Gespräch des Tages

Deutsche Bank - Damokles lässt grüßen

Damokles, ein Günstling am Hofe des Tyrannen Dionysios, war mit seinem Leben stets unzufrieden, und neidete dem Herrscher dessen Dasein in Saus und Braus. Da dies dem Tyrannen nicht verborgen blieb, lud er Damokles zu einem opulenten Mahl. Da allerdings die ganze Zeit ein großes Schwert, nur von einem dünnen Rosshaar gehalten, über seinem Kopf schwebte, konnte der Jüngling den so ersehnten Luxus nicht genießen. Alles hat seinen Preis, sollte wohl die Botschaft an den Unzufriedenen lauten.

Was hat das nun mit der Deutschen Bank zu tun? Als penetranten Neider hat man den Branchenprimus schon länger nicht mehr wahrgenommen. Und unzufrieden muss jeder Geschäftsmann ebenso wie jeder Sportler sein, wenn er über den Status quo hinaus bessere Leistungen erzielen möchte. Die Deutsche Bank möchte zu den Gewinnern gehören, am besten in allen definierten Feldern mindestens unter den Top Fünf geführt werden. Allerdings hat auch dieser Anspruch seinen Preis, womit sich der Kreis zur Geschichte schließt. Denn auch über den blauen Zwillingstürmen hängt das ein oder andere Schwert - allerdings ist noch nicht klar, wie stark beziehungsweise dünn die Befestigungen sind. Der Stresstest, das derzeit vorrangigste Übel aller großen deutschen wie europäischen Banken, dürfte sich dabei nicht zuletzt ob der erfolgreichen Kapitalerhöhung als vergleichsweise gefahrlos, weil sehr stabil befestigt, erweisen. Ebenfalls fest aufgehängt scheint das Schwert über dem Co-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Fitschen, der sich aller Wahrscheinlichkeit nach nun doch vor einem Münchner Gericht in der Kirch-Angelegenheit verantworten muss. Vielleicht war die Deutsche Bank doch schlecht beraten, dem Vergleich mit den Kirch-Erben zuzustimmen, denn diese könnten nach dem Motto "Was einmal geht, geht auch noch einmal" frischen Mut gefasst haben. Schaden dürfte Fitschen aber nicht davontragen.

Dünner befestigt und damit drohender schwebt das Schwert über Fitschens Partner an der Bankspitze, Anshu Jain. Die Spekulationen, wann der damalige Investmentbank-Chef zuerst von möglichen Manipulationen des Libor-Zinssatzes durch Mitarbeiter seines Hause gehört hat, reißen nicht ab. Nun untersucht die BaFin offensichtlich Unterlagen, denen zufolge der Inder bereits 2010 für eine Anhörung bei der FSA in London gebrieft worden sei. Damals sei das Thema nur nicht zur Sprache gekommen. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass das Haar an diesem Schwert reißt, so sind all die Spekulationen für das Image der Deutschen Bank, für den angestrebten Kulturwandel keineswegs hilfreich. Bleibt sicherlich das dünnste aller Haare, die Klagewut der Amerikaner gegen eigene ebenso wie gegen ausländische Banken. Und wenn man sich nur die Strafzahlungen der vergangenen Wochen anschaut und bedenkt, dass sich die bislang von Banken geleistete Summe auf rund 100 Milliarden Euro beläuft, so muss man sich doch fragen, ob die von der Deutschen Bank im Vergleich dazu lächerlich niedrigen zurückgestellten 2,2 Milliarden Euro ausreichen können? Wohl kaum, meint auch die Ratingagentur Moody's, die die Bank wegen zu hoher Rechtsrisiken herabgestuft hat.

Ach ja, Geschäft machen die Blauen auch noch. Der Vorsteuergewinn stieg im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16 Prozent auf 917 Millionen Euro. Dass unter dem Strich ein um 29 Prozent niedrigerer Gewinn von 238 Millionen Euro zu Buche steht, liegt an einer höheren Steuerlast (wo auch immer die gezahlt wurde). Positiv bemerkbar macht sich zum einen das konsequent umgesetzte Sparprogramm. Zum anderen hat wieder mal das Investment-Banking seine Stärke demonstriert. Hoffentlich ohne zu große Restrisiken. Noch mehr Schwerter braucht die Deutsche Bank sicherlich nicht. Denn die lasten auch auf der Börsenbewertung: Mit aktuell rund 24,50 Euro ist man hier nicht mehr allzu weit vom Allzeit-Tief entfernt.

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