Gespräch des Tages

DWS - Andere Peergroup?

Wenn die DWS kurz vor Jahresende ihre Zwischenbilanz zum laufenden Geschäftsjahr zieht, sind die Grundbedingungen für eine gute Positionierung beim Mittelaufkommen traditionell günstig. 10,352 Milliarden Euro an Neugeschäft hat die Gesellschaft in den ersten zehn Monaten 2006 einsammeln können, das sind stolze 60 Prozent des beim BVI insgesamt registrierten Mittelaufkommens. Besonders gut gelaufen sind mit einem Plus von rund 11 Milliarden Euro wieder einmal die Geldmarktfonds, die damit Abflüsse in den Segmenten Aktienfonds (minus 1,924 Milliarden Euro) und Rentenfonds (minus rund 1,5 Milliarden Euro) überkompensiert haben.

Rund die Hälfte der Zuflüsse bei Geldmarktfonds gehen DWS-typisch freilich auf institutionelle Anleger zurück. Und dieses Geschäft ist zur Jahreswende traditionell großen Schwankungen unterworfen. Weil Geldmarktfonds in den Bilanzen der Unternehmen als Forderungen verbucht werden, so die freimütige Erläuterung, erfolgt regelmäßig im Dezember eine deutliche Abwanderungsbewegung institutioneller Anleger aus Geldmarktpapieren in "Cash-Positionen", die dann im neuen Jahr wieder umgeschichtet werden. Nach den erwarteten Abflüssen von 1,5 bis 3 Milliarden Euro aus den DWS-Geldmarktfonds im noch laufenden Dezember bedarf es also keiner allzu großer Prognosekunst, zum Jahreswechsel für die DWS gegenüber den Oktober-Werten eine schwächere Positionierung vorherzusagen. Die Gesellschaft selbst hat wie üblich die glänzenden Oktoberwerte zur Außendarstellung genutzt und darf nach dem anstehenden Dämpfer zum Jahreswechsel insofern wieder beruhigt dem Start ins neue Jahr entgegensehen, als gleich im Januar wieder die umgekehrten Umschichtungen in Geldmarktfonds einsetzen.

Besonders eindrucksvoll ausgefallen sind die Zuwächse der DWS bei den Geldmarktfonds nicht zuletzt wegen der Zuordnung des DWS Forex Strategy in dieses Segment. Dieser schon im Frühjahr 2003 aufgelegte Fonds zielt darauf ab, Kursveränderungen auf den internationalen Devisenmärkten auszunutzen, deren Entwicklung mit klassischen Anlageformen wie Aktien und Anleihen nur in vergleichsweise geringem Maße korreliert ist. Anders als bei international ausgerichteten Aktien- und Rentenfonds, so wirbt die DWS, generiert das Fondsmanagement die Erträge ausschließlich aus verschiedenen Währungsengagements sowie den zur Absicherung unterlegten Geldmarktanlagen. Über den gleichzeitigen Kauf und Verkauf von Devisen auf Termin, das heißt das Eingehen von Long- und Short-Positionen, könne der Fonds sowohl von aufwärts als auch abwärts gerichteten Wechselkurstrends profitieren. Mittel- und langfristig strebt das Fondsmanagement ein Ergebnis an, das im Durchschnitt pro Jahr etwa zwei Prozentpunkte über der Wertentwicklung einer 3-Monatsgeld-Anlage in Euro liegt. Genau das ist in den vergangenen Jahren bei vergleichsweise geringer Volatilität mehr als gelungen und hat offenbar speziell viele institutionelle Anleger überzeugt. In den ersten zehn Monaten sind dem Fonds 1,96 Milliarden Euro zugeflossen und haben das Fondsvolumen auf 2,1 Milliarden Euro anwachsen lassen.

Diese institutionelle Orientierung ist auch ein maßgeblicher Grund dafür, dass die DWS sich abseits der aktuellen Zahlenspiele möglicherweise in eine andere Liga bewegt als zumindest die Deka und die Union Investment. Da ist zum Ersten die erklärte Ausrichtung auf die internationalen Märkte mit entsprechenden Investitionen in die IT und den Vertrieb sowie ein klares Bekenntnis zum weiteren Ausbau der so genannten Sicav-Fonds in der Produktpolitik. Mit dieser Produktfamilie, die mittlerweile schon 52 Fonds umfasst, kann die DWS mit geringen Modifikationen eines Basisproduktes (zum Beispiel in der Gebührenstruktur, und in unterschiedlichen Währungen) in verschiedenen Ländern tätig werden. In zehn Märkten Europas sowie in drei Ländern Asiens, so der aktuelle Zwischenbescheid, hat die Gesellschaft schon die Vertriebszulassung. Und in der Region Asien/Pazifik hat sie es immerhin schon auf ein Fondsvolumen von rund sechs Milliarden Euro gebracht. Von den großen vier der hiesigen Branche hat allenfalls die künftige Allianz Global Investors einen solch internationalen Antritt oder annähernd vergleichbare Ambitionen, die Investmentgesellschaften der Verbünde aber bei weitem nicht.

Zum Zweiten hebt sich die DWS mit ihrem klaren Bekenntnis zum Zertifikatemarkt von ihren deutschen Mitbewerbern ab - speziell jenen aus den Verbünden. Die Hinwendung zu diesem Geschäftsfeld, so wird noch einmal unterstrichen, erfolgt aufgrund der regulatorischen Asymmetrie. Kleine Themen, die von Fonds dem absehbaren Volumen nach und/oder nur mit einer unvertretbar langen Produktionszeit aufgegriffen werden könnten, sollen nun in diesem Geschäftsfeld ihren Platz finden. Und die DWS lässt keinen Zweifel daran, die gesamte Palette der strukturierten Produkte als Teil ihrer Strategie eines weltweiten Asset Managers deutlich ausbauen zu wollen. Im ersten Monat nach dem Start der luxemburgischen Verbriefungsgesellschaft DWS GO sind übrigens den zwei angebotenen Währungszertifikaten rund 30 Millionen Euro zugeflossen. Man darf also einerseits ein wenig gespannt sein, ob die breitere Aufstellung der DWS in ihrer Produktpalette sichtbare Auswirkungen auf die Marktanteile in der klassischen BVI-Statistik zeigt. Und andererseits muss man vielleicht darüber nachdenken, ob und inwieweit man solche Aktivitäten der BVI-Gesellschaften zumindest nachrichtlich in verbesserte Statistiken einbringen kann. Die klassischen deutschen Investmentgesellschaften werden künftig jedenfalls (noch) weniger vergleichbar sein als bisher.

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