Blickpunkte

SEB Bank \ Kleine Farbenlehre

Verschiedenste Nationalflaggen an Autos und Häusern, in den Straßen
weiß-rot, grün-gelb, oranje, schwarz-weiß oder auch blau-gelb
gekleidete Gestalten aus aller Herren Länder, anfeuernde Gesänge bis
spät in die Nacht - klar, es ist Fußball-WM in Deutschland. Selten
dürfte das Nationalbewusstsein größer sein als zu Zeiten, in denen
sich Ronaldinho, Beckham, Ballack, Larsson & Co. in den Stadien
allergrößte Mühe geben, "das Runde ins Eckige" zu bekommen, um das
geflügelte Wort einmal mehr in die Pflicht zu nehmen.
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Dieses Nationalgefühl will sich auch die deutsche SEB-Tochter zu Nutze
machen, um sich hierzulande endlich vom Fleck zu bewegen. Denn weder
magere und stagnierende drei Prozent bei der ungestützten Bekanntheit
noch ein Umsatzwachstum von elf Prozent im vergangenen Jahr können in
der ehemaligen BfG-Bank gegenwärtig für Jubel sorgen.
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Nun soll also auf jene Qualitäten gebaut werden, die "der Deutsche"
mit "dem Schweden" in Verbindung bringt. Praktischerweise sind die
Ergebnisse der diesbezüglichen Marktforschung ausnahmslos positiv und
gut auf das Bankgeschäft übertragbar: kundenfreundlich, offen,
sympathisch, ideenreich soll das neue "Swedish Banking" werden. Die
Richtigkeit dieser Einschätzungen hat man sich gleich noch von Ikea
bestätigen lassen. Dass sich mit dem Schwedenimage zumindest Schränke,
Sofas, Betten und Tische verkaufen lassen, hat der blau-gelbe
Möbelbauer bewiesen. Übrigens: Bei der Girokonto-Neueröffnung
verspricht man den Kunden sogar einen Ikea-Gutschein und einen
Sve-rige-Pulli, für einen Förderrentenvertrag gibt es ein exklusives
königliches Ruhekissen mit Krönchen und Quasten für den bequemen
Ruhestand.
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Auch ein neues Logo soll künftig für das Privatkundengeschäft genutzt
werden, auch wenn das Firmenzeichen des heuer 150-jährigen
Mutterkonzerns weiterhin außen an den Filialen prangt. Letztere kommen
auch in Zukunft nicht in schwedisch blau-gelb daher, sondern in grün.
In dieser Farbe ist auch die zum Imagewechsel passende
Marketingkampagne gehalten. "Natur" soll das vermitteln und die
schwedischen Charakteristiken unterstreichen.
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Allerdings gibt es da ja noch diese andere grüne Bank. Und in der Tat,
die Ähnlichkeiten im Auftritt der "neuen SEB" und der Dresdner Bank
sind auffallend. Da wird es wohl auch eine Aufgabe der neuen mobilen
Vertriebstruppe werden (zum Ende des laufenden Jahres soll diese 50,
zwei Jahre später 200 Mitarbeiter umfassen), die feinen Unterschiede
zur "Beraterbank" deutlich zu machen. Ob erstere dazu auch im
Schweden-Sweater aktiv werden soll, wurde zwar nicht explizit erwähnt,
die Filialmitarbeiter dürfen freitags aber künftig im blauen(!)
Poloshirt zur Arbeit erscheinen. ho

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