Gespräch des Tages

Bundesbank - Gut schnell

"Eine gute Karriere hat ihren Grundstein oft in der Bundesbank" und "Zur Bundesbank geht man, aber man geht nicht mehr weg", mit diesen Worten verabschiedete Bundesbank-Präsident Axel Weber seinen Namensgefährten Manfred Weber vom Bundesverband deutscher Banken vor einigen Wochen in den Ruhestand. In diesem Sinne sollte man die beiden designierten neuen Mitglieder des Bundesbankvorstands gebührend begrüßen. Denn es gibt nach wie vor durchaus Positives, das man der derzeitigen Situation an der Spitze der deutschen Bundesbank abgewinnen kann. Die Querelen um den vorgezogenen Abschied von Axel Weber haben weder in der Notenbank selbst noch in der Öffentlichkeit für nachhaltige Unruhe oder gar Unsicherheit gesorgt. Die Arbeit läuft, was nicht zuletzt dem amtierenden Vorstand zu verdanken ist. In erster Linie aber gebührt der Bundeskanzlerin Lob: Sie hat gut und schnell auf die auch für sie überraschende Situation reagiert und mit der Nachfolgeregelung für Weber und dem Ende Mai 2011 mit Auslaufen seines Vertrages ausscheidenden Vizepräsidenten Franz-Christoph Zeitler kaum Raum für Spekulationen oder Verwirrungen gelassen. Das liegt auch an den Kandidaten.

Mit Jens Weidmann rückt ein Mann an die Spitze der Bundesbank, dem man durchaus zutrauen kann, ein guter Präsident zu werden. Viele Voraussetzungen hat er: Er gilt als ausgezeichneter Ökonom. Er promovierte über europäische Geldpolitik, hospitierte während der Studienzeit in der Banque de France und der Zentralbank von Ruanda, arbeitete beim IWF ebenso wie beim Sachverständigenrat und im Management der Deutschen Bundesbank. Beobachter bezeichnen ihn als zielstrebig, entschlossen und stressresistent, gleichzeitig aber auch als unprätentiös. Er war in den vergangenen Jahren einer der engsten Vertrauten von Bundeskanzlerin Merkel, kennt dadurch die Spielregeln auf dem internationalen Parkett und die handelnden Personen. Sein Alter von 42 Jahren dürfte eher ein Vorteil denn ein Nachteil sein. Und die Nähe zur Politik? Immer wieder spielte politische Erfahrung bei der Besetzung von Präsidentenstühlen in Notenbanken eine Rolle. Auch beim amtierenden EZB-Chef Jean-Claude Trichet meinte so mancher, sich Sorgen machen zu müssen. Hans Tietmeyer war seinerzeit einer der engsten Vertrauten des Finanzministers. Alle haben sie mit dem Schritt durch die Tür der Notenbank die Vergangenheit hinter sich gelassen und sich der neuen Aufgabe gestellt und intensiv gewidmet. Die Chance, das zu zeigen, hat auch Weidmann verdient, der nun aus der zweiten Reihe in das Rampenlicht treten muss. Dafür hätte man ihm sicherlich ein bisschen mehr Eingewöhnungszeit gewünscht, die ihm sein Vorgänger und auch Förderer Axel Weber aber nicht geben konnte oder wollte.

Auch die künftige Vize-Präsidentin ist zweifelsohne eine gute Wahl, ob von Merkel oder schon von Weidmann sei einmal dahingestellt. Sabine Lauten-schläger-Peiter ist den Mitarbeitern der Abteilung Bankenaufsicht der Bundesbank durchaus bekannt. Genauso kennt sie sich mit all den Regulierungsfacetten aus. 1995 begann die Juristin im damaligen Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen als Referentin in der Bankenaufsicht, übernahm 1999 die Leitung der Pressestelle, begleitete so die Zusammenlegung aller Aufsichtsämter zur heutigen BaFin, übernahm 2004 die Leitung der Großbankenaufsicht und wurde schließlich 2008 Executivdirektorin für den Bereich Bankenaufsicht. Sie sitzt gemeinsam mit Zeitler im Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, ist mit BaFin-Chef Jochen Sanio oder als seine Vertretung auf anderen wichtigen internationalen Veranstaltungen. Einige der aus deutscher Sicht durchaus wichtigen Details bei Basel III wie die Anerkennung von stillen Einlagen als hartes Eigenkapital bei öffentlich-rechtlichen Instituten sind ihr zu verdanken. Sie weiß also, wovon sie spricht. Dass man aus der Bankenbranche nicht nur Begeisterung hört, mag man durchaus als Kompliment verstehen. Umgänglich und kommunikativ auf der einen und hart in der Sache auf der anderen Seite. Nein, eine Quotenfrau ist Frau Lautenschläger sicherlich nicht.

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