Blickpunkte

Datenschutz - Neue Schlappe für AWD

AWD hat es momentan wahrlich nicht leicht. Noch ist das Glaubwürdigkeitsproblem infolge der Übernahme durch Swiss Life nicht recht verdaut, da hagelt es schon wieder Negativschlagzeilen - diesmal verursacht durch eine Datenpanne.

27 000 Datensätze mit Kundendaten des Finanzberatungsunternehmens wurden dem Nachrichtensender NDR Info zugespielt. Dessen Angaben zufolge enthalten sie Namen, Adressen, Geburtstage und Berufsbezeichnungen von Kunden sowie Details zu abgeschlossenen Verträgen. Insgesamt über 60 000 Vertragsangaben mit AWD liegen NDR Info vor, ließ der Sender wissen.

Der Kommentar aus Hannover ist eher dürftig. Zweifellos ist es für jedes Unternehmen schwierig, einen solchen Vorfall zu kommentieren, solange völlig unklar ist, wie es zu der Datenpanne kam. Vielleicht hätte man es deshalb besser bei der Beteuerung belassen sollen, alles Erdenkliche zur Aufklärung beizutragen. Auch die Erklärung, die Datensätze enthielten - wie vom Landesamt für Datenschutz bestätigt - keine "sensiblen Daten im Sinne des Datenschutzes", insbesondere keine Konto- oder Bankverbindungen, mag noch durchaus hilfreich sein.

Die Bezeichnung des Vorfalls als "angebliche Datenpanne" in der Überschrift einer Stellungnahme darf aber wohl als ungeschickt bezeichnet werden. Denn die Erklärung, die Mehrzahl der Datensätze stamme aus den neunziger Jahren, vermag die Betroffenen vermutlich nur wenig zu trösten. Schließlich dürfte sich Vieles davon im Lauf der Zeit nur wenig geändert haben. Das gilt für Adressen ebenso wie etwa für langfristig laufende Versicherungsverträge. Und selbst diejenigen Informationen, die mittlerweile nicht mehr aktuell ist, möchten wohl die Wenigsten in fremden Händen sehen.

Der Beschwichtigung ist die aus Hannover versuchte Verharmlosung also vermutlich nicht eben dienlich. AWD zu unterstellen, die Datenpanne bewusst inszeniert zu haben, um beispielsweise von schlechten Quartalszahlen abzulenken, wie es in Tagesmedien zu lesen war, scheint doch ziemlich abwegig. So schlecht können Zahlen kaum sein, dass das Medienecho auf einen Datenskandal und der damit verbundene Imageschaden einer sachlichen Berichterstattung über veröffentlichte Ergebnisse vorzuziehen wäre. sb

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