Gespräch des Tages

Sparkassen II - Kölner

Der Kölner per se ist ein fröhlicher, meist gut gelaunter, offener und feierfreudiger Mensch. Er ist treu und verlässlich. Und er liebt den Dom, den Rhein und die Menschen um ihn herum. Das allein für das florierende Kreditgeschäft der Kreissparkasse Köln als Grund anzuführen, wäre freilich viel zu wenig. Denn natürlich agieren auch hier die Verantwortlichen mit aller gebotenen Sorgfalt. Aber die Kreissparkasse ist bislang da, wenn ihre Kunden sie brauchen. Mehr als jeder zweite Kredit im Geschäftsgebiet kommt mittlerweile von der KSK - und das trotz des teilweise "brutalen" Wettbewerbs gerade um die mittelständische Firmenkundschaft. Das Kreditneugeschäft 2008 erzielte das höchste Wachstum in der 155-jährigen Geschichte des Instituts und stieg um 27 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Davon kommen allein 1,9 Milliarden von der Firmenkundschaft. Die Kreditzusagen an Privatkunden, vor allem Wohnungsbaufinanzierungen, stiegen auf erstmals über eine Milliarde Euro, Kommunaldarlehen legten um mehr als das Dreifache auf 459 Millionen Euro zu.

Dieses Engagement zahlt sich offensichtlich auch auf der Passivseite aus. Die Ersparnisbildung - die Summe der Nettoersparnis aus bilanzwirksamen und -neutralen Geldanlagen - stieg um stolze 84 Prozent auf 1,42 Milliarden Euro. Der Gesamtbestand an Kundeneinlagen wuchs um 1,24 Milliarden Euro. Bei Privatpersonen war ein leichter Rückgang von 337 auf 328 Millionen Euro zu verzeichnen. Das ist angesichts der Verunsicherung der Anleger durch die Verwerfungen an den Kapitalmärkten durchaus ungewöhnlich und auch untypisch zu anderen Primärbanken. Aufgefangen wurde dies vor allem von Unternehmen, die ihre Einlagen von 18 auf 862 Millionen Euro geradezu explodieren ließen. Allerdings überwiegen auf der Passivseite kurzfristige Laufzeiten, was befürchten lässt, dass dieses Geld bei einem wieder anziehenden Konditionen-Wettbewerb unter "normalen" Verhältnissen doch wieder renditeorientiert angelegt werden wird. Noch gab es in den ersten beiden Monaten dieses Jahres keine nennenswerten Abflüsse - allerdings auch keine Zuflüsse mehr. Das lässt aber zumindest hoffen.

In der Gewinn- und Verlustrechnung birgt das starke Kreditgeschäft häufig die Gefahr einer vergleichsweise höheren Risikovorsorge - kaum überraschend, kommen bei der KSK doch fast 80 Prozent der Bilanzsumme aus dem Kreditgeschäft. 2008 betrugen die Bewertungen im Kreditgeschäft rund 80 Millionen Euro, weitere gut 90 Millionen Euro stammen aus dem Wertpapiergeschäft. Dass das gesamte Bewertungsergebnis trotz den Verwerfungen an den Kapitalmärkten auf Vorjahresniveau liegt, ist mit den außerordentlichen Belastungen aus der WestLB in 2007 zu begründen. Allerdings rechnet der Vorstand mit einem ordentlichen Wertaufholungspotenzial, da nur rund 20 Prozent der Abschreibungen im Wertpapiergeschäft aktienmarktbedingt sind. Der Rest entfällt auf festverzinsliche Wertpapiere, die bis zum Ende der Laufzeit nach Einschätzung der Kreissparkasse Köln wieder ihren Normalwert erreichen dürften. Das half 2008 aber noch nicht: Insgesamt halbierte sich der Gewinn der KSK im Berichtsjahr auf 12 Millionen Euro. Der Zinsüberschuss sank hierbei leicht auf 407 Millionen Euro, der Provisionsüberschuss ebenfalls auf 134 Millionen Euro.

Das konnte teilweise durch ein kleines Plus beim Nettoertrag aus Finanzgeschäften aufgefangen werden. Die Kosten stiegen um vier Millionen auf 379 Millionen Euro an.

Für 2009 sind die Verantwortlichen verständlicherweise etwas zurückhaltend. Zwar hilft eine ansteigende Zinsstrukturkurve, doch wird es einen solchen Boom bei den Einlagen nicht mehr geben. Die Risikovorsorge gerade im Mittelstandsgeschäft dürfte tendenziell eher steigen als fallen. Inwiefern sich weitere Belastungen aus Kapitalmarktgeschäften ergeben, ist noch nicht absehbar. Und dann sind da ja noch zwei Damoklesschwerter, auf die man nur indirekt Einfluss nehmen kann. Zum einen des Gesamtthema WestLB, das in den kommenden Monaten die entscheidende Wendung erfahren dürfte. Alles deutet auf einen Verkauf, wenn nicht sogar auf eine Abwicklung hin, und ob da für die Anteils eigner noch ein Preis zu erzielen ist, ist fraglich. Der Vorstandsvorsitzende der KSK, Alexander Wüerst, der gleichzeitig auch Landesobmann der Rheinischen Sparkassen und Aufsichtsrat der WestLB ist, geht jedenfalls nicht davon aus, dass es 2013 noch eine Bank namens WestLB geben wird. Das andere Problem liegt viel näher als Düsseldorf. Die Sparkasse Köln-Bonn, langjähriger Rivale der Kreissparkasse, braucht viel, vielleicht zu viel Hilfe des Verbundes. Dass da immer mal wieder laut über eine Zusammenlegung der beiden Kölner Institute nachgedacht wird, ist nicht verwunderlich, sondern geradezu logisch. Denn auch wenn sich die Verantwortlichen der KSK verständlicherweise gegen einen solchen Schritt wehren - eine gesunde und vor Kraft strotzende Kölner Sparkasse nach den Vorbild der Haspa hätte durchaus Charme. Allemal mehr als jede Metropolsparkasse.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X