Aufsätze

Kreditnehmer, Hausbank, Förderinstitute: ein harmonischer "Dreiklang"

So schnell ändern sich die Zeiten: Noch vor 18 Monaten stand die Weltwirtschaft vor einem massiven Einbruch mit unabsehbaren Folgen. Aufgeschreckt von dem, was da zu kommen drohte, versuchten die Regierungen der führenden Industrienationen mit umfassenden Konjunkturprogrammen den Übergang von einer markanten Rezession in eine längerfristige Depression zu verhindern. Mit unterschiedlichem Erfolg: Während der Euro-Raum im Durchschnitt um 1,7 Prozent wuchs, ließ die deutsche Wirtschaft ihre Muskeln spielen, erzielte beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) einen Zuwachs von satten 3,7 Prozent und hat den krisenbedingten BIP-Einbruch schon zu knapp drei Vierteln wieder aufgeholt. Und die Aussichten für 2011 stimmen ebenfalls zuversichtlich. Treffen die aktuellen Prognosen zu, dürfte das Wachstum in diesem Jahr mindestens 2,5 Prozent ausmachen. Optimismus bei Firmenkunden Vom Aufschwung profitieren dabei keineswegs nur die großen, in starkem Maße eoxrpieonrt ierten Industrieunternehmen, sondern gleichermaßen viele kleine und mittelständische Betriebe. Selten ist der deutsche Mittelstand so optimistisch in ein neues Jahr gestartet wie dieses Mal. Ende 2010 erreichte das sogenannte Mittelstandsbarometer der KfW-Förderbank und des Ifo-Instituts ein Allzeithoch. In ihm spiegeln sich die Geschäftserwartungen kleinerer und mittelständischer Betriebe wider. Auch viele Begriffe, die in Zeiten der Krise fast schon inflationär in den Medien auftauchten, sind längst in den Hintergrund getreten. Dazu gehört das Wort "Kreditklemme". Zumindest aus Sicht der Sparkassen als bedeutender Mittelstandsfinanzierer hat es ein solches Phänomen nie gegeben - jedenfalls nicht als generellen Trend. Wohl aber erkannten in der Krise viele mittelständische Firmen die besondere Bedeutung einer intakten Hausbankverbindung. So mancher Unternehmer musste in einem sich eintrübenden konjunkturellen Umfeld feststellen, dass sich gerade die scheinbar so aufgeschlossenen ausländischen Kreditinstitute schnell aus dem Finanzierungsgeschäft zurückziehen. Glücklich war der, der auf eine Sparkasse oder Volksbank vor Ort vertrauen konnte. Kleine und mittelständische Unternehmen sind der Motor der Wirtschaft. Die solide mittelständische Struktur hat Deutschland vor einem noch drastischeren Konjunktureinbruch bewahrt. Der Mittelstand braucht eine verlässliche und ausreichende Versorgung mit Fremdkapital - das alles klingt nach Allgemeinplätzen, wiewohl die Aussagen nach wie vor zutreffen. Maßgeschneiderte Konzepte sind vonnöten, in deren Mittelpunkt die Kombination verschiedener Komponenten steht. Dabei spielen die Förderbanken mit ihren Programmen eine ergänzende, oft entscheidende Rolle. Sie sind wichtige Kooperationspartner für die Sparkassen und Genossenschaftsbanken als "klassische" Mittelstandsfinanzierer. Milliarden für den Mittelstand Das mit Abstand bekannteste Förderinstitut ist die staatseigene KfW-Bankengruppe, die im Jahr 2010 Mittel in Höhe von insgesamt rund 75 Milliarden Euro vergeben hat. Dieses Volumen umfasst freilich auch Darlehen für den privaten Wohnungsbau und an Kommunen. Den mittelständischen Betrieben flossen Fördermittel in Höhe von 25,6 Milliarden Euro zu. Nach dem Auslaufen der von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Konjunkturprogramme werden die Förderzusagen der KfW nach Aussagen dieses Instituts im laufenden Jahr auf 18,7 Milliarden Euro zurückgehen. Neben der bundeseigenen KfW verfügt faktisch jedes Bundesland über eine eigene Förderbank. Im Geschäftsgebiet der Nassauischen Sparkasse (Naspa) handelt es sich dabei um die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen sowie die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz. Die Aufgabe dieser Förderbanken ist die Unterstützung von vielversprechenden unternehmerischen Vorhaben - selbst wenn nötiges Eigenkapital und adäquate Sicherheiten nicht oder nur unzureichend vorhanden sind. In der Regel fördern diese Institute mit Hilfe von Darlehen zu vergleichsweise günstigen Zinskonditionen und mit einer tilgungsfreien Anlaufzeit, was die wirtschaftlichen Belastungen des Unternehmens vorübergehend etwas reduziert. Zum Instrumentarium der Förderbanken gehören ferner die Gewährung von nicht rückzahlbaren Zuschüssen sowie Haftungsfreistellungen oder Ausfallbürgschaften, die fehlende Sicherheiten ersetzen. Hierfür gibt es spezielle Bürgschaftsbanken. Wie läuft das nun praktisch ab? Fast alle Fördermaßnahmen werden über die Geschäfts- und Hausbanken des betreffenden Unternehmens abgewickelt, das heißt, Ansprechpartner sind nicht direkt die Förderbanken des Bundes und der Länder, sondern zum Beispiel die Sparkassen. Daher ist das Zusammenspiel zwischen Hausbanken und Förderbanken essenziell, obgleich der Weg grundsätzlich über die Landesbanken führt. Im Fall der Naspa, deren Geschäftsgebiet sowohl Teile von Hessen als auch von Rheinland-Pfalz umfasst, werden Fördermittel für mittelständische Firmenkunden somit über die Landesbank Hessen-Thüringen beziehungsweise die LBBW beantragt. Maßgeschneiderter Finanzierungsmix Dank dieser Verzahnung lässt sich ein auf den jeweiligen Bedarf zugeschnittener Finanzierungsmix zusammenstellen, der sich zum Beispiel aus dem Firmenkredit der Hausbank und Darlehen einer Förderbank zusammensetzt. Im Interesse einer Optimierung der Bilanzstruktur machen mitunter alternative Finanzierungsformen Sinn, zum Beispiel die Gewährung von Mezza-nine-Kapital durch die Förderbank, also eine Hybrid-Lösung zwischen Eigen- und Fremdkapital. Als eine eng mit der mittelständischen Wirtschaft verbundene Sparkasse stellt die Naspa seit einigen Jahren fest, dass die Nachfrage der Betriebe nach öffentlichen Fördermitteln durchaus gestiegen ist. In gut 20 Prozent der Fälle werden Kredite der Sparkasse kombiniert mit Förderdarlehen. Die Unternehmen weisen in ihrer großen Mehrheit ein Umsatzvolumen von deutlich unter 10 Millionen Euro auf. Auch die Genossenschaftsbanken kommunizieren die Angebote der Förderinstitute von Bund und Ländern ausdrücklich und heben hervor, Fördermittel könnten für fast jede betriebliche Investition beantragt werden. Genau dies macht diese so attraktiv. Gefördert werden zum Beispiel Baumaßnahmen, der Erwerb von Maschinen, Forschung und Entwicklung, die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie umweltrelevante Maßnahmen. Die KfW bietet inzwischen neue, interessante Förderinstrumente. Dazu gehört ein Kreditprogramm für Unternehmensinvestitionen in Umwelt und Innovationen. Hierfür hat die KfW 1,9 Milliarden Euro budgetiert. Ferner gibt es Pläne, die Palette von Fördermöglichkeiten um Betriebsmittelkredite speziell für kleinere Mittelständler auszuweiten. Kundenbindungsinstrument Für Sparkassen und Genossenschaftsbanken erweist sich die Nutzung von Förderbankprogrammen nicht zuletzt als Kundenbindungsinstrument. Durch die Unterstützung der Unternehmen mit zinsgünstigen Krediten, Zuschüssen und Haftungsfreistellungen werden oft Voraussetzungen geschaffen, damit sich Sparkassen und Genossenschaftsbanken durch Kreditvergaben ergänzend engagieren können. So wurden in den vergangenen Jahren viele Projekte umgesetzt, die ohne Förderbanken sicher so nicht möglich gewesen wären. Allerdings muss die Hausbank besonders sensibel und hellwach sein und sich intensiv um ihren Firmenkunden und dessen Bedürfnisse kümmern. Denn die erwähnte Tatsache, dass so gut wie alle Förderdarlehen über eine Geschäfts- und Hausbank abgewickelt werden können, trägt nicht automatisch zur Treue des Kunden zu seinem Geldinstitut bei. Führt bei Förderdarlehen im Grunde kein Weg an einer Hausbank vorbei, können sich Unternehmen Bürgschaften aber unabhängig von ihrem Institut bei einer der erwähnten Bürgschaftsbanken beschaffen. Ausgestattet mit einer solchen weit reichenden Sicherheit, begibt sich der Unternehmer dann auf die Suche nach einem möglichst günstigen Bankkredit. Der intensive Kontakt des Firmenkundenberaters mit dem Unternehmer und der regelmäßige Austausch über seine weiteren Pläne helfen, den Kunden an die Hausbank zu binden. Die Firmenkunden wollen spüren, dass der Bankberater wirklich ein echtes Interesse am Unternehmen und eine Affinität zum Mittelstand aufweist. Ein wichtiger Indikator hierfür ist die vorausschauende Einbindung von Förderprogrammen. Hier wird Sparkassen und Genossenschaftsbanken besondere Sensibilität und besonderes Know-how zugeschrieben. Stärkung der regionalen Wirtschaft durch Kooperation Zu den Aufgaben eines Firmenkundenberaters bei der Sparkasse gehört es eben, für seine Kunden den richtigen und lohnenden Weg durch den Förderkreditdschungel zu finden. Der Förderkredit wird dort eingesetzt, wo er passt, das hilft dem Kreditnehmer wie auch der Hausbank. Dabei ist der Einsatz von Fördermitteln flankierend, nie ausschließlich. Und festzuhalten bleibt: Die besondere Verantwortung für den Kredit verbleibt bei der Hausbank. Diese prüft die Bonität und die Sinnhaftigkeit der Maßnahme. Die Förderbank verlässt sich hierauf, trifft die Entscheidung über Fördermittel dann jedoch in eigenem Ermessen. Der Förderkredit ist aber nicht nur für den Kreditnehmer interessant, er ist es auch für das durchleitende Institut wegen der risikoorientierten Marge, die die frühere Festmarge abgelöst hat. Das enge Zusammenwirken mit Förderbanken entspricht schließlich dem Auftrag von Sparkassen und Genossenschaftsbanken zur Stärkung der regionalen und kleinteiligen Wirtschaft. Die Gründung von neuen Unternehmen - hier sieht die KfW 2011 einen besonderen Programmschwerpunkt -, die Umsetzung von Innovationen, zukunftsweisende Investitionen, die neue Arbeitsplätze schaffen und vorhandene sichern - all diese wichtigen Ziele werden nur erreicht, wenn entsprechendes Kapital neben dem Eigenkapital bereitsteht. Bei manchen Projekten kann oder will die Hausbank allein nicht das volle Risiko tragen. Dann macht es Sinn, die Förderbank gleichsam mit ins Boot zu holen. Förderprogramme sind nicht wettbewerbsneutral und damit auch strukturpolitisch intendiert. Die KfW hat sich in der Vergangenheit stets behutsamer Richtungsweisung mittels Förderpolitik verschrieben, sie hat ihre Förderung nicht so angelegt, dass überkommene Strukturen konserviert werden. Aktuell haben Förderinstitute angesichts der ökologischen Herausforderungen gezielte Maßnahmen zum Beispiel der Energieeffizienz im Auge. Auf diesem Gebiet ist in den nächsten Jahren ein besonders hoher Investitionsbedarf zu erwarten. Die KfW hat, wie eingangs erwähnt, darauf bereits mit einem Kreditprogramm mit dem Schwerpunkt Umwelt und Innovationen reagiert. Den Firmenkundenberater der Hausbank interessiert auf der anderen Seite mehr der ökonomische Effekt von solchen Investitionen für den Kreditnehmer. In den vergangenen Monaten stand die Arbeit der KfW vorrangig im Zeichen der Konjunkturbelebung nach dem markanten Einbruch infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise. Die antizyklisch angelegten Sonderprogramme wurden nach der Wirtschaftsbelebung deutlich weniger genutzt oder sind ausgelaufen. Grundsätzlich leisten Förderinstitute in Zusammenarbeit mit den Hausbanken einerseits einen wichtigen Beitrag zur Krisenresistenz der deutschen Wirtschaft. Zum anderen: Die mittelständische Struktur wird gestärkt, die Finanzierung von Innovationen und Investitionen wird auf eine risikoadäquate Grundlage gestellt und die Chance zur Schaffung neuer Arbeitsplätze eröffnet. Intelligente und mit dem Firmenkundengeschäft der Sparkassen verzahnte Förderung forciert mithin den Mittelstand. Zukunftsgerichtete Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen, Impulse der Förderbanken und bedarfsgerechte Betreuung und Unterstützung durch Hausbanken - im Wesentlichen Sparkassen und Genossenschaftsbanken - stellen einen Dreiklang dar und sind für alle somit eine "Win-win-win-Situation".

Bertram Theilacker , Mitglied des Vorstands , Nassauische Sparkasse (Naspa), Wiesbaden
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