Gespräch des Tages

Auslandsbanken - Gleichbehandlung bitte

Auch wenn die aktuellen Branchendaten der Auslandsbanken in Deutschland noch in der Erhebungsphase sind und wie üblich erst im Frühjahr mit der Jahresberichterstattung veröffentlicht werden, war die Kernbotschaft von Stefan Winter klar. Der seit Mitte vergangenen Jahres amtierende Vorstandsvorsitzende des Verbandes erneuerte vor dem Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten das Bekenntnis seiner nach wie vor rund 200 Mitgliedsinstitute zum Finanzplatz Deutschland. Und er bescheinigte ihnen sowohl von den Geschäftsvolumina als auch von der Mitarbeiterzahl her der Tendenz nach eher ein Wachstum denn den befürchteten Einbruch. Selbst wenn sich die eine oder andere Adresse aus Deutschland beziehungsweise meist aus Frankfurt - dort sitzen rund zwei Drittel der derzeit rund 30 000 Mitarbeiter - verabschiedet, wird sie häufig durch eine andere ersetzt. Das Fondsgeschäft ist beispielsweise ein Geschäftsbereich, der immer wieder Anbieter aus dem Ausland anlockt und der auch den Erwerb hiesiger Gesellschaften attraktiv macht.

Dass sich die Niederlassungen und Repräsentanzen in Deutschland angesichts der gravierenden Restrukturierungsmaßnahmen vieler internationaler Banken vergleichsweise gut am hiesigen Markt behaupten konnten, sieht der Verband - trotz insgesamt gedämpfter Marktentwicklung - durch eine unverändert starke Positionierung in den Geschäftsfeldern beziehungsweise in einschlägigen League-Tables belegt. Er verweist dabei etwa auf die Bedeutung im Aktienhandel, die hohen Umsätze an der Eurex, das M&A-Geschäft oder auch das Gewicht in den Listen der Bietergruppen für Bundesemissionen. Im klassischen Kreditgeschäft übrigens, in dem viele der hiesigen Wettbewerber nun einen Rückzug der Auslandsbanken konstatieren, beziffern Letztere ihren Anteil in den vergangenen Jahren in der Spitze auf maximal zehn Prozent.

Inwieweit der Finanzplatz Frankfurt durch die Belastung der Londoner Bankenszene mit der Bonussteuer profitieren könnte, lässt der Verband lieber offen. Denn im Standortwettbewerb der Finanzzentren wertet er die "Nachregulierung in London" letztlich als Einmaleffekt und rechnet eher mit wettbewerbsneutralen Regulierungsrunden. In diesem Sinne wollen die Auslandsbanken demnach keineswegs ausschließen, dass die Bundesregierung sie in weltweitem Konsens in einen Wiedergutmachungsfonds einladen könnte, wie Stefan Winter es so schön formulierte. Ebenso wie beispielsweise die Deutsche Bank haben Mitgliedsinstitute des Verbandes auf der Eigenkapitalseite spürbar verschärfte Regulierungsszenarien auf der Agenda. Finanzielle Belastungen erwarten sie auch durch eine von Brüssel angestoßene Reform der Einlagensicherung, ob sie nun als Mindestanforderung formuliert wird oder wie in Deutschland Öffnungsklauseln nach oben zulässt. Und nicht zuletzt wären sie wohl nicht völlig überrascht, der jeweils nationalen Aufsicht, also BaFin und Bundesbank, vor Ort einen Einblick in die Treasury-Aktivitäten und die Liquiditätssteuerung ihrer deutschen Einheiten geben zu müssen.

Dass gerade die beiden letztgenannten Maßnahmen, so sie denn kommen sollten, für ausländische Häuser eine beklagenswerte Kostenbelastung darstellen würden, mag einer betriebswirtschaftlichen Betrachtung nach richtig sein. Denn für eine international operierende Bank bedeutet es ohne Zweifel zusätzlichen Kostenaufwand, wenn sie ehemals weitgehend zentralisierte Funktionen wie das Treasury oder die Liquiditätssteuerung künftig teilweise auch wieder in ihren ausländischen Niederlassungen vorhalten muss, um den örtlichen Regulatoren einen Blick darauf zu ermöglichen. Doch aus der Warte der Aufsicht sieht die Rechnung ganz anders aus. Denn deren Kosten-/Nutzenabwägung muss den volkswirtschaftlichen Aspekt im Auge haben, also zuletzt auch die enormen direkten Schäden und indirekten Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die gesamte Weltwirtschaft. In diese Richtung zielen die laufenden Initiativen zu einer hoffentlich klugen Justierung zwischen Home und Host Supervision.

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