Gespräch des Tages

In diesem Heft - True-Sale-Verbriefung: Auf dem Pfad zur Normalität

Die Erschließung des Marktes für Verbriefungen ist mittlerweile auch in Deutschland eindeutig über das Stadium theoretischer Überlegungen, technischer Vorbereitung und erster imagebildender Pilotprojekte hinaus gekommen. Verschiedene Varianten und Techniken finden in den beiden letzten Jahren immer stärker Eingang in die alltägliche Praxis von Banken und Unternehmen. Kurzum, das Instrument der Verbriefung bewegt sich endlich auch in Deutschland auf dem Pfad zur Normalität. Diese aktuellen Eindrücke vermitteln die Autoren dieses Heftes mit ihrer Bestandsaufnahme im Herbst 2006. Und bei allem Anstieg der Volumina, so ihre hoffnungsvollen Aussichten, gibt es für die kommenden Jahre immer noch ein großes Potenzial des deutschen Verbriefungsmarktes.

Mindestens ebenso wichtig wie das vorhandene Marktpotenzial ist freilich für die dauerhafte Weiterentwicklung der hiesigen Verbriefungsbranche die Verankerung des Konzeptes bei den maßgeblichen politischen Entscheidungsträgern. Nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen und stetig an neuere Entwicklungen angepasst werden, kann sich ein prosperierender Markt entwickeln. Das weiß die Branche und hat folgerichtig vor rund drei Jahren eine Interessenvertretung ins Leben gerufen - die TSI. Die Bundes- und Landespolitik sowie die wirtschaftspolitisch interessierte Öffentlichkeit mit dem Instrument Asset Backed Securities (ABS) vertraut zu machen und dessen Bedeutung für eine kapitalmarktorientierte Finanzierung des Mittelstandes herauszuarbeiten, hat sich die heutige True Sale International GmbH als wesentliche Aufgabe gesetzt.

Bei der Bundes- wie auch der zuständigen Landespolitik, so darf man nach der Lektüre dieses Heftes den Eindruck haben, ist die Überzeugungsarbeit der Branche angekommen. Sowohl aus den Bundesministerien der Finanzen und der Wirtschaft wie auch vom hessischen Finanzminister wird die Bedeutung eines florierenden Verbriefungsmarktes für eine stärker kapitalmarktorientierte Finanzierung der (mittelständischen) Wirtschaft unterstrichen, wird Zufriedenheit mit dem bisher Erreichten signalisiert und wird ausdrücklich Bereitschaft bekundet, zur weiteren Verbesserung der Rahmenbedingungen beizutragen.

Mit besonderer Aufmerksamkeit und Genugtuung dürften die hiesigen Verbriefungsbanken zur Kenntnis nehmen, wie deutlich und bestimmt beim hessischen Finanzminister und besonders beim Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie anklingt, "die Bereitstellung von ABS für den deutschen Mittelstand - aber auch für Leasing- oder Factoringgesellschaften und Infrastrukturfinanzierungen (PPP´s) - vollumfänglich aus Deutschland heraus" darstellen zu wollen. Wenn dem Bundeswirtschaftsministerium vorschwebt "aus der umfassenden ABS-Produktion aus Deutschland heraus ein vernetztes Bündel von ABS-Finanzierungs-Know-how - zum Nutzen der deutschen Wirtschaft" entstehen zu lassen, dann hat die Interessenvertretung der TSI ein wichtiges Zwischenziel schon erreicht: sie hat damit zweifellos eine wohlwollende Grundstimmung bei der verantwortlichen Politik generiert. Das schließt freilich keineswegs aus, dass über so manches Details der Ausgestaltung im politischen Prozess noch gerungen werden muss.

Die Liste der anstehenden Aufgaben klingt dabei erst einmal abstrakt. Genannt werden beispielsweise die Ausweitung der steuerlichen Rahmenbedingungen auf die direkte True-Sale-Verbriefung, die Umsetzung der Solvabilitätsverordnung sowie die Prüfung neuer Anwendungsfelder für ABS, wie Kredithandel, öffentliche Finanzen und Versicherungsrisiken. Welche konkreten Überlegungen, Vorteile und Hindernisse einer Umsetzung sich dahinter verbergen, wird in einigen Beiträgen dieses Heftes erläutert.

Neben solchen Spezialthemen der Fortentwicklung des hiesigen Verbriefungsmarktes und dem Bekenntnis der Politik zu diesem Finanzierungsinstrument skizzieren die Autoren auch die Marktentwicklung in Deutschland und Europa. Der alles überragende Aspekt bei den derzeitigen Verbriefungsaktivitäten ist derzeit eindeutig die Mittelstandsfinanzierung. Nahezu alle Transaktionen und Spielarten der jüngsten Vergangenheit stehen damit in Verbindung. Besondere Zukunftsaussichten werden freilich dem Public Private Partnership eingeräumt. Der Blick auf die rechtlichen Voraussetzungen und die diesbezüglich bereits bestehenden Möglichkeiten in Großbritannien lassen dieses Feld für die Kreditwirtschaft wie auch für die Politik besonders reizvoll erscheinen.

PS: In der Anordnung der Beiträge wurde der Politik Vorrang eingeräumt. Die Abfolge der übrigen Autoren orientiert sich an der alphabetischen Reihe der Nachnamen.

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