Blickpunkte

Bargeldversorgung - i-Phone-Nutzer als Geldautomaten

"Ad-hoc cash-dispensing network" heißt eine neue App, die sich Apple für eine ganze Reihe von Staaten, darunter auch Deutschland, hat patentieren lassen. Die Idee dabei: Smpartphone-Besitzer stellen einander gegenseitig Bargeld zur Verfügung. Wer gerade Bares braucht, gibt den gewünschten Betrag in die App ein. Diese sucht daraufhin Personen in der Umgebung, die bereit sind, die betreffende Summe zur Verfügung zu stellen. Dann können sich beide zur Geldübergabe treffen. Sowohl Apple als auch derjenige, der das Bargeld zur Verfügung stellt, erhalten dafür ein gewisses Entgelt.

Marktreif ist die Anwendung freilich noch nicht. Denn es gibt noch eine Reihe von Unklarheiten. Da ist zum einen die regulatorische Frage: Rechtlich gesehen würde es sich vermutlich um Kreditgeschäft handeln - ohne Banklizenz geht es also wohl nicht, wie es auch bei etablierten Plattformen des sogenannten Peer-to-Peer-Lendings geübte Praxis ist. Geklärt werden müsste auch die Abwicklung und die Frage der Haftung. Denn ohne die Garantie, dass der zur Verfügung gestellte Betrag samt Entgelt wieder zurückerstattet wird, werden sich schwerlich Geldgeber finden lassen.

Mit einer hinterlegten digitalen Brieftasche müsste es zwar technisch möglich sein, zum Zeitpunkt der Bargeldübergabe eine entsprechende Zahlung anzustoßen, doch bleibt es eine Herausforderung, beides so zu verknüpfen, dass nicht am Ende eine der beiden Parteien als die betrogene dasteht: sei es, dass die elektronische Zahlung an den Geldgeber veranlasst wird, dieser sein Bargeld dann aber doch wieder einsteckt oder dass die Bargeldübergabe zwar erfolgt, die elektronische Zahlungsanweisung aber nur vorgetäuscht wird.

Doch selbst wenn das alles geklärt ist, bleibt ein Sicherheitsrisiko: Schließlich ließe sich die App bei genügend krimineller Energie auch dazu nutzen, Menschen mit Bargeld in der Tasche ausfindig zu machen, um es ihnen dann per Taschendiebstahl oder Raubüberfall zu entwenden. Gerade in entlegenen Gebieten (und nur dort ist diese Alternative zum Geldautomaten vermutlich sinnvoll), ist dieses Risiko vermutlich nicht außer acht zu lassen. Zweifellos mag es Märkte geben, in denen die Menschen mit solchen Risiken sorglos umgehen. Ob aber der deutsche Markt dazu gehört, ist doch eher zweifelhaft.

Überhaupt stellt sich die Frage nach dem Bedarf an einem solchen Bargeldaustausch von einem Smartphone-Nutzer zum anderen. In Deutschland mit seiner hohen Dichte an Bankfilialen und Geldautomaten dürfte die Nutzung der bestehenden Infrastruktur für die meisten Verbraucher einfacher sein. In anderen Märkten mag es damit nicht ganz so rosig aussehen - dafür ist dort meist das Akzeptanznetz für elektronische Zahlungen besser, der Bargeldbedarf also entsprechend geringer. Der tatsächliche Bedarf wird sich also in Grenzen halten. Insofern wäre es möglich, dass die Unwägbarkeiten und Risiken einem nur begrenzten Nutzen gegenüberstehen. Ob das "Ad-hoc cash-dispensing network" tatsächlich zur "Killerapplikation" wird (oder überhaupt die Marktreife erlangt), ist somit alles andere als gewiss. Vielleicht ist die Anwendung auch nur ein Versuch von Apple, im Gespräch zu bleiben. Auch andere Apps zuvor sind schließlich angekündigt, letztlich aber nie auf den Markt gebracht worden. Red.

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