Gespräch des Tages

WGZ Bank - Auf Kooperationslinie

Ob Zufall oder Kalkül, es war schon ein wenig anders als bei vielen Halbjahresberichten der WGZ Bank zuvor. Die vier übergeordneten Themen, die diesmal neben dem Zahlenwerk aufgegriffen wurden, dienten erst in zweiter Linie zur Schärfung des eigenen Profils innerhalb der genossenschaftlichen Gruppe. Mindestens ebenso stark klang die Pflege der gruppeninternen Gemeinsamkeiten an. Das gilt etwa für die Bewertung zur Bankenabgabe ebenso wie für die hitzige Diskussion um die Regelung der Gebühren an Geldautomaten. Seine Einlassungen zur Sache wollte Werner Böhnke ausdrücklich als flankierende Maßnahme zu der dezidierten und engagierten Argumentationslinie des BVR verstanden wissen. Auch aus Sicht seines Hauses sprach er gleichwohl von einer falschen Weichenstellung mit Symbolpolitik beziehungsweise von einem staatlichen Preisdiktat und veranschlagte eine mögliche Belastung des eigenen Hauses aus der vorgesehenen Bankenabgabe auf zehn bis 15 Millionen Euro.

Als Schwerpunkt ihrer Berichterstattung über die geschäftliche Ausrichtung hatte sich die Düsseldorfer Zentralbank zwei gerade angelaufende Kooperationsprojekte mit der DZ Bank ausgesucht, und zwar die VR Unternehmerberatung und das VR-Pri-vate-Banking-Konzept. In beiden Projekten sieht man in Düsseldorf erfolgreiche Ansätze des eigenen Hauses gebührend mit aufgegriffen und in eine erfolgversprechende Arbeitsgrundlage für die gesamte Gruppe eingebracht. Schon gestartet sind die gemeinsamen Aktivitäten zur Mittelstandsberatung, die nach einer Due Diligence in einem 50:50-Joint-Venture mündeten. Auf rund 150 bis 200 Milliarden Euro beziffern die beiden Partner das jährliche Transaktionsvolumen, von dem sie zusammen mit ihren Primärbanken künftig gerne einen größeren Anteil abschöpfen wollen. Zunächst beginnt die Einheit mit rund 20 Beratern, sieht aber Potenzial für eine kräftige personelle Aufstockung.

Auf drei Prozent jährlich schätzen sie bundesweit allein den Anteil aus den 30000 mittelständischen Unternehmen mit einem Umsatz von fünf Millionen Euro, die Beratungen rund um die richtige Unternehmensnachfolge in Anspruch nehmen. Und hinzu kommen die Geschäftsmöglichkeiten aus Veräußerungen und Zukäufen von mittelständischen Einheiten durch Konzernunternehmen einschließlich der möglichen Transaktionen mit internationalen Akteuren und Kooperationspartnern. Doch das sind nur die Grundvoraussetzungen. Ob das gemeinsame Verbundangebot "Unternehmerberatung" in der täglichen Praxis von den Primären akzeptiert wird, muss erst durchgerechnet und geübt werden. Mit weit größerer Mannschaft wird ebenfalls seit 1. September die genossenschaftliche Leistungsmarke VR Private Banking im Verbund vorangetrieben. Über die DZ Privatbank als Kompetenzzentrum der Ortsbanken soll die bereits vorhandene Kundenreichweite in dieser Klientel von 30 Prozent auch in konkrete Geschäftsbeziehungen umgemünzt werden. Die - mit Ausnahme einiger weniger Primärbanken - bisher noch arg überschaubaren Marktanteile im Private-Banking-Geschäft will man im Verbund zusammen mit den Ortsbanken als erster Ansprechpartner und Kontaktgeber nicht zuletzt aus regionalen Niederlassungen in Hannover, Stuttgart und München heraus spürbar nach vorne bringen. Den subsidiären Geschäftsansatz, wie ihn die WGZ Bank traditionell betont, nun auch im Private Banking in enger Abstimmung der beiden Zentralbanken mit den Fachgremien des BVR für die gesamte Gruppe über eine Strategieholding mit Sitz in Luxemburg umsetzen zu wollen, wertet man in Düsseldorf als große Chance.

Angesichts der Unzufriedenheit vieler Kunden mit ihren bisherigen Vermögensverwaltern und der deshalb erhöhten Wechselbereitschaft gilt auch der Zeitpunkt des Projektstarts als günstig. Der Sparkassensektor jedenfalls zeigt in diesem Geschäftsfeld trotz Helaba mit ihrer neu positionierten Frankfurter Bankgesellschaft, der Mittelbrandenburgischen Sparkasse mit ihrer Weberbank oder der Private-Banking-Einheit der LBB weniger klare Konturen. Ob der Antritt der Genossenschaftsorganisation in diesem ertragsversprechenden Geschäftsfeld - wie es derzeit den Anschein hat wirklich geschlossener ist als in der von Insellösungen geprägten S-Gruppe, kann freilich erst die künftige Marktanteilsentwicklung zeigen. In beiden Verbundorganisationen ist so manche Euphorie bei Gemeinschaftsprojekten dieser Art sehr schnell an die Grenzen von Partikularinteressen gestoßen.

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