Blickpunkte

Anlageberatung - Beraterflucht

Seit dem 1. November wird es nun also aufgebaut, das Beraterregister bei der BaFin, in dem alle Bankberater verzeichnet werden und an das alle die Berater betreffenden Kundenbeschwerden gemeldet werden müssen. Einmal mehr hat die Sparkassenorganisation diesen Stichtag genutzt, um auf den ihrer Einschätzung nach verfehlten Ansatz hinzuweisen - nicht nur des damit verbundenen bürokratischen Aufwands wegen, der Filialbanken im Wettbewerb mit den Direktbanken benachteiligt, die auf ein dichtes Beraternetz verzichten.

Allein schon durch die Meldung würden die Berater präventiv an den Pranger gestellt, beklagt Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon. Und aus der Sparkassenorganisation wird berichtet, dass angesichts dessen immer mehr Wertpapierberater den Bereich wechseln - oder im Zweifelsfall lieber doch die zwar renditearmen, dafür aber sicheren Sparprodukte empfehlen wollen.

Vermutlich wird, wer wirklich Wertpapiere kaufen möchte, auch weiterhin eine Beratung dazu erhalten. Aber diejenigen, die aktiv danach fragen, sind eben doch in der Minderheit. Viele Unentschlossene dürften sich dagegen dem sicheren Produkt zuwenden, wenn der Berater die Risiken, die mit Aktien- oder Fonds-Investments nun einmal verbunden sind, deutlich thematisiert, was er tun muss, um nicht in die Beraterhaftung hineinzulaufen. Gerade angesichts des vermutlich noch auf absehbare Zeit niedrigen Zinsniveaus drohen damit die Sparbemühungen der Verbraucher konterkariert zu werden, wenn die Inflation die mageren Zinsen mehr als auffrisst. Im Hinblick auf den Vorsorgebedarf warnt die Sparkassenorganisation vermutlich nicht ganz zu Unrecht vor einer Zerstörung der ohnehin unterentwickelten Aktienkultur in Deutschland.

Natürlich geschieht das nicht allein durch das Beraterregister und dadurch, dass Bankmitarbeiter sich scheuen, risikobehaftete Produkte zu empfehlen, weil sie Beschwerden bei der BaFin fürchten. Dem könnte man vermutlich durch ordentlich erstellte Beratungsprotokolle weitgehend entgehen. Doch allein schon die breite Medienberichterstattung zum Thema hat das Wertpapiergeschäft in Misskredit gebracht - ein Schaden, der so schnell nicht wieder gut zu machen sein dürfte. Der Kunde wird in jedem Fall verunsichert. Will der Berater auf Nummer sicher gehen, muss er ganz deutlich machen: hier das sichere Produkt, bei dem nach Inflation vermutlich eine Negativrendite herausspringt - dort Aktien oder Fonds, die zwar mehr Rendite versprechen, aber dafür mit einem Verlustrisiko verbunden sind. Für viele Kunden ist das die Wahl zwischen Skylla und Charybdis. Der Sparneigung insgesamt dürfte das nicht gut tun. Eine Postbank-Studie hat das unlängst deutlich gezeigt: Die Bereitschaft, etwas für die Altersvorsorge zu tun, ist so niedrig wie schon lange nicht mehr. Red.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X