Blickpunkte

Insolvenzstatistik - Keine Verbesserung bei privaten Schuldnern

Auf den ersten Blick sieht die Statistik gut aus. Nachdem die Zahl der privaten Insolvenzen 2010 um 7,6 Prozent auf 108 798 Fälle zulegte, wird sie nach einer Prognose des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) im laufenden Jahr um rund acht Prozent zurückgehen. Die Fallzahl wird sich nach dieser Vorausschau etwa bei 100 000 einpendeln. Doch diese erfreuliche Entwicklung geht nicht etwa darauf zurück, dass sich die Situation der Schuldner auf breiter Front verbessert hat: Derzeit gelten bundesweit nach wie vor rund drei Millionen Haushaltels als überschuldet. Vielmehr macht der BDIU das abwartende Verhalten der Verbraucher im Hinblick auf die von der Bundesregierung geplante Halbierung der Wohlverhaltensperiode für den Rückgang verantwortlich. Der Zeitraum, nach dem ein insolventer Privatschuldner von seinen Verbindlichkeiten durch die Gerichte befreit wird, beträgt aktuell sechs Jahre. Mithin dürfte die Zahl der Verfahren dann wieder sprunghaft ansteigen, wenn eine Entscheidung in dieser Sache getroffen wurde - sei es nun für oder gegen die Verkürzung.

Schon seit Einführung des Verfahrens 1999 erhöhte sich die Zahl der privaten Insolvenzen kontinuierlich, einzig im Jahr 2008 wurde dieser Trend bisher unterbrochen (siehe Abbildung). Doch auch zu diesem Zeitpunkt war nicht etwa eine Entspannung der Gesamtsituation in den Haushalten die Ursache für den Knick in der Kurve, sondern vielmehr Sparmaßnahmen der Gerichte, in deren Zuge Beratungsmittel für die Schuldner gekürzt wurden. Denn während einerseits die Terminkalender der öffentlichen Schuldnerberater überfüllt waren, wurde den Verbrauchern andererseits aus Kostengründen von Amtsgerichten seltener die Alternative der Konsultation eines Rechtsanwaltes genehmigt. Dementsprechend war für 2009 und 2010 eine Welle an noch ausstehenden Verfahren prognostiziert worden: eine Voraussage, die auch tatsächlich eintraf. Unabhängig von diesen wenig erquicklichen Tendenzen gibt es für Retailbanken im Hinblick auf Konsumentenkredite dennoch wenig Grund zur Klage: Seit Jahren liegt die Rate der vertragsgemäß zurückgezahlten Kredite nach Zahlen der Schufa mit 97,5 Prozent unverändert hoch.

Und auch wenn der Bereich der privaten Insolvenzen wenig Anlass zur Freude gibt: Bei den Unternehmen sind die Konkurs-Fälle ebenfalls rückläufig und hier wird die Statistik durch eine positive Einschätzung der aktuellen Lage sogar untermauert. Für das Gesamtjahr 2011 erwartet der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen rund 30 000 zahlungsunfähige Firmen, was einem Minus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Wachstum in deutschen Unternehmen hielt bisher vielen Anfechtungen stand, die Liquidität gerade der mittelständischen Unternehmen hat sich verbessert. Der Wermutstropfen: Angesichts der Staatsverschuldungskrise und deren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft bleibt abzuwarten, ob ein Ausblick auch für das kommende Jahr so positiv klingen wird. hm

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