Anders als für den Versicherer des genossenschaftlichen Finanzverbundes, die R+V-Gruppe, scheinen Variable Annuities für die Öffentlichen Versicherer und damit für den breiten Vertrieb in den Sparkassen derzeit keine Option zu sein. Nichts anderes als Garantie plus Überschussbeteiligung sei das Produkt, meint Dr. Harald Benzing, Vorsitzender des Versicherungsausschusses Leben beim Verband Öffentlicher Versicherer. Zwei Drittel der heutigen fondsgebundenen Versicherungen seien ebenfalls bereits mit Garantien unterlegt.
Lediglich die Garantiekosten würden bei dem neuen Produkt im Gegensatz zur herkömmlichen fondsgebundenen Versicherung explizit ausgewiesen.
Variable Annuities mit großer Flexibilität und günstigen Garantiekosten seien tatsächlich aber kaum machbar, so Benzing weiter. Diejenigen Anbieter, die flexible Produkte zu attraktiven Preisen anboten, hätten sich vom europäischen Markt bereits wieder zurückgezogen. Damit spielt er unter anderem auf den Twin-Star Invest an, ein Produkt, das der Versicherer Axa als Marktvorreiter über seine irische Tochter bis April dieses Jahres am deutschen Markt anbot. Dabei konnten die Kunden bei der Anlage ihres Geldes aus verschiedenen Fonds wählen. Diese Garantien sind jedoch im Verlauf der Finanzkrise zu teuer geworden. Der klassische Twin-Star, bei dem der Versicherer die Anlageentscheidungen übernimmt, wird freilich noch vertrieben.
Auch die R+V Versicherung übernimmt bei ihrem Produkt "Premium-Garant-Rente" das Anlagemanagement für die Kunden. Sie bietet Variable Annuities als Rentenversicherung gegen Einmalbeitrag über ihre Luxemburger Tochter an und setzt Derivate für die Garantieabsicherung ein. Dafür verwendet der Versicherer vier Prozent des Einmalbeitrags und zusätzlich jährlich 0,75 Prozent des Vertragswertes. Im ersten halben Jahr seit der Einführung des Produktes im November 2008 wurden bei der R+V erst 170 solcher Verträge abgeschlossen und dennoch werden Variable Annuities als wichtige Ergänzung des Produktportfolios empfunden.
Einen anderen Weg gehen nun die Versicherer der S-Finanzgruppe: Sie übernehmen gemeinsam die Hälfte an dem Lebensversicherer Luxemburger Leben S. A., den die Provinzial Nord-West zusammen mit der luxemburgischen Deka gegründet hat. Das neue Unternehmen, bei dem die Sparkassen als Vertriebspartner von Beginn an eingebunden werden sollen, wird in diesen Tagen seine Zulassung erhalten und dann fondsgebundene Versicherungen gegen Einmalbeiträge anbieten - ohne Garantien wohlgemerkt.
Auch wenn derzeit keine einfache Zeit für fondsgebundene Policen ist - die Öffentlichen Versicherer verzeichnen im laufenden Jahr im Neugeschäft ein Minus von 25 Prozent - so müsse man dieses Geschäft doch langfristig betrachten. Im vergangenen Jahr jedenfalls haben die Versicherer der S-Finanzgruppe, wenn auch von einer relativ niedrigen Basis ausgehend, im Bereich der fondsgebundenen Rentenversicherungen noch deutlich zugelegt: Die Zahl der Neuabschlüsse wurde um mehr als 48 Prozent auf knapp 70 000 gesteigert. Der Bestand betrug Ende 2008 etwa 186 000 Policen.
Damit hatten die fondsgebundenen Rentenversicherungen einen guten Anteil an einer für die S-Versicherer durchaus erfreulichen Entwicklung: Insbesondere Verträge mit höheren Volumina sind offenbar im vergangenen Jahr vermittelt worden. Denn die Öffentlichen Versicherer verzeichnen für 2008 zwar einen Rückgang bei der Stückzahl der neuen Verträge, doch bei der Versicherungssumme ein Wachstum um 9,1 Prozent. Branchenweit stieg dieser Wert nur um 2,6 Prozent.
Im Segment Lebensversicherung, in dem 70 Prozent der Verträge über die Sparkassen vermittelt werden, betrug der Marktanteil der Öffentlichen Versicherer 2008 etwa 9,7 Prozent. Bei einem marginalen Zuwachs im Gesamtmarkt von 0,8 Prozent haben sie um 0,4 Prozent zugelegt. Die Beitragseinnahmen beliefen sich in dem Jahr auf 7,72 Milliarden Euro, davon waren 2,04 Milliarden Euro Neubeiträge. Im Bestand waren zum Jahresende 8,59 Millionen Verträge, 851 000 davon wurden 2008 neu abgeschlossen.