Gespräch des Tages

Commerzbank - Schrittchen für Schrittchen

Die Commerzbank ist im abgelaufenen Jahr auf ihrem Weg hin zur Normalität wieder ein Stück weit vorangekommen. So stand mit 78 Millionen Euro unter dem Strich immerhin eine schwarze Zahl. Auch gab es keine ähnlich dramatischen Entwicklungen im vierten Quartal wie bei der Deutschen Bank. Darüber hinaus wurden mehr als 35 Milliarden Euro aus dem Segment Non-Core Assets abgebaut, was gut 20 Prozent des Portfolios entspricht. Das hat zwar gut eine Milliarde Euro gekostet, ist aber mit Blick auf die Eigenkapitalsituation und die regulatorischen Vorschriften wichtig. Die Verantwortlichen betonten, dass die Verluste weniger aus Verkäufen unter Buchwert resultierten, sondern vielmehr aus entgangenen Zinseinnahmen durch den forcierten Abbau. Bis 2016 soll das Portfolio um weitere 40 Milliarden Euro auf dann 75 Milliarden Euro schrumpfen.

Damit sind die guten Nachrichten aber schon fast erschöpft, denn das Vorwärtskommen gleicht einem Gänsemarsch in Trippelschritten. Das zeigt nicht zuletzt der Blick auf das operative Ergebnis, das gegenüber dem Vorjahr um fast 40 Prozent auf nur noch 725 Millionen Euro gesunken ist. Damit sei man nicht unzufrieden, aber es war sicherlich kein tolles Jahr, räumte denn auch Martin Blessing ein. Der Zinsüberschuss ging um 2,8 Prozent zurück, der Provisionsüberschuss sank um 1,4 Prozent, das Handelsergebnis verbuchte einen Verlust von 82 Millionen Euro, und das Ergebnis aus Finanzanlagen reduzierte sich um 64 Millionen Euro auf 17 Millionen Euro. Während sich gleichzeitig die Risikovorsorge um fast 100 Millionen Euro erhöht hat, sanken die Verwaltungsaufwendungen um drei Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, hier beginnt sich der Personalabbau auszuzahlen. Vor Steuern verbleibt ein Ergebnis von 232 Millionen Euro, das sich gegenüber dem Vorjahr fast geviertelt hat. Dass unter dem Strich die schwarzen 78 Millionen Euro verbleiben, ist einzig und allein dem netten Umstand sehr viel geringerer Steuerzahlungen (66 nach 803 Millionen Euro im Vorjahr) zu verdanken.

Das Jahr 2013 wird auch nicht erfolgreicher, wenn man statt dem Konzern die Kernbank betrachtet, denn die Bilder ähneln sich auch in dem, was die Bank als Kerngeschäft definiert hat. Rückgang beim Zinsüberschuss, immerhin ein stabiler Provisionsüberschuss, deutlich verschlechterte Risikovorsorge, operatives Ergebnis minus 29 Prozent, Ergebnis vor Steuern minus 42 Prozent. Natürlich mag das alles geplant gewesen sein, aber gute Nachrichten, geschweige denn der Befreiungsschlag nach vielen zähen Jahren sehen anders aus.

Wie lange der Weg noch sein wird, mag man auch daran ablesen, dass sich Blessing mit einem konkreten Ausblick für das laufende Jahr arg zurückhielt. Lediglich so viel war ihm zu entlocken, dass die Commerzbank weiterhin vor allem auf Volumenszuwächse abstellt, sowohl bei Kunden als auch bei Assets und damit auch bei den Marktanteilen. Das geht natürlich zulasten der Erträge, denn Neukundengewinnung in einem umkämpften Markt kostet zunächst einmal Geld. Und wie viel Geld mit den mit höchst attraktiven Konditionen eingefangenen Kunden in Zukunft einmal verdient werden wird, muss sich aller Beteuerungen rentabler Kundenbeziehungen zum Trotz erst noch zeigen.

Keine Normalität - beziehungsweise mit Blick auf die vergangenen Jahre doch schon wieder Normalität - gibt es auch für die vielen Aktionäre. Denn für 2013 wird wiederum keine Dividende gezahlt. Und die Aktionäre sollten auch keine allzu großen Hoffnungen auf eine Zahlung für das laufende Geschäftsjahr hegen, so Blessing, denn dann könne man auch nicht enttäuscht werden. "Wir wollen die Bank erst einmal kapitalstark machen, bevor Dividende ausgezahlt wird", so der Vorstandschef. Dass er selbst ob des mageren Ergebnisses auf einen Bonus verzichtet, ist da nur ein schwacher Trost.

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