Anlageberatung

Trendumkehr bei Fondspolicen?

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Fondspolicen sind in der Gunst der deutschen Versicherungsvermittler seit Jahren gesunken. Etwa mit Ausbruch der Finanzkrise ging das Interesse an den fondsgebundenen Versicherungslösungen spürbar zurück. Ende 2011 war der Anteil der Fondspolicen am Neugeschäft nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf 17 Prozent gesunken, im Jahr 2008 betrug er noch mehr als 27 Prozent. Die Frage ist, wie sich der Trend in den nächsten Jahren fortsetzen wird - einige Fakten sprechen für eine Trendumkehr.

Der Hauptgrund für die bisherige Absatzkrise ist klar: Die in den vergangenen Jahren sehr volatilen Kapitalmärkte schürten die Angst der Anleger. Fondsgebundene Produkte haben es da schwer. Das hat sich auch fünf Jahre nach Beginn der Finanzkrise nicht wesentlich geändert - und das, obwohl der Dax längst wieder deutlich aufgeholt hat und zwischenzeitlich sogar nahe seinem Höchststand notierte. Doch aufgrund der starken Kursausschläge an den Kapitalmärkten scheuen die ohnehin aktienskeptischen Deutschen auch den Kauf fondsgebundener Versicherungen.

Dabei spricht derzeit sehr viel für Aktienanlagen, in welcher Form auch immer. Die Unternehmensgewinne sind stabil, die Kurs-Gewinn-Verhältnisse nicht übertrieben und mögliche Anlagealternativen wie festverzinsliche Wertpapiere sind unattraktiv beziehungsweise sogar riskant. Anlageexperten rund um den Globus preisen deshalb die Vorzüge von Aktien, doch wie so oft verpassen die meisten Anleger hierzulande die Hausse an den Aktienmärkten. Der Dax legte allein 2012 fast 30 Prozent zu. Davon profitiert haben außer den Fondspolicenkunden, die über die monatliche Spardisziplin hieran teilhaben konnten, aber wohl die allerwenigsten.

Anleger flüchten in die Geldentwertung

Und auch jetzt ist die Zurückhaltung spürbar, trotz der Geldspritzen der Notenbanken und der hohen Liquidität im Markt. Die Furcht vor hohen Kursschwankungen ist größer als die Einsicht, dass es im aktuellen Niedrigzinsumfeld bei vielen festverzinslichen Anlagen nichts zu verdienen, real - nach Abzug der Inflation - sogar viel zu verlieren gibt. Allein in Deutschland haben Sparer rund die Hälfte ihrer rund 4,8 Billionen Euro Geldvermögen in Zinsanlagen wie Sparbücher, Tagesgeldkonten oder Bundesanleihen investiert. Doch die derzeit niedrigen Zinsen gehen zulasten dieser Sparer. Denn die Erträge auf diese vermeintlich sicheren Anlagen werden im aktuellen Umfeld von der Inflation aufgezehrt.

Damit haben sich die Bedingungen für die Geldanlage grundlegend verändert. Erträge ohne Risiken gibt es kaum mehr, Zinsen unter dem Inflationsniveau sind dafür heute umso verbreiteter. Dennoch stellen viele Verbraucher die naheliegende Alternative, eine private Altersvorsorge auf Basis von Investmentfonds, infrage. Sie befürchten, dass insbesondere Aktien langfristig Verluste machen werden. Diese Strategie bringt Anlegern aber nur eines: Sicherheit vor den Kursausschlägen an den Börsen. Ertrag bleibt aus. Das wird sich langfristig massiv auswirken. Was paradox klingt, ist Realität: Anleger flüchten freiwillig in die Geldentwertung, um vermeintliche Risiken durch Volatilität zu vermeiden.

Finanzielle Repression zwingt Anleger zum Umdenken

Alle Anleger, die bisher auf die Stabilität ihrer festverzinslichen Anlagen vertraut haben, sind deshalb gezwungen umzudenken. Denn die finanzielle Repression wird weiter das Geschehen an den Kapitalmärkten dominieren. Der Kampf gegen ausufernde Staatsschulden wird zum Dauerthema der Zukunft. Die aktuelle Niedrigzinsphase wird anhalten, die Inflation in den nächsten Jahren voraussichtlich höher sein als die Zinsen auf solide Staatsanleihen. Aktien sind als Sachwertanlage in diesem Umfeld bei einem langfristigen Anlagehorizont eine gute Alternative, um einen Kapitalverlust zu verhindern.

Gerade in diesem Marktumfeld sind deshalb fondsbasierte Versicherungsprodukte sowohl für Versicherungen als auch für deren Kunden besonders interessant.

Für Versicherungen ist es im aktuellen Umfeld niedriger Zinsen auf hochwertige Staatsanleihen eine Herausforderung, den Garantiezins und idealerweise eine wettbewerbsfähige Überschussbeteiligung zu erwirtschaften.

Für Anleger gibt es gleich mehrere Gründe für eine Anlage in Fondspolicen. Während klassische Lebens- und Rentenversicherungen strengen Anlagevorschriften unterliegen, die eine Teilnahme an den Entwicklungen der internationalen Aktienmärkte nur in sehr begrenztem Umfang ermöglichen, können Fondspolicen Kurs- und Renditechancen in vollem Umfang ausnutzen.

Zudem haben die Anbieter auf den Wunsch der Kunden nach mehr Flexibilität reagiert. Gute fondsgebundene Produkte bieten umfangreiche Wahlmöglichkeiten, sodass sich die Kapitalanlage jederzeit flexibel an die aktuelle Lebenssituation und das jeweilige Sicherheitsbedürfnis anpassen lässt.

Bei einer Fondspolice profitiert der Kunde auch vom Versicherungsschutz und dem Recht auf eine lebenslange Rente.

Auch beim Thema Sicherheit - für Vorsorgesparer angesichts der Eurokrise mit ihrem letzten Höhepunkt in Zypern ein immer wichtigerer Faktor - können Fondspolicen punkten. Fonds sind als Sondervermögen vor einer Insolvenz des Anbieters geschützt und die entsprechenden Versicherungsprodukte sind doppelt reguliert durch Banken- und Versicherungsaufsicht. Zudem bietet eine Fondspolice die Möglichkeit eines aktiven Risikomanagements: Zum einen wird typischerweise in verschiedene Anlagen investiert und damit das Risiko gestreut. Zum anderen sind während der Ansparphase in der Regel jederzeit Entnahmen oder Zuzahlungen möglich.

Außerdem fallen bei möglichen Fondswechseln keine zusätzlichen Kosten an - auch keine Abgeltungsteuer.

Kunden, die monatliche Beträge in einer fondgebundenen Versicherung anlegen, können sogar von den Kursschwankungen an den Kapitalmärkten profitieren. Dank des sogenannten Cost-Average-Effektes kann ein Anleger auf Dauer einen vergleichsweise günstigeren durchschnittlichen Kaufpreis je Fondsanteil erreichen, was sich insbesondere bei langfristigen Sparplänen, die wie fondsbasierte Rentenversicherungen auf zehn oder mehr Jahre angelegt sind, positiv bemerkbar macht. Am Beispiel des Fidelity Germany Fund lässt sich verdeutlichen, wie sich ein monatlicher Sparplan von 100 Euro in deutsche Aktien in den vergangenen zwölf Jahren entwickelt hat. Die annualisierte Rendite liegt mit 7,2 Prozent deutlich höher als bei festverzinslichen Wertpapieren. Und das trotz zweier Börsencrashs in diesem Zeitraum.

Versicherer rechnen mit einem Comeback

Dieses Beispiel lässt sich durchaus verallgemeinern und zeigt, dass fondsbasierte Versicherungslösungen aufgrund des langfristigen Anlagehorizonts und des Cost-Average-Effektes selbst in volatilen Zeiten eine äußerst interessante Rendite liefern können. Das gilt insbesondere für das Niedrigzinsumfeld, in dem wir uns befinden und das noch eine Weile andauern kann. So rechnet die Versicherungsbranche gemäß einer aktuellen Umfrage von Fidelity unter mehr als 100 Branchenentscheidern nicht damit, dass das Zinsniveau solider Staatsanleihen in den kommenden fünf Jahren über der Inflationsrate liegen wird. Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten (60 Prozent) geht davon, dass die aktuelle Niedrigzinsphase noch zwischen einem und fünf Jahren anhalten wird. Gut ein Drittel der Befragten (35 Prozent) ist sogar der Meinung, dass Investoren noch fünf bis zehn Jahre mit der Zinsflaute leben müssen.

Dieser Umstand gewinnt besonders an Brisanz, wenn man ihn mit der Einschätzung zur Entwicklung der Inflationsrate ins Verhältnis setzt. So gehen zwei Drittel (67 Prozent) der befragten Branchenvertreter davon aus, dass die Inflation in den nächsten fünf Jahren höher ist als die Zinsen auf solide Staatsanleihen. Als Folge erwarten 83 Prozent der Befragten, dass es aufgrund des dauerhaft niedrigen Zinsumfelds im Neugeschäft der Lebensversicherungen Verschiebungen zugunsten kapitalmarktnaher Produkte geben wird. 40 Prozent sind der Meinung, dass gemanagte Varianten in Fondspolicen infolge der zunehmenden Regulierungsdichte in der Anlageberatung wichtiger werden. Zugleich jedoch schätzen 23 Prozent, dass die Auswahl von Einzelfonds weiterhin dominierend sein wird, da es zu einer Spezialisierung in den Vertriebswegen kommen wird.

Gemanagte Portfoliolösungen neben Einzelfonds

Das Umfrageergebnis belegt damit einen Trend, den wir auch in unserem täglichen Geschäft beobachten. Lebensversicherer fragen neben Einzelfonds neuerdings verstärkt komplette, gemanagte Portfoliolösungen nach. Hier sind wir in der Lage, mit der Anlageerfahrung als unabhängiger Vermögensverwalter zu helfen. Wir können Lösungen anbieten, mit denen die Versicherer ihre hauseigene Expertise ergänzen können. So bietet Fidelity bei gemanagten Portfoliolösungen für Versicherungen das erste umfassende Angebot im Markt, wobei die Portfolioauswahl aus rund 8 000 Fonds von über 220 Anbietern für Unabhängigkeit sorgt.

Neben einer Zusammenstellung des Portfolios gemäß dem individuellen Risikoprofil und dem Anlageziel ist gerade bei langen Ansparzeiten eine regelmäßige Anpassung des Depots an die Anlage ziele wichtig. Genau das bietet die Lösung: Das Portfolio besteht aus Aktien-, Renten- und Rohstofffonds der besten Anbieter, die Qualität der Fonds wird regelmäßig geprüft und Produkte ausgewechselt, wenn sie die Anforderungen nicht mehr erfüllen. Zudem wird die Einteilung des Depots nach Anlageklassen jedes Jahr entsprechend dem ermittelten Risikoprofil aus balanciert. Zum individuell gewählten Auszahltermin hin wird das Risiko im Depot sukzessive reduziert, um das Vermögen vor Kursschwankungen zu schützen.

Allerdings bedeutet die verstärkte Nachfrage nach solchen Komplettlösungen nicht, dass Einzelfonds an Bedeutung völlig einbüßen. Vielmehr wird es zukünftig ein Nebeneinander der verschiedenen Möglichkeiten geben. Die Versicherungsbranche kann so besser auf die unterschiedlichen Wünsche ihrer Kunden eingehen und ein Ergänzungsangebot zu teils sehr komplexen und zinssensitiven Produkten wie zum Beispiel Drei-Topf-Hybriden bieten.

Wichtige Säule der Altersvorsorge

Einfach und solide konstruierte Fondspolicen haben somit gute Chancen, von dem aktuell schwierigen Umfeld zu profitieren. Natürlich müssen Kunden dabei auch zwischenzeitliche Verlustphasen aushalten können. Wichtig ist also der lange Atem. Die Risiken von fondsgebundenen Produkten werden bei langen Laufzeiten - und darauf sind Fondspolicen nun einmal ausgelegt - überbewertet. Denn historisch gesehen entwickeln sich Aktienanlagen über längere Zeiträume in der Regel besser als andere Anlageklassen. Der Cost-Average-Effekt tut bei langfristigen monatlichen Einzahlungen, wie sie bei Versicherungsprodukten üblich sind, ein Übriges, um fondsbasierte Versicherungslösungen zu einer interessanten Anlagelösung zu machen.

Gute Fondspolicen können damit eine Sicherheit, Transparenz und vor allem auch Renditechancen bieten, die langfristig orientierte Anleger bei den klassischen festverzinslichen Papieren nicht mehr bekommen. Fondspolicen sollten deshalb eine wichtige Säule bei der Altersvorsorge sein. Denn mit ihrem besonderen Leistungsprofil ergänzen sie die gesetzliche Rente und tragen dazu bei, ein ausreichendes Alterseinkommen zu sichern.

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