Bilanzen

R+V Versicherung

Der R+V-Konzern mit Sitz im hessischen Wiesbaden ist der Versicherer im genossenschaftlichen Finanzverbund. Sein Mutterunternehmen ist die R+V Versicherung AG, die neben ihrer Funktion als Holdinggesellschaft auch das aktive Rückversicherungsgeschäft des Konzerns betreibt. Das Unternehmen befindet sich zu 74,0% im Besitz der DZ Bank AG. Darüber hinaus werden 15,7% der Anteile von der WGZ Bank AG gehalten, der Rest von weiteren genossenschaftlichen Verbänden und Instituten. Die WGZ Bank strebt eine Erhöhung ihres Anteils an dem Versicherer an. Das Ziel: Die künftige Beteiligung soll der Vertriebsleistung der Primärbanken im Rheinland und Westfalen entsprechen, das seien etwa 22% bis 24%. Im Zuge der noch laufenden Gespräche legte die DZ Bank der WGZ Bank eine Beteiligung an der Konsumentenkredittochter Teambank AG, Nürnberg, nahe.

Im vergangenen Jahr fielen bei der R+V-Versicherung zahlreiche strategische Entscheidungen, die Wachstum generieren sollen. Zum 1. April 2008 übernahm der Versicherer über seine Tochter R+V Service Holding GmbH 67% an der MDT - Makler der Touristik GmbH. Über die MDT soll die Position der R+V in der Touristikbranche verbessert werden, Hauptzielgruppe des Tochterunternehmens sind Reiseveranstalter und Reisebüros. Für diese Zielgruppe werden Lösungen in den Bereichen Reiseversicherung, Haftpflichtabsicherung, Kundengeldabsicherung und Speziallösungen für touristische Unternehmen angeboten. Der Versicherer R+V ist nach eigenen Angaben führender Anbieter bei der Insolvenzabsicherung von Reiseveranstaltern.

Anfang August 2008 startete R+V mit zehn Mitarbeitern den Pilotbetrieb des Direktversicherers R+V 24, um internetaffine Privatkunden, vor allem in den Ballungsgebieten, als neue Zielgruppe für Kfz-Versicherungen zu gewinnen. Im Herbst 2008 erwarb der Wiesbadener Konzern die Condor-Versicherungsgruppe von der Oetker-Gruppe. Die Assekuranz in Hamburg, die zum Zeitpunkt des Erwerbs etwa 470 Mitarbeiter beschäftigte, soll als Gesellschaft und als Marke an ihrem Standort weitergeführt werden. Die Beitragseinnahmen der Condor-Gruppe beliefen sich 2007 auf 332 Mill. Euro, sie stammten zu zwei Dritteln aus der Sparte Leben und zu einem Drittel aus Komposit. Im Jahr 2008 trug die dann schon voll konsolidierte Condor-Versicherungsgruppe anteilig rund 125 Mill. Euro zu den Beitragseinnahmen der R+V bei.

Um das Wachstum in der betrieblichen Altersvorsorge voranzutreiben, gründete die R+V zudem im Oktober 2008 gemeinsam mit den Chemie-Tarifparteien ein Versorgungswerk. Innerhalb dieses Versorgungswerkes ist der seit Dezember 2007 zur R+V gehörende Chemie-Pensionsfonds Bestandteil der tariflichen Chemie-Altersvorsorge.

Der R+V-Konzern bilanzierte 2008 zum zweiten Mal nach IFRS. Die Einzelgesellschaften behielten wie im Vorjahr den Abschluss nach HGB bei. Gegenüber 2007 hat sich der Konsolidierungskreis des R+V-Konzerns nochmals erweitert, vor allem durch Einbeziehen der Condor-Versicherungsgruppe: In den Konzernabschluss der R+V wurden dementsprechend neben der R+V Versicherung AG als Mutterunternehmen 21 (16) inländische und 3 (3) ausländische Tochterunternehmen sowie 25 (17) Spezialfonds voll konsolidiert.

Die gebuchten Bruttobeiträge beliefen sich im Konzern auf 9,45 (9,05) Mrd. Euro, davon 8,79 Mrd. Euro aus dem selbst abgeschlossenen Geschäft und 658 Mill. Euro aus dem übernommenen Versicherungsgeschäft. Nach Abzug der an die Rückversicherer abgegebenen Beiträge und der Veränderung der Beitragsübergabe ergaben sich verdiente Nettobeiträge in Höhe von 9,39 (8,93) Mrd. Euro. Über alle Segmente hinweg betrachtet schreibt sich die R+V damit auf die Fahnen, in Deutschland um 2,9% gewachsen zu sein und damit rund dreimal so stark wie die Branche (1%).

Die größte Sparte der selbst abgeschlossenen Lebens- und Krankenversicherungen hat zu dem Wachstum ein Plus von 3,6% auf 5,17 (4,99) Mrd. Euro an Bruttobeiträgen beigesteuert, die verdienten Nettobeiträge betrugen in diesem Bereich 5,22 (5,01) Mrd. Euro. Im Segment Leben wird der Marktanteil der R+V im Neugeschäft mit 10,3 (9,7)% angegeben. Während sich die Verträge gegen laufenden Beitrag um rund 14% auf 422 Mill. Euro erhöhten, legte das Einmalbeitragsgeschäft um 5,5% auf 1,7 Mrd. Euro zu. Im selbst abgeschlossenen Schaden- und Unfallversicherungsgeschäft belief sich das Bruttobeitragsvolumen auf 3,62 (3,53) Mrd. Euro. In der Kraftfahrtversicherung, der gemessen an den Bruttobeiträgen größten Kompositsparte des R+V-Konzerns, sanken die gebuchten Bruttobeiträge leicht auf 1,50 (1,55) Mrd. Euro. In der Sparte Rückversicherung belief sich das Bruttobeitragsvolumen auf 658 (524) Mill. Euro, was einem Zuwachs um 25,6% entspricht. Das Wachstum wurde in diesem Bereich vor allem vom Ausbau des Auslandsgeschäftes, insbesondere in den USA und Europa getragen.

Im Konzern betrugen die Erträge aus Kapitalanlagen für das Gesamtjahr 4,16 (3,18) Mrd. Euro. Zum Jahresende belief sich der Bestand an Kapitalanlagen auf 47,23 (45,79) Mrd. Euro. Der überwiegende Teil davon entfiel mit 45,49 (43,98) Mrd. Euro auf Finanzinstrumente im Sinne des IAS 39. Innerhalb dieser Finanzinstrumente bildeten mit 25,92 (23,10) Mrd. Euro die Kredite und Darlehen sowie mit 17,53 (19,74) Mrd. Euro die jederzeit veräußerbaren finanziellen Vermögenswerte die größten Bestandteile. Mit den für die Neuanlage zur Verfügung stehenden Mitteln wurden zum großen Teil Zinstitel erworben, die Aktienquote wurde im Geschäftsjahr von 16,0% auf 8,2% gesenkt. Die sonstigen Erträge beliefen sich auf 484 (403) Mill. Euro. Der Posten besteht zum Großteil aus sonstigen versicherungstechnischen Erträgen und diese wiederum vor allem aus Beiträgen aus der Bruttorückstellung für Beitragsrückerstattung. Insgesamt ergibt sich für den R+V-Konzern ein um 12,2% erhöhter Gesamtertrag von 14,03 (12,50) Mrd. Euro.

Doch nicht nur auf der Ertragsseite ergaben sich deutliche Veränderungen, auch die Aufwendungen legten spürbar zu. Insbesondere die Aufwendungen für Kapitalanlagen erhöhten sich durch Wertberichtigungen auf Aktien und Fondsanteile im Jahr 2008 massiv auf 3,55 (0,92) Mrd. Euro. Sie setzen sich vor allem aus Abschreibungen auf Kapitalanlagen in Höhe von 1,79 (0,38) Mrd. Euro, aus Verlusten aus dem Abgang von Kapitalanlagen in Höhe von 907,9 (285,77) Mill. Euro und Verlusten aus Zeitwertänderungen in Höhe von 755,06 (168,09) Mill. Euro zusammen.

Auch die Zahlungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres stiegen brutto auf 5,15 (4,46) Mrd. Euro an. Zwar belastete 2008 kein Großereignis die Zahlen wie das im Jahr 2007 noch der Sturm Kyrill getan hatte, doch verzeichnete der Versicherer zahlreiche Elementarschäden, vor allem regionale Hagelunwetter. Betroffen waren davon insbesondere die Kfz-Kaskoversicherung sowie die Sparten der privaten Sachversicherung. In der Rückversicherung war der Anstieg der Schäden gegenüber der Vergleichsperiode 2007 geprägt durch eine hohe Frequenz von mittleren Schäden sowie einer über den Erwartungen liegenden Großschadenbelastung. Verantwortlich hierfür waren vor allem der Hurrikan "Ike" in den USA, Sturmschäden in Australien und die starken Hagelschäden im Mai in Deutschland. Unter Berücksichtigung der Zahlungen für Vorjahresschäden und unter Einbeziehung der Rückversicherung beliefen sich die Zahlungen für Versicherungsfälle für eigene Rechnung im Konzern auf 6,10 (5,53) Mrd. Euro.

Die Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle betrug brutto 288 (251) Mill. Euro, nach Berücksichtigung der auf die Rückversicherer entfallenden Anteile ergab sich eine Veränderung für eigene Rechnung in Höhe von 310 (274) Mill. Euro. Die Veränderung der Deckungsrückstellung und der sonstigen

versicherungstechnischen Rückstellungen belief sich brutto auf 1,75 (2,47) Mrd. Euro, nach Abzug der Rückversicherungsanteile auf 1,79 (2,48) Mrd. Euro. Darin spiegelt sich vor allem die Marktwertentwicklung der Kapitalanlagen in der fondsgebundenen Lebensversicherung wider. Die Aufwendungen für Beitragsrückerstattung betrugen 149 (994) Mill. Euro. Hierin enthalten ist die Auflösung der latenten Rückstellung für Beitragsrückerstattung in Höhe von 292 Mill. Euro, im Vorjahr war eine Zuführung in Höhe von 84 Mill. Euro vorgenommen worden.

1,65 (1,57) Mrd. Euro betrugen die Brutto-Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb des R+V Konzerns, für eigene Rechnung verblieben insgesamt Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb von 1,63 (1,53) Mrd. Euro. Davon machten die Abschlussaufwendungen 949 (938) Mill. Euro und die Verwaltungsaufwendungen 703 (635) Mill. Euro aus. Die sonstigen Aufwendungen beliefen sich auf 280 (299) Mill. Euro.

Dem um 12,2% gestiegenen Gesamtertrag des Konzerns in Höhe von 14,03 (12,50) Mrd. Euro stehen dementsprechend um 14,8% vergrößerte Gesamtaufwendungen in Höhe von 13,80 (12,03) Mrd. Euro gegenüber. Das Ergebnis vor Abschreibungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte betrug 226 (477) Mill. Euro. Es setzt sich zusammen aus den Ergebnissen der Segmente Schaden/Unfall mit 91 (303) Mill. Euro, Leben/Kranken mit 116 (134) Mill. Euro und der Rückversicherung mit 19 (39) Mill. Euro. Abschreibungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte wurden nicht vorgenommen. Der Steueraufwand betrug 109 Mill. Euro nach 16 Mill. Euro im Vorjahr. Daraus ergibt sich ein Konzernergebnis von 117 (461) Mill. Euro.

Im Jahr 2008 hat der Versicherer 390 000 (217 000), neue Kunden gewonnen und 1,22 (0,6) Mill. neue Verträge abgeschlossen. In den Zahlen schlägt sich auch der Erwerb der Condor-Versicherungsgruppe nieder. Die Zahl der Mitarbeiter betrug zum Jahresende 2008 11 076 (10 365). Hier macht sich ebenfalls die neu im Konzern konsolidierte Condor-Gruppe bemerkbar, die im Innendienst 441 Mitarbeiter beschäftigte, im Außendienst 20 Mitarbeiter.

Die Aktionäre des R+V-Konzerns haben im laufenden Jahr dessen Eigenkapital gestärkt: Für das Jahr 2008 wurde - neben der regulären Dividende in Höhe von 7,50 Euro je Aktie eine Sonderdividende in Höhe von 27 Euro je Aktie beschlossen. Hierfür wurden die in den vergangenen Jahren gebildeten Gewinnrücklagen verwendet. Die Sonderdividende wurde nach Ausschüttung im Rahmen einer Kapitalerhöhung dem Eigenkapital zugeführt.

Quartals- und Halbjahreszahlen werden vom genossenschaftlichen Versicherer R+V nicht veröffentlicht. Rückschlüsse auf die Tendenzen im Geschäftsverlauf des ersten Halbjahres 2009 lassen sich jedoch aus dem Versicherungsgeschäft der DZ-Bank-Gruppe ziehen, das ausschließlich vom R+V-Versicherungs-Teilkonzern verantwortet wird. Im ersten Halbjahr 2009 stiegen die gebuchten Bruttobeiträge im Versicherungsgeschäft der DZ Bank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16,0% auf 5,58 (4,81) Mrd. Euro. Die verdienten Beiträge aus dem Versicherungsgeschäft erhöhten sich derweil um 15,8% auf 5,11 (4,41) Mrd. Euro. In einem sich langsam erholenden Kapitalmarktumfeld nahm das Ergebnis aus Kapitalanlagen und sonstige Ergebnis der Versicherungsunternehmen im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres um 621 Mill. Euro auf 1,06 Mrd. Euro zu. Dabei stiegen die Erträge aus Kapitalanlagen um 27,2% auf 2,14 (1,68) Mrd. Euro, die Aufwendungen für Kapitalanlagen hingegen gingen um 13,2% auf 1,15 (1,32) Mrd. Euro zurück. Die größten Aufwendungen resultierten in diesem Bereich aus realisierten Verlusten in Höhe von 536 (216) Mill. Euro und Abschreibungen in Höhe von 460 (678) Mill. Euro.

Die Versicherungsleistungen des Berichtshalbjahres in Höhe von 5,20 (3,90) Mrd. Euro überschritten den Vergleichswert des Vorjahres um 1,303 Mrd. Euro. Als Begründung hierfür wird eine höhere Dotierung versicherungstechnischer Rückstellungen durch das verbesserte Kapitalanlageergebnis genannt. Dieser Posten erhöhte sich um 91,8% auf 2,09 (1,09) Mrd. Euro. Die Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb sind von 795 Mill. Euro im Vorjahreshalbjahr auf 842 Mill. Euro in den ersten sechs Monaten 2009 angestiegen. In der übernommenen Rückversicherung verzeichnete das Unternehmen verdiente Beiträge in Höhe von 397 Mill. Euro. Für den DZ-Bank-Konzern wird im Segment Versicherung für das erste Halbjahr 2009 ein Ergebnis vor Steuern von 143 (172) Mill. Euro ausgewiesen.

Aufsichtsrat der R+V Versicherung AG: Wolfgang Kirsch (Vorsitzender), Ulrich Birkenstock (stellvertretender Vorsitzender); Vorstand der R+V Versicherung AG:

Dr. Friedrich Caspers (Vorsitzender), Frank-Henning Florian (ab 1. Januar 2008), Heinz-Jürgen Kallerhoff, Dr. Christoph Lamby, Hans-Christian Marschler, Bernhard Meyer, Rainer Neumann, Rainer Sauerwein, Peter Weiler

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