Gespräch des Tages

Landesbanken I - "Weder noch" im Westen

Ein wenig verwirrend war es schon, was im Düsseldorfer Schauspiel dieser Tage zu sehen und zu hören war. Natürlich ging es wieder einmal - wie so oft in der jüngeren Vergangenheit - um eine der liebsten Landesbeteiligungen, die WestLB in der Hauptrolle. Man sprach von Heinz Hilgert, dem künftigen Vorstandsvorsitzenden, von einem "Mann der Gestaltung", der "mit seinen Vorstellungen zur Zukunft der WestLB überzeugt" habe und man beteuert, dass die Landesbank bis 2010 eine zweistellige Eigenkapitalrendite erwirtschaften will. Gleichzeitig ist allen Beteiligten aber auch klar, dass diese Bank keine eigenständige Zukunft hat. Sie wird fusionieren müssen und in einer wie auch immer gearteten Landesbanken-Lösung aufgehen. Ungeachtet der Vorstellungen von Heinz Hilgert hierzu wird der ehemalige DZ-Bank- Vorstand mit reichlich Erfahrung im Umgang mit sensiblen Eigentümern nicht allzu viele gestalterische Freiräume haben. Natürlich hat die WestLB einige Assets, die sie in eine Fusion einbringen kann: das Auslandsgeschäft beispielsweise oder auch eine gewisse Produktexpertise in einigen ausgewählten Bereichen. Die Verbundquote, die bei stolzen 79 Prozent liegt, kann man mit einer verbreiterten Produktbasis, erhöhten Anreizen zur verstärkten Produktnutzung durch die Sparkassen wie der Forcierung des Zertifikategeschäfts aus Düsseldorf heraus sicherlich ebenfalls noch um den ein oder anderen Prozentpunkt nach oben schaffen. Doch schon beim Ausbau der Mittelstandsfinanzierung ist die WestLB auf Akquisitionen wie beispielsweise eine um alles Übel bereinigte IKB oder einen Partner mit einer ordentlichen Basis in diesem Bereich angewiesen.

Wo also ist das nachhaltig erfolgversprechende Geschäftsmodell, wo sollen die zusätzlichen 400 bis 500 Millionen Euro Ergebnis in den kommenden drei Jahren herkommen, wenn nicht nur aus dem Abbau von Sach- und Personalkosten? Es gebe kein neues Geschäftsmodell, lediglich ein weiterentwickeltes, heißt es in Düsseldorf. Und weiter: Die frühere Landesbank müsse sich dahingehend verändern, eine normale Geschäftsbank zu werden. Das klingt nicht nach Visionen, sondern leider immer noch nach dem "Weder noch", mit dem der noch amtierende Chef Alexander Stuhlmann die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal umschrieb. Auch wenn die Girozentralenaufgabe noch nie wirklich Geld abgeworfen hat und im sonstigen Geschäft mit den Sparkassen kaum etwas zu verdienen ist (trotz einer Verbundquote von fast 80 Prozent kommen rund die Hälfte der Erträge aus dem Ausland! ), werden solche Ankündigungen die Eigentümer nicht freuen, obwohl sicherlich der ein oder andere aus dem Rheinland und Westfalen denken mag, Hauptsache es kostet uns kein Geld mehr!

Vorläufig jedenfalls nicht mehr. Denn durch die per 30. März wirksam gewordene Auslagerung des 23 Milliarden Euro schweren Kreditportfolios zum Nominalwert in eine Zweckgesellschaft und den damit ermöglichten Auflösungen der Neubewertungsrücklage in Höhe von 301 Millionen Euro und der Abschreibungen wegen Bewertungsverlusten im Handelsergebnis in Höhe von 1,304 Milliarden Euro steigt die Kernkapitalquote der WestLB von knapp fünf auf wieder erträgliche rund sieben Prozent an. Diese Lösung ist durchaus intelligent gewählt: Die Zweckgesellschaft muss die bereits notwendigen Abschreibungen, die Nominalwerte liegen weit über den tatsächlichen Marktwerten, nicht vornehmen, sondern kann das Portfolio ruhen lassen. Eventuelle Verluste für den Fall, dass einzelne Positionen doch verkauft werden müssen, werden durch Garantien des Landes Nordrhein-Westfalen und der übrigen Eigentümer, vor allem der beiden Sparkassenverbände, bis zur Höhe von fünf Milliarden Euro abgedeckt. Die Garantiegeber sind keine wirtschaftlichen Unternehmen, sondern bilanzieren nach dem Haushaltsrecht und müssen die Abschreibungen somit ebenfalls nicht vornehmen. Und die Bank ist den künftigen Marktwertschwankungen nicht mehr unterworfen und erkauft sich so ein klein wenig mehr Zeit und Luft zum Atmen. "Erkaufen" im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Bürgschaftsgebühr wird ordentlich hoch - weil marktkonform - sein müssen, um nicht die EU-Kommission auf den Plan zu rufen. Von mindestens einer Milliarde Euro ist zu hören. Was mit der Zweckgesellschaft geschieht, in der die Papiere mit Laufzeiten bis 2019 gebündelt sind, ist noch offen. Am wahrscheinlichsten dürfte der Blockverkauf des gesamten Gebildes in einigen Jahren sein, wenn sich die Märkte wieder beruhigt haben. Bis dahin bleiben die Deutsche Bank Treu händer und die Allianz-Tochter Pimco Asset Manager des irischen Trusts.

Zu beneiden ist Hilgert um all diese Aufgaben wahrlich nicht. Und seinem Vorgänger Alexander Stuhlmann war die Erleichterung deutlich anzumerken, dass das Kapitel WestLB sich für ihn dem Ende nähert. Bereits an seinem dritten Arbeitstag begann die Finanzkrise, und statt einer ruhigen und ordentlichen Fusion mit der LBBW sah sich der frühere HSH-Chef ständig wechselnden Zukunftsplänen seitens der Landespolitik und einer sich immer weiter verschärfenden Ertrags- und Kapitalkrise ausgesetzt. Das eine wird sich über kurz oder lang von alleine abschwächen, weitaus schwieriger dürfte es werden, die Landesfürsten von für Landesbank und Sparkassen sinnvollen Lösungen zu überzeugen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X