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Privatkundengeschäft: Gold-Geschäfte mit der Angst

In schwierigen Zeiten besinnen sich die Menschen auf sichere Werte. Und zu diesen werden traditionell auch die Edelmetalle gezählt. Der derzeitige Trend vor allem deutscher Anleger zu Investitionen in Gold ist insofern nicht ungewöhnlich. Er darf jedoch als Symptom für die tief greifende Verunsicherung vieler Verbraucher hinsichtlich der Wertbeständigkeit ihrer Anlagen und indirekt auch als Misstrauensvotum gegen die Kreditwirtschaft gewertet werden.

Wie es so oft der Fall ist, lässt sich auch in diesem Bereich mit der Furcht der Menschen ein Geschäft machen. Wo nämlich zum Beispiel der Fondsabsatz schwächelt, blüht der Edelmetallhandel. Erst im Mai dieses Jahres ist deshalb die Ex Oriente Lux AG, Reutlingen, mit ihrem Gold-Supermarkt im Internet und mit "Gold-to-Go"-Automaten an den Markt gegangen. Im August nun hat die Reisebank AG, Frankfurt, einer der Top-3-Edelmetallhändler in Deutschland, angekündigt, das Goldgeschäft auf den Endkunden auszudehnen.

Nach den positiven Ergebnissen einer Testphase in München, Hamburg, Frankfurt und Köln soll die Verfügbarkeit von Goldmünzen und -barren bis zum Herbst auf alle rund 100 Geschäftsstellen der Bank ausgeweitet werden. Parallel dazu wird ein Online-Goldshop aufgebaut, in dem bis zu einem Betrag von 2 400 Euro eingekauft werden kann.

Als Vermögensanlage geeignet ist das Gold in Münzen oder Barren bis 100 Gramm, wie sie hier angeboten wird, im Grunde genommen nicht. Weil die Kosten bei kleinen Stückelungen zu hoch sind, wird hierzu erst ab einem Gewicht von 250 Gramm geraten. Barren dieser Größe aber sind in der Regel nicht auf die Schnelle zu haben - und wohl auch nicht gefragt.

Das Gold-Geschäft im Vorbeigehen bedient insofern primär eine Mode, bei der der Kunde oftmals nicht so gut abschneidet, wie er glaubt. Den Gold- Vertrieb als "Investment" zu bewerben, wie es die Reisebank tut, ist also in gewisser Hinsicht eine Irreführung des Kunden, zumal die Bank im Online- Vertrieb nur Barren bis 100 Gramm im Angebot hat. Immerhin: Ganz so arg wie bei Briefmarkensammlungen, in die der Sammler viel Geld hineinsteckt, für die man aber beim Verkauf in der Regel nur einen Bruchteil des vermeintlichen Werts erlöst, ist es mit Goldmünzen nicht. Red.

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