Blickpunkte

Verbraucherschutz - Heilsame Lektion

Irgendwann, so sollte man meinen, hat auch der private Anleger gelernt, dass eine überdurchschnittliche Rendite nicht ohne Risiko zu haben ist. Denn immer wieder gibt es spektakuläre Meldungen darüber, dass diejenigen, die solche Angebote für sichere Anlagen hielten, um ihr Erspartes bangen müssen. Das war bei den Kunden der isländischen Kaupthing-Bank nicht anders als nun bei den 75 000 Menschen, die dem Versprechen von acht Prozent Zinsen mit Genussrechten der Prokon AG glaubten und dies - weil Ökostrom ja schließlich die Zukunft ist - für eine risikofreie Anlage hielten.

Nachdem der Windparkbetreiber Insolvenz angemeldet hatte, wurden denn auch alsbald wieder Stimmen laut, die nach einem Verbot von Anlageformen wie Genussrechten riefen, um den Anlegerschutz zu verbessern. Aber kann das wirklich das Ziel sein? Will man den privaten Anleger nicht dirigistisch in bestimmte Produkte bestimmter Anbieter lenken, dann lässt sich durch solche Verbote zwar an einer Stelle ein Risiko abwenden. Es wird aber unmöglich sein, die Verbraucher gänzlich davor zu schützen, auch einmal ins Risiko hineinzulaufen.

Wichtiger als neue Verbote wäre zweifellos eine verbesserte finanzielle Allgemeinbildung, wie sie immer wieder angemahnt wird. Doch auch damit sind nicht alle Probleme behoben: Denn der ganz großen Mehrheit der Deutschen ist der Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko nur zu bewusst. Anders lässt es sich gar nicht erklären, dass die Menschen nun schon seit Jahren auf kaum noch verzinste kurzfristige Anlagen setzen und damit einen realen Wertverlust ihres Ersparten in Kauf nehmen, anstatt den Ermahnungen zu folgen, auf die Chancen des Kapitalmarktes zu setzen, die nun einmal immer auch mit einem gewissen Risiko verbunden sind. Und auch die immer noch hohe Bedeutung der Lebensversicherungen für die private Altersvorsorge in Deutschland spricht für das Sicherheitsbewusstsein vieler Verbraucher.

Sicher wird es immer Menschen geben, die tatsächlich glauben, sie könnten ohne jedes Risiko eine Rendite weit über Markt erreichen. Doch das ist zweifellos eine ganz kleine Minderheit. Bei den Übrigen, die auf solche Verlockungen hereinfallen, dürfte der alte Grundsatz "Gier frisst Hirn" Vater der Anlageentscheidung gewesen sein. Dagegen hilft auch die beste finanzielle Allgemeinbildung nichts. Auch mit Produktverboten wird man die allzu Gierigen nicht restlos schützen können. Schließlich kann der Gesetzgeber den Produktanbietern immer nur nachlaufen.

Im Gegenteil: Spektakuläre Fälle, in denen diese Anleger tatsächlich ihr Erspartes verlieren, wären von Zeit zu Zeit vermutlich sogar eine heilsame Lektion. Das Eingreifen im Fall Kaupthing hat an dieser Stelle damals sicher ein falsches Signal ausgesendet. Red.

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