Wertpapiergeschäft

Auch der Online-Kunde sucht Beratung

Die Deutschen setzen für ihren Vermögensaufbau nach wie vor zu wenig auf Wertpapiere. Auch wenn sie Untersuchungen zufolge immer reicher werden und das Gesamtvermögen der Bundesbürger mittlerweile laut dem Bundesverband deutscher Banken auf insgesamt 9,3 Billionen Euro - davon 4,5 Billionen Euro Geldvermögen - angewachsen ist, gehen viele Experten davon aus, dass die Deutschen falsch sparen.

Deutsche verzichten auf Rendite

So führt ihre zu hohe Sicherheitsfixiertheit laut der Fondsgesellschaft Fidelity dazu, dass sie Jahr für Jahr rund 27 Milliarden Euro an Rendite verschenken.

Schon angesichts der aktuellen Inflationsraten können es sich die Bürger aber eigentlich nicht mehr leisten, auf die traditionell höheren Renditen von Wertpapieren zu verzichten. So wird der Ertrag der größtenteils niedrig verzinsten Spareinlagen, die zirka ein Drittel des Geldvermögens der Deutschen bilden, weitgehend von der Geldentwertung wieder vernichtet. Nur 900 Milliarden der 4,5 Billionen Euro Geldvermögen der Deutschen sind in Aktien und Investmentfonds investiert, dazu kommen noch einmal knapp 500 Milliarden Euro in festverzinslichen Wertpapieren.

Während die Deutschen nur gut 20 Prozent ihres Vermögens in Aktien und Fonds investiert haben, liegt dieser Anteil in den USA bei 44 Prozent. Und die "Wertpapierkultur" scheint sich in Deutschland auch nicht weiter auszudehnen, schaut man beispielsweise auf die Statistiken des Deutschen Aktieninstituts (DAI).

So liegt die Zahl der Aktionäre und Fondsbesitzer am Ende des ersten Halbjahres 2007 bei gut 10,5 Millionen Bundesbürgern - leicht weniger als noch im Jahr 2005 und weit unter dem Wert von 2001, als noch über 12,8 Millionen Deutsche für ihren Vermögensaufbau auf Aktien und/oder Fonds gesetzt haben. Dies ist umso bemerkenswerter, als die Einsicht in die Notwendigkeit, privat für das Alter vorzusorgen, in den letzten Jahren stark gestiegen ist.

Nach der neuesten Erhebung des Allensbacher Instituts für Demoskopie, die im Oktober 2007 veröffentlicht wurde, halten 46 Prozent der noch nicht in Rente befindlichen Deutschen die eigene Altersvorsorge für nicht ausreichend. Dennoch sind sie weiterhin sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, die Renditechancen von Wertpapieren für diesen Zweck zu nutzen.

Schnelligkeit und Transparenz der Orderausführung enorm gestiegen

Dabei ist der Zugang zum Handel mit Wertpapieren für den Privatanleger deutlich einfacher geworden sowie die Zuverlässigkeit und Schnelligkeit der Ausführung in den letzten Jahren klar gestiegen, nicht zuletzt durch die Gründung der Online-Broker und Direktbanken seit Mitte der neunziger Jahre. War es damals noch gängige Praxis, dass Wertpapierorders erst einmal ins "Körbchen" gelegt und erst am nächsten Tag ausgeführt wurden, so können Bankkunden heute ihre Aufträge direkt online aufgeben und diese werden so schnell und transparent wie nur möglich ausgeführt.

Noch einfacher und in vielen Fällen kostengünstiger als der Wertpapierhandel über die Börsen ist der außerbörsliche Handel. Dieser spielt eine immer größere Rolle: So werden mittlerweile zirka 80 Prozent der Wertpapieraufträge bei der DAB Bank außerbörslich abgewickelt, rechnet man die Fondskäufe und -verkäufe über die KAGs mit ein. Berücksichtigt man diese nicht und betrachtet nur die Orders, die über den sogenannten DAB Sekunden-Handel abgewickelt werden, so liegt die Quote immer noch bei fast 50 Prozent - mit steigender Tendenz.

Außerbörslicher Handel immer beliebter

Warum der außerbörsliche Handel immer beliebter wird? Da sind zum einen die großzügigeren Handelszeiten ab acht Uhr morgens und teilweise bis 23 Uhr sowie am Wochenende. So können Anleger noch nach Börsenschluss beispielsweise auf Entwicklungen am US-Markt reagieren. Außerdem spielt die Transparenz eine wichtige Rolle: Durch eine Kursindikation, die der Kunde beim Sekunden-Handel vor der Aufgabe der Wertpapierorder erhält, ist diese sichergestellt.

Außerdem gibt es beim Sekunden-Handel in der Regel eine sofortige Ausführungsbestätigung durch den Handelspartner. Auch Intraday-Handel ist außerbörslich optimal möglich. Des Weiteren werden durch die direkte Weiterleitung des Auftrags an den Handelspartner Teilausführungen vermieden.

Preismodelle der Börsen werden überarbeitet

Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch der Preis: Zum einen fallen außerbörslich in der Regel geringere Zusatzkosten an, zum anderen gibt es bei vielen Online-Brokern immer wieder Aktionen mit einzelnen Handelspartnern, bei denen die Gebühren vollständig entfallen. Bei der DAB Bank wird zusätzlich dauerhaft eine Flat Fee für den Handel mit Zertifikaten und Optionsscheinen ausgewählter Handelspartner angeboten.

Durch die seit dem 1. November geltende Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFiD) wird es hier in nächster Zeit voraussichtlich zu weiteren Veränderungen kommen. Durch die Abschaffung des bislang in vielen Ländern der EU geltenden Börsenvorrangs, gemäß dem Wertpapieraufträge über die jeweilige nationale Börse abgewickelt werden mussten, wird sich die Wettbewerbssituation verschärfen.

Einige Börsen haben bereits ihr Preismodell überarbeitet. Des Weiteren plant eine Gruppe von Investmentbanken zurzeit unter dem Namen "Turquoise" die Einführung einer eigenen Aktienhandelsplattform. So ist absehbar, dass sich in den nächsten Monaten die Grenzen zwischen börslichen und außerbörslichen Plattformen weiter verschieben werden.

Grenzen der Kundensegmente verschwimmen immer stärker

Ein weiterer Trend, der das Wertpapiergeschäft zurzeit stark prägt, sind die kontinuierliche Differenzierung der Kundengruppen und die sich permanent diversifizierenden Bedürfnisse der Anleger. Traditionell waren die Gruppen klar aufgeteilt: Vermögende Kunden nahmen häufig die Dienste von Vermögensverwaltungen in Anspruch. Sogenannte "self-directed" Anleger sorgten selbst für ihre Geldanlage und nutzten dafür die Services der Online-Broker. Beratung suchende "Normalkunden" gingen dagegen traditionell zu den Filialbanken. Doch solche Kategorisierungen lösen sich immer mehr auf.

So verlangen auch die traditionell selbstständig agierenden Kunden von Online-Brokern immer häufiger nach Beratung oder Unterstützung bei ihrer Anlageentscheidung. Der Hauptgrund dafür: Immer mehr Bundesbürger verlassen sich nicht mehr auf die staatliche Rente und sehen die Notwendigkeit, auch privat fürs Alter vorzusorgen.

Da bei der Vielzahl an Produktangeboten und gesetzlichen Regelungen aber schnell der Überblick verloren geht, steigt der Bedarf an Finanzprofis, die den Kunden sicher durch den Dschungel der tausend Möglichkeiten navigieren und ihnen dabei helfen, die jeweils passenden Lösungen zu finden.

Auch Online-Broker investieren in Beratungskompetenz

Viele Online-Broker haben auf diese Entwicklung reagiert, indem sie eigene Vermögensberatungsgesellschaften gegründet oder eine Beratungsfirma gekauft haben. So hat beispielsweise die DAB Bank Ende 2006 die Mehrheit an der SRQ Finanz-Partner AG übernommen, einer der am schnellsten wachsenden Vermögensberatungen in Deutschland.

Durch die neuen Beratungsangebote der Direktbanken werden diese auch für Kunden attraktiv, die bislang die Dienste der Filialbanken bevorzugten. So lösen sich einst klar definierte Grenzen langsam auf. Ähnliches geschieht im Bereich der Vermögensverwaltung. War dies bislang eine Dienstleistung, die einem exklusiven Kundenkreis mit Depotvolumina ab 500 000 Euro vorbehalten blieb, so geht der Trend hin zu standardisierten Vermögensverwaltungslösungen auf Fondsbasis, zu denen auch Kleinanleger Zugang haben - als Einmalanlage, aber auch über Sparpläne. So werden sogenannte "Verwalter-Fonds" immer beliebter, die sehr flexibel auf die jeweilige Marktlage reagieren und ihren Bestand an Aktien oder Anleihen jeweils sehr stark variieren können.

Depots von Privatanlegern oft willkürlich zusammengesetzt Auch Kunden, die sich weiterhin ohne Inanspruchnahme eines Beraters selbst um

ihre Geldanlage kümmern, stehen nicht alleine da. Sie haben Zugang zu Kapitalmarktinformationen in einer Breite und Tiefe, wie sie früher nicht zur Verfügung stand. Die Online-Broker und zahlreiche Finanzportale im Internet stellen eine Vielfalt von Info- und Vergleichstools, Charts und Produktinformationen bereit. Doch solch eine Fülle von Informationen kann auch Verwirrung stiften.

Der Blick in Privatanlegerdepots zeigt, dass viele davon auch heute noch sehr willkürlich und einseitig zusammengesetzt sind. Das hat die DAB Bank zum Anlass genommen, ihre Kunden in einer ausführlichen Informationskampagne über Grundregeln der Anlage in Wertpapieren aufzuklären und auf diese Weise Orientierung zu schaffen.

Beimischung macht das Depot individuell

"Asset Allocation" lautet das Stichwort, das heute bei Wertpapieranlagen ein immer stärkeres Gewicht bekommt. Dabei geht es um die systematische Verteilung der jeweiligen Vermögenswerte auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe. Da diese sich unabhängig voneinander und oftmals gegensätzlich entwickeln, können die Anleger durch entsprechende Streuung ihrer Investments ihre Renditeerwartung bei gleichbleibendem Risiko deutlich erhöhen beziehungsweise bei gleichen Ertragschancen ihre Risiken minimieren.

Zudem kann innerhalb jeder Anlageklasse durch eine entsprechende Gewichtung verschiedener Länder, Branchen oder Regionen das Chancen-Risiko-Profil eines Depots noch weiter optimiert werden. Wenn der Anleger dann auch noch sein Alter und seinen Anlagehorizont mit berücksichtigt, ist der Weg zu einer optimalen Depotzusammensetzung nicht mehr weit.

Hilfreich ist dabei auch die Unterscheidung zwischen Basisinvestment und Beimischung: Basisinvestments können den Grundstock jedes Depots bilden. Sie haben bestimmte Eigenschaften wie eine besonders breite Streuung (globale Aktienfonds und Zertifikate), hohe Sicherheit (Zinsangebote, Anleihen) oder integrierte Vermögensverwaltung (Verwalter-Fonds). Mit der richtigen Beimischung kann der Anleger dagegen seinem Depot den individuellen Geschmack geben - hier finden auch speziellere Investments ihren Platz, beispielsweise zu Themen wie Ökologie und Nachhaltigkeit oder in die Emerging Markets.

Zertifikate sind weiter im Kommen in allen Altersklassen

Was die Wertpapierarten betrifft, so wächst die Bedeutung von Anlagezertifikaten im Wertpapiergeschäft kontinuierlich an. Dies ist auch das Ergebnis einer umfangreichen Auswertung, die die DAB Bank kürzlich in den Depots ihrer Privatanleger durchführte: Der Anteil der Zertifikate in den Anlegerdepots ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

Im Jahr 2004 machte diese Anlageform 6,8 Prozent des Depotvolumens aus. Ein Jahr später stieg der Anteil auf 8,2 Prozent und im Jahr 2006 lag er bei 10,5 Prozent. Mitte 2007 hat sich der Anteil auf dem Niveau von 10,5 Prozent stabilisiert. Dies entspricht einer Steigerung von knapp vier Prozentpunkten innerhalb von drei Jahren.

Abgeltungssteuer sorgt für Unruhe im Markt

Eine genauere Analyse ergab, dass Zertifikate mittlerweile für alle Anlegergruppen interessant sind. So zeigen sich nur sehr geringe Unterschiede zwischen Frauen und Männern: Ein "weibliches" Depot enthält einen durchschnittlichen Zertifikateanteil von 9,8 Prozent, bei den Männern liegt der Anteil mit 10,8 Prozent nur etwas höher. Wenig Unterschiede gibt es auch zwischen Jung und Alt.

Eine Klassifizierung nach Altersklassen e-r gibt einen durchgehenden Anteil von gut zehn Prozent. Konkret in Zahlen: Bei Anlegern im Alter von 18 bis 40 Jahren liegt der Depotanteil bei 10,6 Prozent. Investoren zwischen 40 und 60 Jahren haben einen durchschnittlichen Anteil von 10,8 Prozent und selbst die über Sechzigjährigen unte-r scheiden sich mit einem Anteil von rund zehn Prozent nur kaum. Diese gleichmäßige Verteilung ist erstaunlich bei einer relativ neuen Anlageform wie Zertifikaten.

Für Unruhe im Markt sorgt zurzeit das Thema Abgeltungssteuer. Für Wertpapiere, die nach dem 31. Dezember 2008 erworben werden, fällt ein pauschaler Steuersatz von 25 Prozent auf alle Gewinne an. Bei Zertifikaten wurde der Stichtag für den Kauf bereits auf den 14. März 2007 vorverlegt: Zertifikate, die nach diesem Datum gekauft und über den 30. Juni 2009 hinaus gehalten werden, fallen bereits unter die Abgeltungssteuer. Das macht zurzeit kurzlaufende Papiere, deren Laufzeit im Juni 2009 oder früher endet, besonders attraktiv.

Rendite zählt stärker als Steuereinsparung

Des Weiteren gibt es zahlreiche Modelle, mit denen versucht wird, die Steuer zu umgehen, beispielsweise Zertifikate im Fondsmantel oder die Fondspolicen der Versicherungsgesellschaften. Bei allem berechtigten Bemühen, Steuern zu sparen, sollte aber die Hauptsache nicht aus den Augen verloren werden: Es kommt vor allem auf die Qualität der Produkte und die Renditen an, die sie abwerfen.

Denn nur mit überdurchschnittlichen Renditen, wie Wertpapiere sie in der Vergangenheit erwirtschaftet haben und voraussichtlich auch in Zukunft bieten werden, sind die Anleger gut gerüstet für eine Zukunft, in der die staatliche Altersvorsorge für einen sorgenfreien Lebensabend nicht mehr ausreichen wird.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X