Blickpunkte

Direktbanken II Der längere Atem

Dass eine Direktbank sich über die "Kampfkonditionen" der Platzbanken äußert, wie es Ben Tellings, der Vorstandsvorsitzende der ING-Diba, auf seiner Bilanzpressekonferenz tat, ist gewiss ein Novum. Auch die ING-Diba hat den lange Jahre immer wieder geforderten Wettbewerb im Retailgeschäft längst zu spüren bekommen. Ganz so arg kann die Existenz des Drei-Säulen-Systems dem Wettbewerb also offenbar nicht geschadet haben.

Der oftmals durchaus erfolgreiche Versuch von Sparkassen und Volksbanken, im Preiswettbewerb mitzuhalten, könnte sich freilich als Pyrrhus-Sieg erweisen - dann nämlich, wenn das Erhalten von Marktanteilen ausschließlich zulasten der Margen geht, ohne dass entsprechende Skaleneffekte genutzt werden können, um die Kostenseite im Griff zu halten. Auch die ING-Diba hat die Preisoffensiven der Verbundinstitute in den letzten Jahren zunehmend zu spüren bekommen.

Sicher nicht ganz zu Unrecht rechnet Ben Tellings aber damit, den längeren Atem zu haben. Viele Sparkassen und Volksbanken werden den Preiswettbewerb auf Dauer nicht durchhalten können, so seine Prognose. Schließlich basiert die Preisstrategie so manchen Hauses einstweilen auf der Hoffnung, mithalten zu können, bis sich die Zinsstrukturkurve und damit die Ertragsbasis wieder günstiger entwickelt.

Ob sich die Bedeutung von Direkt- und Filialbanken in nicht allzu ferner Zeit umkehren wird, wie Tellings prognostiziert, ist dennoch eine ganz andere Frage. Denn auch wenn die Anzahl der Filialbesuche immer weiter zurückgeht und die "Renaissance der Filiale" eher in der Strategie der Filialbanken als im Bewusstsein der Kunden stattfindet: Die Möglichkeit, sich im Bedarfsfall an einen persönlichen Ansprechpartner wenden zu können, darf als Argument im Wettbewerb selbst um online-affine Kunden nicht unterschätzt werden. Red.

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