Gespräch des Tages

Auslandsbanken - Gelungener Bedeutungsnachweis

Die Bewältigung der Finanzkrise mit all ihrem regulatorischen Anpassungsdruck ist für die Attraktivität des Bankenstandorts Deutschland fraglos eine Bewährungsprobe. Denn wenn die Wettbewerbsbedingungen schwieriger werden und/oder die Strategie überdacht werden muss, werden in der Wirtschaft allgemein und somit auch bei Kreditinstituten in schöner Regelmäßigkeit die Auslandsaktivitäten auf den Prüfstand gestellt. Insofern ist der Verband der Auslandsbanken seit einigen Jahren einer gewissen Gefahr ausgesetzt, spürbar an Geschäft und möglicherweise an Mitgliedern zu verlieren. Im Jahre vier der Finanzkrise sind solche Tendenzen einer Ausdünnung oder gezielten Rückbildung der Geschäftsaktivitäten zumindest nicht gravierend spürbar. Zwar registriert der Verband im 30. Jahr nach Gründung in seiner turnusmäßigen Umfrage zu dem Marktumfeld für das Berichtsjahr 2011 "eine etwas gedämpfte Stimmungslage", und bei rund zwei Drittel der Mitglieder gingen auch die Volumina "leicht zurück". Doch mit Blick auf die Ertragslage wird von einer Verbesserung um zehn Prozent gesprochen, die Mitarbeiterzahlen werden im Vorjahresvergleich als insgesamt stabil eingestuft, und auch die Zahl der Verbandsmitglieder von 206 (210) lässt keinen wirklich beunruhigenden Abwärtstrend erkennen.

Bestätigt wird die Rolle der Auslandsbanken als stabiler Standortfaktor in Deutschland auch durch die statistischen Erhebungen Dritter. So entfällt laut Bundesbankzahlen (Regionalstatistik) von den Aktivitäten der Banken mit juristischem Sitz in Frankfurt (einschließlich ihrer Filialen im In- und Ausland) im Berichtsjahr 2011 ein Anteil von immerhin 9,27 (9,39) Prozent des auf 4004 (3900) Milliarden Euro bezifferten Geschäftsvolumens auf die Auslandsbanken. Und in den sogenannten BISTA-Meldungen der Notenbank wird die Bilanzsumme der 110 (108) ausländischen Filialen mit 240 (204) Milliarden Euro um knapp 18 Prozent höher ausgewiesen als im Vorjahr. Die Anzahl der in Deutschland vertriebenen ausländischen Investmentfonds ist zwischen 2008 bis 2011 von 69522 kontinuierlich auf 98575 gestiegen und liegt damit um ein Vielfaches über den 18061 aus dem Jahre 2003. Der Anteil der Auslandsfonds erreicht damit 93,6 Prozent, bei den börsengehandelten ETFs sind es sogar 96,6 Prozent. Gewohnt stark geblieben ist, gemessen an den Kontrakten, zudem der Anteil der Ausländer an den Umsätzen an der Eurex mit knapp 90,4 Prozent und das Marktgewicht ausländischer Institute bei Aktienemissionen. Ebenso wie das Gebühren-Ranking für das Investment Banking in Deutschland lässt Letzteres unter den ersten zehn nur für zwei deutsche Häuser Platz.

Bei so viel Marktgewicht im täglichen Geschäft werden die ausländischen Finanzinstitute selbst in einigen regulatorischen Fragen zu einem geschätzten Finanzplatz-Partner für die deutschen Häuser. Dass sie eine Finanztransaktionssteuer als Insellösung einiger Staaten ablehnen, ist dabei nicht weiter überraschend. Aber sie zeigen bei der Suche nach vertretbaren Kompromisslösungen gegenüber der deutschen und europäischen Politik deutlich mehr Aufgeschlossenheit. Offenheit fordern sie auch bei der Suche nach europäisch harmonisierten Regelungen für die Festlegung klarer Krisenmechanismen. Und nicht zuletzt sehen sie eine einheitliche Umsetzung von Basel III in Europa immer auch in dem Kontext einer besseren Zusammenarbeit der nationalen Aufsichtsbehörden hin zu einer Stärkung der europäischen Aufsicht. Ihr Lob an die deutsche Politik für die weitgehende Gleichbehandlung ausländischer und inländischer Fonds umfasst auch das Plädoyer für die Beibehaltung des deutschen Spezialfonds. Kurzum, ihre Positionen zur Vermeidung von Doppelbelastungen, Wettbewerbsverzerrungen und Arbitrage sind stets ein guter Gradmesser für regulatorische Anliegen beziehungsweise für Harmonisierungstendenzen, die in Europa machbar sind.

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