Gespräch des Tages

Auslandsbanken - Hauptsache die Richtung stimmt

Es gibt im Verband der Auslandsbanken (VAB) in vielen finanzpolitischen, regulatorischen und steuerlichen Fragen zwar durchaus konkrete Wunschvorstellungen. Doch bei der Einschätzung der Lage wie auch der Bewertung der handelnden Personen neigt der Vorstand seit vielen Jahren zu Realismus. So hat man sich zwar früh auf harmonisierte europäische Aufsichtsstrukturen festgelegt, kann sich aber damit arrangieren, dass die praktische Umsetzung erst mit tragfähigen Übergangsfristen zustande kommt. Mit Bedauern wird allerdings registriert, dass sich der Single Supervisory Mechanism (SSM) vorläufig nur auf die Euroländer beschränkt und nicht die gesamte Europäische Union umfasst.

Ein schnelleres Tempo hatte sich der Verband im Rahmen des Single Resolution Mechanism auch beim Aufbau eines europäischen Abwicklungs- und Sicherungsfonds gewünscht. Aber man macht sich an dieser Stelle keine Illusion, im Zuge eines Kompromisses mit Zwischenschritten leben zu müssen - nämlich einer zunächst nationalen Ansparung und einer erst späteren Zusammenführung in einen allen vom Aufsichtsregime betroffenen Banken zugänglichen Sicherungstopf. Gewiss nicht als beste aller denkbaren Lösungen wird auch die Ansiedlung der Entscheidungskompetenz zur Abwicklung von Instituten bei der Europäischen Zentralbank gesehen, gleichwohl wird dies als gangbarer Weg für eine Übergangszeit gewertet.

Unverändert kritisch sieht der VAB ein lokaleres Denken und Aufsichtshandeln in Europa mit Blick auf grenzüberschreitende Kapitaltransfers innerhalb eines Konzerns. Eine einvernehmliche Einigung in den seit über einem Jahr besonders am Fall der Hypovereinsbank öffentlich diskutierten Fragen zwischen den Aufsichtsbehörden in Europa im Geiste einer Binnenmarktregelung gehört weiter zu den Fernzielen des Verbandes.

Kurzum: In seiner Einschätzung all dieser Themen äußert der Verband der Auslandsbanken in Deutschland zwar seine Idealvorstellungen und macht sich in der Öffentlichkeitsarbeit auch dafür stark. Aber er zeigt sich auf dem Weg zu einer Umsetzung meist gesprächsbereit, wenn die Entwicklung für die per Ende 2013 von der Bundesbankstatistik registrierten 261 Auslandsbanken in Deutschland (davon 114 Zweigstellen, 82 Tochtergesellschaften und 65 Repräsentanzen) zumindest in die richtige Richtung geht.

Als Realist zeigt sich der VAB auch bei seiner Einschätzung der Fortentwicklung der künftigen Eigenkapitalregelungen für Tochtergesellschaften der Banken im Ausland. Mit Blick auf die kürzlich von der Fed beschlossenen schärferen Liquiditäts- und Eigenkapitalvorgaben für große Auslandsbanken verweist er zum einen auf bilaterale Abkommen Deutschlands zur gegenseitigen Anerkennung von Aufsichtsregeln, die die generelle Anwendung der aktuellen Beschlusslage relativieren. Und zum anderen wertet er diese Maßnahmen nur begrenzt als Ausdruck eines Ringfencing, das entsprechende Gegenmaßnahmen auslösen muss, sondern eher als allgemeine Tendenz der internationalen Regulierer, die Eigenkapitalanforderungen künftig weniger an den Holdingstrukturen der Kreditwirtschaft, als an den Risiken der operativen Einheiten in den jeweiligen Ländern zu orientieren. Der Tendenz nach macht diese Marschrichtung das Eigenkapitalmanagement internationaler Bankkonzerne zwar ineffizienter als die Kreditwirtschaft es bisher gewohnt war. Aber wer will sich aus dem Blickwinkel der Finanzstabilität schon dagegen wenden?

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