Blickpunkte

Firmenkunden Abschwung schlägt auf Factoring-Branche durch

Wer in jeder Situation vor allem das Positive sehen will, der könnte sagen, dass sich zwei Hoffnungen der Factoring-Branche für das vergangene Jahr durchaus erfüllt haben: Die Subprime-Krise stoppte den Preisverfall im Bereich der Unternehmensfinanzierung - Liquidität hat für den Kunden wieder einen Wert. Doch der Haken daran ist nicht zu übersehen: Einerseits haben sich zwar die Preise im Neugeschäft auf ein höheres Niveau eingependelt, doch das bedeutet andererseits keine höhere Marge, sondern muss von den Factorern zur Abdeckung gestiegener Refinanzierungskosten und einer erhöhten Steuerbelastung - Stichwort Zinsschranke - genutzt werden.

Auch eine zweite Hoffnung, die verstärkte Nachfrage nach alternativen Finanzierungsformen wie beispielsweise Leasing und Factoring angesichts einer drohenden Kreditklemme, hat sich nach den Worten der Factoring-Branchenvertreter im Laufe des Jahres 2008 erfüllt. Der Wermutstropfen hierbei: Zwar fragten tatsächlich mehr Kunden - insbesondere Mittelständler mit einem Jahresumsatz bis zu 15 Millionen Euro - das Produkt nach, doch in Anbetracht der schwierigen wirtschaftlichen Lage verschlechterten sich deren Bonitäten, die Risiken stiegen und damit auch die Ablehnungsquoten. Für übertriebenen Optimismus besteht dementsprechend derzeit in der Factoring-Branche kein Anlass. Die Factorer selbst erwarten für 2009 eine Konsolidierung des Marktes. Während 2008 noch 65 Prozent an eine sehr gute bis gute wirtschaftliche Entwicklung glaubten und nur zehn Prozent lediglich "ausreichende" Aussichten attestierten, erwarteten im ersten Quartal 2009 schon 40 Prozent einen ausreichenden oder gar schlechteren Verlauf.

An den Zahlen zeigt sich, dass Schwankungen im Geschäftsverlauf der Firmenkunden schnell auf die Finanzierungsform Factoring durchschlagen: Generiert ein Unternehmen keine Aufträge, dann kann es keine Rechnungen stellen und das Factoring wird obsolet. Und so konstatieren die Factorer zwar für 2008 ein Rekordjahr, in dem das Gesamtforderungsvolumen noch einmal um 24,4 Prozent von 103,84 Milliarden Euro stieg. Doch im ersten Quartal des laufenden Jahres sind nach Wasserstandsmeldungen aus verschiedenen Factoring-Unternehmen die Umsätze bereits durchschnittlich im zweistelligen Prozentbereich zurückgegangen, so der Verbandssprecher Joachim Secker, zugleich Vorstandsvorsitzender der GE Capital Bank AG (vormals Heller Bank AG). Dabei seien immerhin die Monate März und April besser gelaufen als Januar und Februar, was zu der Vermutung veranlasse, der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung sei erreicht. Ein kleines Trostpflaster: So schnell wie sich der Abschwung aufs Geschäft der Factorer durchschlägt, kann auch der nahende Aufschwung wirken. Red.

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