigen Regulierungsbehörden.
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Die Deutsche Börse hat nach Bekanntwerden des Fusionsvorhabens
mitgeteilt, das Unternehmen sei unverändert von der Werthaltigkeit
eines Zusammenschlusses mit Euronext und von dem positiven Effekt
eines solchen für den europäischen Kapitalmarkt überzeugt. Der
Handelsplatzbetreiber will daher weiter auf einen Zusammenschluss der
beiden Unternehmen hinarbeiten (siehe auch "Kreditwesen aktuell" in
diesem Heft). Vorsichtige Signale für einen solchen Zusammenschluss
kamen auch von Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac.
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Deutsche Börse: Kooperation in China
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Die Deutsche Börse hat mit dem China Foreign Exchange Trade System &
National Interbank Funding Center (CFETS) eine Absichtserklärung zur
Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien im
Hinblick auf die Entwicklung der Finanzmärkte in China unterzeichnet.
Im Mittelpunkt der Absichtserklärung standen ein Rahmenwerk zur
Entwicklung der Kooperation zwischen den beiden Parteien sowie des
Beitrags der Deutschen Börse zur Entwicklung moderner Interbanken- und
Devisenmärkte in China.
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Die Börse betreibt bereits eine formelle Zusammenarbeit mit mehreren
chinesischen Finanzinstituten und arbeitet mit nationalen
Aufsichtsbehörden, Börsen und Industrieverbänden in Ostasien zusammen.
Im vergangenen Jahr zeichnete die Region für rund 45 Millionen Euro
des direkten Umsatzes verantwortlich, heißt es von dem
Handelsplatzbetreiber. Er ist dort als Technologieanbieter am Markt
aktiv, insbesondere für die Shanghai Stock Exchange, über
Marktteilnehmer sowie durch die Hongkonger Niederlassung der Tochter
Clearstream.
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Dax: erweiterte Aufnahmekriterien
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In ihren Aktienindex Dax will die Deutsche Börse zukünftig unter
bestimmten Bedingungen auch Unternehmen mit juristischem Sitz im
Ausland aufnehmen. Das Unternehmen teilte mit, der Index stehe ab
Oktober dieses Jahres auch ausländischen Gesellschaften offen, deren
operativer Sitz in Deutschland ist oder deren Umsatzschwerpunkt im
Handel an der Börse Frankfurt liegt. Die Auswahlkriterien für den
Index, Börsenumsatz und Marktkapitalisierung sollen unverändert
gelten. Die Börse will mit der Erweiterung der zunehmenden
Internationalisierung der Märkte gerecht werden. Die nächste reguläre
Indexanpassung im September 2006 werde noch nach den bestehenden
Regeln durchgeführt (siehe auch Gespräch des Tages).
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Bisher gelten für die Aufnahme in den Deutschen Aktienindex die
Kriterien Prime Standard-Listing, Freefloat von mindestens fünf
Prozent, fortlaufender Handel auf Xetra und juristischer Sitz in
Deutschland. Ab Oktober wird das Kriterium des juristischen Sitzes
ausgedehnt.
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Unternehmen qualifizieren sich damit künftig auch für den Index, wenn
ihr operatives Hauptquartier also in Deutschland liegt oder wenn ihr
Umsatzschwerpunkt im Börsenhandel mit der Aktie an der Börse Frankfurt
ist. Als operatives Hauptquartier gelten ein Sitz der
(Teil-)Geschäftsführung oder ein Sitz der (Teil-)Verwaltungsführung.
Dies muss von den Unternehmen als solches veröffentlicht werden. Das
Merkmal Umsatzschwerpunkt ist erreicht, wenn mindestens 33 Prozent des
Gesamtumsatzes in den jeweils letzten drei Monaten über die Börse
Frankfurt inklusive Xetra liefen.
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Diese neuen Regeln finden auch Anwendung auf die Indizes M-Dax, S-Dax
und Tec-Dax, die bisher grundsätzlich für internationale Unternehmen
offen waren. In der Summe gleicht die Deutsche Börse also das
Regelwerk für die verschiedenen Aktienindizes an. Um einen
reibungslosen Übergang zu erzielen, sollen Unternehmen, die zum
Zeitpunkt der Umstellung in den Indizes M-Dax, S-Dax und Tec-Dax
enthalten sind, bei Nichterfüllung der Kriterien frühestens im
Dezember 2008 aus dem Index genommen werden.
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Im September wird die Kappungsgrenze für das Gewicht eines
Unternehmens im Dax auf zehn Prozent reduziert. Bislang gilt, dass das
Gewicht eines Unternehmens in dem Index auf 15 Prozent begrenzt ist;
für alle anderen Auswahlindizes gilt schon heute eine Kappungsgrenze
von zehn Prozent.

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