Blickpunkte

Öffentlichkeitsarbeit II Enormes Selbstbewusstsein

Die Nation empört sich wieder mal. Diesmal trifft es das Management von Siemens, das sich in Zeiten heftiger Umstrukturierungen, Werksschließungen, Entlassungen, Gehaltskürzungen und anderer Sparmaßnahmen das Gehalt um satte 30 Prozent erhöht.

Das alles mag mit Blick auf die Gehälter anderer Dax-Vorstände und der internationalen Siemens-Konkurrenz vielleicht richtig sein - dem einfachen Arbeiter in diesem Land, der um seine Existenz und die seiner Familie fürchtet, ist ein solcher Schritt aber nicht mehr plausibel zu machen. Nichtsdestotrotz, die Aufregung wird auch hier wieder nachlassen.

Allerdings kann noch eine andere Verbindung gezogen werden. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann war eines der drei Mitglieder des Präsidiums des Aufsichtsrates von Siemens, das letztendlich die Gehaltserhöhungen absegnete.

Auch wenn Ackermann die höheren Saläre gar nicht verhindern konnte, selbst wenn er es wollte, es zeugt von einer gewissen Überzeugung für die Sache, allemal aber von einem sehr selbstbewussten Umgang des erfolgreichen Global Bankers mit den so typisch deutschen Befindlichkeiten des Neides gegenüber Besserverdienenden.

Offensichtlich, so der vorsichtige Eindruck, sorgt sich der Schweizer wenige Wochen vor dem Start der Neuauflage des Mannes-mann-Prozesses, in dem wieder über mögliche Veruntreuungen von Kapital durch zu hohe Abfindungszahlungen an Vorstände und Pensionäre verhandelt wird, nicht mehr übermäßig um sein Image hier in Deutschland.

Sich einfach nicht um die Öffentlichkeit zu kümmern, auch das kann eine Art von Öffentlichkeitsarbeit sein.po.

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