Blickpunkte

Markenführung: Bank ohne Namen

Nach der Übernahme der Citibank Privatkunden AG, Düsseldorf, durch den Crédit Mutuel im Dezember 2008 ist für Februar 2010 der Markenwechsel geplant. Schon jetzt wird die alte Marke schrittweise aus dem Markt gezogen - ohne dabei jedoch durch eine neue ersetzt zu werden. Vielmehr treten die Düsseldorfer in Teilbereichen gewissermaßen "anonym" am Markt auf. So wurde im Juli unter dem Namen "Pluspunkt"-Karte eine optisch völlig neutrale Kreditkarte auf den Markt gebracht, deren Design keinen Hinweis auf den Emittenten gibt. Und auch auf den Trikots von Werder Bremen sucht man den Namen des Hauptsponsors vergebens. "So geht Bank heute" prangt auf der Brust der Spieler - ohne Absender.

Für den Fußballverein spielt dies vermutlich eine untergeordnete Rolle, solange die vereinbarten Mittel fließen. Dem in Deutschland nicht immer gut beleumundeten Namen Citibank wird man in Bremen vielleicht nicht einmal viele Tränen nachweinen, zumal die Partnerschaft dem Verein nach ihrer Bekanntgabe im Mai 2007 manche Kritik seitens der Verbraucherschützer einbrachte. Die Verbraucher zentrale Bremen forderte seinerzeit die Führung von Werder Bremen auf, "sich zumindest intern gründlich mit der dunklen Seite ihres neuen Hauptsponsors" und dessen Rolle als "Vorreiter und Hauptakteur einer neuen Form des Wucherkredits" auseinanderzusetzen.

Eingefleischten Werder-Fans wird vermutlich dennoch bewusst sein, wer sich hinter der ominösen, zeitgemäßen Bank verbirgt, die da beworben wird. Hier macht die einstweilen absenderlose Botschaft vielleicht tatsächlich neugierig auf das, was da kommen wird. Ob dieser Effekt auch beim Durchschnitts-Zuschauer beziehungsweise Fan anderer Vereine ankommt, ist doch zumindest zweifelhaft. Der eine oder andere mag angesichts des neuen Slogans sicher kurz stutzen. So weit, dass man sich die Mühe macht, herauszufinden, welcher Sponsor sich dahinter verbirgt, wird die Neugier indessen wohl nur bei den wenigsten reichen. Imagegewinn wird man in den kommenden Monaten aus dem Engagement also wohl kaum beziehen können.

Eine ungewöhnliche Markenstrategie verfolgt der Crédit Mutuel aber allemal. Der sichtbare Bruch mit der alten, durch häufige Verbraucherschutzkritik zumindest belasteten Marke lange vor Einführung der neuen zeigt eine gewisse Distanzierung vom Bisherigen und signalisiert insofern einen Neuanfang, der mehr umfassen soll als nur das Corporate Design. Im Februar 2010 könnte die Bank dann unter neuem Logo gewissermaßen wie Phönix aus der Asche wiederauferstehen.

Möglich ist dies durchaus - auch im Hinblick auf die Verbraucherschützer, die wohl genau beobachten werden, ob hier nicht alter Wein in neuen Schläuchen ver kauft wird. Immerhin ist es unter der neuen Leitung bereits gelungen, mit dem Entschädigungsmodell für Lehman-Geschädigte eine Lösung zu finden, die von Verbraucherschützern mitgetragen und vom Verbraucherschutzministerium sogar als Konzept mit Modellcharakter gewürdigt wird. sb

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