Modethema Gold

Bücher - "Geheimnisse" der Goldpolitik

Das "Gold der Notenbanken" umgibt noch immer ein Geheimnis. Es wabert dort, wo die Barren verschwunden sind - etwa der sagenhafte Goldschatz der Deutschen Reichsbank, der am Kriegsende mit unbekanntem Ziel verbracht worden sein soll. Erst recht interessiert es aber dort, wo es im kalten Neonlicht gesicherter Aufbewahrungsstätten auf unterirdischen Regalen lagert. Was machen die Zentralbanken mit diesem Gold - in Fort Knox, in London, in Paris oder auch in Frankfurt? Zum Beispiel Gold verleihen. Aber warum?

Den offiziell unbeantworteten Fragen geht der Autor mit geradezu bilanzkriminalistischem Spürsinn und der für die Recherche notwendigen Energie nach. Man lese etwa seine Ausführungen, mit denen er aus kargen Aussagen von Spitzenvertretern der Deutschen Bundesbank und der Bilanzstruktur der Deutschen Bundesbank die Goldpolitik der Zentralbank ableitet.

Währungsstärke und Währungsverfall, Rückgang des Goldpreises und Goldpreisanstieg: Handlich verpackt in kurze lesbare Kapitel führt der Autor den Leser grosso modo durch die Währungswelt des Nach-Bretton-Woods-Zeitalters. Das alles schlägt sich sowohl in erhellenden Charts und ihrer Erklärung wie auch in nicht minder erhellenden Hinweisen aus der Nachrichtenwelt nieder. Und auch Mysterien des Goldmarktes unterliegen durchaus irdischen Ursachen: "So wie der 5. August 1993 den Beginn der systematischen Interventionen im Goldmarkt einleitete, so beendete der 18. Mai 2001 die Zeit, in der Gold am Anstieg durch zusätzlich verliehenes Gold gehindert werden konnte. Die Interventionen an den Terminmärkten dominierten seitdem, von nun an sollte ein Anstieg nur noch gedrosselt werden. Es ist diese Änderung beim Vorgehen im Terminmarkt zusammen mit der mutmaßlichen Aufforderung Greenspans in Bezug auf die Leihe, die den 18. Mai 2001 für die Aufwärtsbewegung im Goldmarkt zu dem macht, was der 5. August 1993 für die Abwärtsbewegung ist ..." (Seite 203). Woraus ersichtlich wird, dass die Goldleihe einen Dreh- und Angelpunkt der Untersuchung bildet.

Etwas weit holt der Autor im Zusammenhang mit der Goldpolitik der Notenbanken aus, wenn er umfangreiche Ausführungen über "Vom Bläschen zur Megablase?" sowie über "Geld oder Kredit" macht. In beiden Kapiteln geht er generell der Geldentwertung sowie den Auswirkungen - auch staatlichen - überbordender Kreditaufnahme nach, um "Mögliche Szenarien für die Zukunft" zu entwickeln. Aus der Sicht des Autors geht die monetäre Entwicklung wohl "Zurück zum Gold" und möglicherweise seiner Zwangsbewirtschaftung durch den Staat. Damit rundet sich der Kreis um die Begründung für die "geheime Goldpolitik" der Zentralbanken.

Die Arbeit liest sich flott, verständlich und überzeugend. Dabei bleibt sie stocksolide. Ein Wunder! Mit Recht hat sie daher viel Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden. "Wenn es nicht wahr ist, ist es doch gut erfunden" - vieles spricht dafür, dass der Autor weit mehr geleistet hat, als diese italienische Redensart zu bestätigen.

Prof. Dr. Christian Hafke, Frankfurt am Mainwww.dgverlag.de

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