Gespräch des Tages

Commerzbank - Trendwende zum Besseren?

"Wir sind noch nicht wieder in der Normalität angekommen", so begrüßte Martin Blessing die Teilnehmer der Bilanzpressekonferenz der Commerzbank. Das kann man wohl sagen, denn dies war sicherlich eine der wenigen Bilanzpressekonferenzen in der Geschichte der deutschen Bankenlandschaft, die mit "Bilanz ziehen" nicht mehr viel zu tun hatte. Per ad hoc gingen wesentliche Schrecklichkeiten bereits zwei Tage zuvor an die Öffentlichkeit, dann wurde der Erklärungsbedarf so hoch eingeschätzt, dass am darauffolgenden Morgen schnell noch Finanzvorstand Eric Strutz alle wesentlichen Details zu den Zahlen darlegen durfte, bevor es dann wiederum einen Tag später endlich dem Vorstandsvorsitzenden gestattet war, den Blick nach vorne zu richten. Geholfen hat all diese Salamitaktik nichts: Der Kurs der Commerzbank stürzte in den Keller. Schlimmer hätte es wohl auch mit einer "normalen" Verkündung der Zahlen nicht kommen können.

Begründet wurde all dies Hin und Her mit rechtlichen Vorschriften. Hierzu § 15 Wertpapierhandelsgesetz: "Der Emittent von Wertpapieren, die zum Handel an einer inländischen Börse zugelassen sind, muss unverzüglich eine neue Tatsache veröffentlichen, die in seinem Tätigkeitsbereich eingetreten und nicht öffentlich bekannt ist, wenn sie wegen der Auswirkungen auf die Vermögens- oder Finanzlage oder auf den allgemeinen Geschäftsverlauf des Emittenten geeignet ist, den Börsenpreis der zugelassenen Wertpapiere erheblich zu beeinflussen, oder im Fall zugelassener Schuldverschreibungen die Fähigkeit des Emittenten, seinen Verpflichtungen nachzukommen, beeinträchtigen kann." Warum dies nun aber ausgerechnet zwei Tage vor der Bilanzpressekonferenz geschehen musste und nicht noch einen Tag Zeit hatte, erschließt sich zumindest dem externen Beobachter nicht. Es kann nur besser werden.

Das gilt natürlich auch für das Zahlenwerk: Auf insgesamt stolze 4,5 Milliarden Euro summiert sich der Jahresverlust der Commerzbank. Das klingt natürlich schrecklich, vor allem wenn man sich die Zahlen der weltweiten Konkurrenz anschaut, die 2009 größtenteils in die Gewinnzone zurückgekehrt ist. Der Commerzbank muss allerdings zugute gehalten werden, dass sie mit der Dresdner Bank einen ordentlichen Klotz am Bein hat. Zudem hat man im gelben Turm natürlich alle Spielräume genutzt, möglichst viel in dieses ohnehin verpatzte Jahr zu packen: "Wenn man drei verlustreiche Quartale hinter sich und im vierten Quartal eine höhere Risikovorsorge vor Augen hat, dann sinkt die Motivation, es an anderen Stellen besonders gut zu machen, " so Blessing. Wurde hier also schon der Grundstein zum Besseren gelegt? Zumindest für 2010 bezweifeln die Verantwortlichen dies noch und wollen nur bei einem extrem guten Jahresverlauf endlich mal wieder schwarze Zahlen ausweisen können. Das mag natürlich auch mit den hohen drohenden Zinszahlungen für die Staatsgarantien zusammenhängen, die bekanntlich nur dann gezahlt werden müssen, wenn ein Gewinn zu Buche schlägt. Da ist es aus Commerz-bank-Sicht natürlich klüger, das laufende Jahr zum weiteren Abbau von Aktiva und dem Verkauf unerwünschter Tochtereinheiten zu nutzen. Das freigesetzte Kapital könnte dann genutzt werden, Staatshilfen zurückzuzahlen und so die Belastungen zu verringern. Schließlich würde "in normalisierten Märkten" eine Kernkapitalquote in der Bandbreite von sieben bis neun Prozent ausreichen. Derzeit weist die Commerzbank 10,5 Prozent aus. 2011 spätestens sollen wieder schwarze Zahlen für die gelbe Bank stehen, das hat Martin Blessing versprochen. Unter normalen Umständen sollte dies möglich sein. Doch was ist dieser Tage schon normal? Sicher ist, dass den Kommunikatoren der Bank etwas einfallen wird, sollte es doch nicht klappen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X